Darum gehts
- Junge Frauen zeigen auf Social Media, wie erfüllend das Single-Leben sein kann
- Begriffe wie #Date yourself und #Solo Dates trenden in sozialen Medien
- Selbstreflexion, mehr Freiheit und individuelle Selbsterfüllung
«Ich schätze die Unabhängigkeit, die Ruhe, die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, ohne sie mit jemandem abzustimmen», erzählt die Influencerin Michelle Canisius (28) in einem Tiktok-Beitrag zum Thema Alleinsein. Sie hat sich bewusst dazu entschieden, ihr Single-Leben zu würdigen. In den sozialen Medien teilt sie ihren Alltag und zeigt, wie reichhaltig die Zeit für sich ist.
In den sozialen Medien trenden Begriffe wie #DateYourself oder #SoloDates. Darunter zeigen sich besonders junge Frauen bei Solo-Aktivitäten. Es geht alleine ins Museum, ins Café oder ins Kino. Man besucht Konzerte oder einen Malkurs. Erfahrungen ganz für sich selbst machen und daran wachsen. Oft wird das mit einer bewussten Entscheidung für ein Single-Leben verknüpft.
«Das alte Gesellschaftsbild steckt noch in vielen Köpfen»
Die Influencerin Tamara (33) schätzt die Erfüllung durch sich selbst, nachdem sie nun seit sechs Jahren bewusst Single ist. Ihren Lebensentwurf will sie auf Tiktok sichtbar machen.
Oft wird sie jedoch mit negativen Reaktionen konfrontiert. Zu Blick sagt Tamara: «Eines der häufigsten Vorurteile ist definitiv, dass Singles «einsam» oder «unvollständig» sein müssen — als ob ein erfülltes Leben nur mit Partner möglich wäre.» Sie betont, dass man auf Social Media oft mit der Unterstellung konfrontiert werde, sich selbst zu belügen oder sich etwas vorzumachen. Auch Beziehungsunfähigkeit laute das voreingenommene Urteil.
Tamara macht ihren Standpunkt gegenüber Blick deutlich: «Ich habe mich bewusst für ein Leben entschieden, das nicht vom Beziehungsstatus abhängig ist, sondern von meiner eigenen Zufriedenheit.» In den Reaktionen auf Social Media beobachtet sie eine verinnerlichte Problematik: «Rechtfertigen muss ich mich tatsächlich häufig dafür, dass ich als Single glücklich bin — und das zeigt, wie tief dieses alte Gesellschaftsbild noch in vielen Köpfen steckt.»
Singledasein als bewusste Entscheidung
Ein Grund für Michelle Canisius, Single zu bleiben, ist die Überfülle an Optionen: «Apps, soziale Kreise, Events – und doch fühlt sich alles oberflächlich an. Zu viel Auswahl macht es schwer, sich wirklich auf jemanden einzulassen.» Tiefe findet sie vielmehr bei sich selbst. Auch die Angst verletzt zu werden, halte sie teilweise davon ab, intime Beziehungen aufzubauen.
Tiktokerin Tamara erklärt Blick, dass ihre Entscheidung für ein bewusstes Singledasein in einem Prozess begründet liege: «Nach meiner letzten Beziehung vor sechs Jahren musste ich quasi komplett von vorn anfangen und habe gemerkt, wie gut es mir tut, meinen Alltag selbstbestimmt zu gestalten, mich auf meine eigenen Ziele zu fokussieren und mich emotional nicht von jemand anderem abhängig zu machen.» Sie resümiert: «Das hat mein Selbstwertgefühl enorm gestärkt und mir irgendwann gezeigt, dass ich eigentlich keinen Partner an meiner Seite brauche.»
Zwar gebe es auch bei ihr Momente, in denen sie denke: «Wäre jetzt schön, jemanden an der Seite zu haben.» Besonders wenn sie sich traurig fühle oder sich in bestimmten Situationen Unterstützung wünsche. Doch: «Diese Momente waren für mich nie stark genug, um meine grundsätzliche Zufriedenheit infrage zu stellen. Für mich ist das Singleleben keine Ersatzlösung, sondern eine bewusste Entscheidung.»
Keinen äusseren Erwartungshaltungen unterordnen
Auch die Begriffe #Boysober oder #Celibacy finden sich immer häufiger in sozialen Medien. Darunter berichten junge Frauen, sie hätten sich bewusst dafür entschieden, nicht mehr mit Männern intim zu werden – und diese auch nicht daten zu wollen.
Gewalttaten gegen Frauen nehmen zu, kontroverse Influencer wie Andrew Tate (38) vermitteln frauenfeindliche Ansichten. Fehlende Gleichberechtigung sehen einige junge Frauen daher als Grund, keine heterosexuellen Beziehungen eingehen zu wollen.
Auch die Influencerin Chloe Bow (32) gibt an, keinen Partner und keine Kinder zu wollen. Sie sieht in ihrer Entscheidung eine feministische Befreiung. Sie will sich nicht einschränken müssen, keine ungleichmässig verteilte Care-Arbeit übernehmen und sich keinen äusseren Erwartungshaltungen unterordnen. «Lang lebe die egoistische Frau», titelt sie ihren Tiktok-Beitrag daher ironisch.