Finnmark, Norwegen
Ferien in Skandinavien boomen. Nebst der atemberaubenden Landschaft, der Sicherheit und hohen Lebensqualität liegt das vor allem an zwei Punkten. Erstens «fliehen» immer mehr Reisende im Sommer die überfüllten Mittelmeerdestinationen, zweitens hat leider auch der Klimawandel seine Finger im Spiel. Mit den zunehmenden Hitzeperioden in Zentral- und Südeuropa lockt das mildere Klima Menschen in den Norden. Aber: Trotz Boom ist Skandinavien immer noch herrlich leer.
Meine liebste Region ist die Finnmark an der nordöstlichsten Spitze Norwegens. Der Landstrich ist so gross wie die Schweiz, beherbergt aber nur etwa 74'000 Menschen (dafür streifen hier etwa 185'000 herzige Rentiere durch die Gegend). So weit im Norden, um den 70. Breitengrad, überleben nur Gräser und Flechten auf den schier endlosen Ebenen. Diese Weite ist herrlich zum Wandern und um die Seele atmen zu lassen.
Wer nach ein paar Tagen in der Natur wieder etwas Menschen-Kontakt braucht, findet Städte wie Hammerfest, Alta oder Kirkenes. Mein Favorit ist die kleine Ansiedlung Karasjok im Landesinnern, die sehr stark durch die Tradition der Samen geprägt ist. Und natürlich darf ein Trip zum Nordkap nicht fehlen, dem mit 71. nördlicher Breite fast nördlichste Punkt des europäischen Festlands.
Tipp: Am besten leiht man sich einen Camping-Van (beispielsweise in der Stadt Tromsø) und bricht zu einem Roadtrip auf. Denn dank des Jedermannsrechts darf man hier wild campen (wenn man niemanden stört).
Steigerwald, Deutschland
Deutschland zählt zu den beliebtesten Kurztrip-Destinationen von Frau und Herrn Schweizer. Nebst Städten wie Berlin oder Hamburg reisen Schweizer insbesondere zu Zielen kurz hinter der Grenze in Bayern und Baden-Württemberg. Doch der «grosse Kanton» hat viel mehr «Hidden Gems» zu bieten, wie beispielsweise die Region Steigerwald im Nordwesten Bayerns. Der Landstrich reicht vom Fluss Main im Westen bis zur Stadt Bamberg im Nordosten und fast bis zur Metropole Nürnberg. Insbesondere für Geniesser und Aktivreisende ist der Steigerwald ein perfektes Reiseziel. Foodies können lokale Brauereien besichtigen und in den Dörfern am Main von Winzerei zu Winzerei tingeln und sich einen «Schoppen» gönnen, ein Glas Frankenwein. Hauptsächlich werden weisse Reben wie Silvaner oder Müller-Thurgau angebaut. Eine Ausnahme bildet das Dörfchen Wiesenbronn, das für seine Rotweine bekannt ist.
Wer seine Wein- und Brotzeitkalorien wieder etwas abtrainieren will, findet viele Wander- und Velorouten durch das sanft gewellte Land, das gespickt ist mit herzigen, mittelalterlichen Dörfchen wie Iphofen oder Prichsenstadt. Schönste Stadt der Region ist das Unesco-geehrte Bamberg mit seiner historischen Altstadt und seinen vielen Brauereien. Unbedingt das Rauchbier bei der Brauerei Schlenkerla probieren!
Tipp: Als Basislager bietet sich das Örtchen Wiesenbronn an, wo man im familiären Rothweinhotel unterkommen und im benachbarten Weingut edle Tropfen probieren kann.
Galicien, Spanien
Galicien ist international wohl eine der unbekanntesten Regionen Spaniens, obwohl in den Nordwesten des Landes jährlich Hunderttausende Menschen hin pilgern – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in der Stadt Santiago de Compostela liegt der Endpunkt des Jakobswegs. Aber Galicien hat viel mehr zu bieten als Pilgersehnsüchte und Selbstfindung – allen voran für Foodies ist Galicien ein Eldorado. Schwerpunkt sind «mariscos», die Meeresfrüchte: Schwertmuscheln, Krebse verschiedener Art, Seespinnen, Herz-, Hummer, Miesmuscheln und Austern, die vor der Küste gezüchtet werden. Wundervoll schlemmen kann man sowohl in der einfachen Hafenbeiz wie im Zweisterne-Restaurant von Chef Pepe Vieiras in der Nähe der Stadt Pontevedra (ich habe selten so kreativ gegessen).
Überraschenderweise wird in Galicien auch Wein produziert: an der Küste der Weisswein Albariño, in Landesinnern in der Ribeira Sacra gedeihen leckere Rote. Das Weinbaugebiet Ribeira Sacra am Fluss Sil erinnert mit seinen steilen Terrassen etwas an den Douro in Portugal. Insbesondere im Herbst ein herrlicher Anblick!
Tipp: Galicien bietet auch einige sehr schöne Sandstrände – perfekte Alternativen zum manchmal überfüllten Mittelmeer.
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Neufundland, Kanada
Ein Sturm hat mich nach Neufundland geweht. Ich war vor Amerikas und Kanadas Ostküste auf einer Kreuzfahrt unterwegs, als wir wegen eines Tropensturms nach Norden ausweichen mussten. Angelandet sind wir im kleinen Städtchen Corner Brook, das eher pragmatisch daherkommt als malerisch. Dennoch hat es mir hier gleich gefallen. Insbesondere weil es an diesem Flecken verblüffend wichtige Geschichte zu erleben gibt: Hier hat der junge Engländer James Cook im 18. Jahrhundert die Küste kartographiert. Dies tat er so gut, dass er von der englischen Krone beauftragt wurde, in die Südsee zu fahren, wo er dann Australien «entdeckte». Aber Neufundland kann geschichtlich noch aufregender sein: Ganz im Norden der Insel findet sich bei L'Anse aux Meadows 1000-jährige Siedlungsreste der Wikinger – die ersten europäischen Besucher in der Neuen Welt. Highlight Neufundlands ist die Natur, die man auf langen Wanderungen erkunden kann.
Tipp: Bester Zeitpunkt für einen Besuch ist der 8. April 2024 um 19.45 Uhr. Dann kann man im Terra-Nova-Nationalpark eine totale Sonnenfinsternis erleben.
Fès, Marokko
Marokko ist das angenehmste Reiseland Nordafrikas: Die Reise-Infrastruktur ist top, die politische Lage ist sicher und vor allem wird man als Reisender nicht ständig von Souvenirverkäufern bedrängt. Touristischer Top-Spot ist die wunderschöne Stadt Marrakesch, die für meinen Geschmack allerdings etwas zu überfüllt ist. Bei meinem letzten Besuch habe ich die Stadt Fès entdeckt – und schwärme immer noch. Die ehemalige Königsstadt ist das ursprüngliche Marrakesch, da die mittelalterliche Altstadt sich noch nicht auf die Bedürfnisse von Touristen eingestellt hat (von ein paar Souvenirgeschäften mal abgesehen).
Wer sich in der Altstadt in einem historischen Haus einquartiert (idealerweise in einem Airbnb), der kann authentischen marokkanischen Alltag erleben. Sightseeing-Highlight sind verschiedene historische Koranschulen und vor allem die Ledergerbereien, die mitten in der Altstadt liegen. Ein Besuch ist ein Muss – allerdings ist der Gestank nichts für schwache Gemüter.
Tipp: Schönstes Café und Teehaus ist The Ruined Garden, wo man nicht nur eine Sightseeing-Pause einlegen, sondern auch sehr lecker essen kann.