Eurostar-Züge in London: Briten verkaufen ihren Anteil (Archiv)
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25 Jahre der Eurostar
Eurostar-Strecke Paris-London wegen Brexit in Gafahr

Der Eiffelturm ist vom Big Ben nur eine gut zweistündige Zugfahrt entfernt. Möglich macht das seit genau 25 Jahren der Eurostar. Doch der Brexit könnte für das Projekt zum Problem werden.
Publiziert: 13.11.2019 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 12:45 Uhr
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Der rund 37 Kilometer lange Tunnel bedeutet für UK direkte Verbindung zu Europa.
Foto: Reuters

Rund 700 Passagiere waren an Bord, an diesem Morgen vor 25 Jahren. Am 14. November 1994 verliess der erste Eurostar London mit dem Ziel Paris. «Vom Bahnhof Waterloo ging es pünktlich los», erinnert sich der damalige Zugführer Bob Priston in der britischen Zeitung «Guardian".

«In Nordfrankreich beschleunigten wir auf 300 Stundenkilometer. Wir waren uns bewusst, dass es ein historischer Moment war.» Nichts durfte schiefgehen. Nach einer dreistündigen Fahrt erreichte der Eurostar den Bahnhof Gare du Nord in Paris.

Ausbau von Eurostar im Jahr 2007

Der Eurostar nahm nur wenige Monate nach der Eröffnung des Eurotunnels den Betrieb auf. Der rund 37 Kilometer lange Tunnel unter dem Ärmelkanal ist nicht nur der längste Unterwassertunnel der Welt, sondern auch Grossbritanniens direkte Verbindung zu Europa.

Damals schlich der Zug durch Südengland, bis er nahe Folkestone in den Eurotunnel verschwand. Erst 2007 wurde die Hochgeschwindigkeitsstrecke High Speed 1 auf britischer Seite komplett ausgebaut und die Fahrtzeit auf nun zwei Stunden und 15 Minuten von London nach Paris verringert. Das ist etwa eine Stunde weniger als zu Beginn. Im Jahr 2018 reisten 22 Millionen Passagiere durch den Eurotunnel; davon rund 11 Millionen mit dem Eurostar.

Die bekannteste und beliebteste Eurostar-Strecke ist bis heute Paris-London, aber sie ist längst nicht mehr die einzige. So verbindet der Zug unter anderem auch Paris mit Brüssel und Amsterdam.

Vom Zentrum Paris nach Zentrum von London

Doch warum den Zug nehmen, wenn man von Paris nach London auch in gut einer Stunde fliegen kann? «Der Zug ist schon allein deshalb eine grosse Zeitersparnis, weil man direkt in den Metropolen ankommt und nicht an einem Flughafen ausserhalb», sagt Torsten Kirstges, Professor für Tourismusmanagement an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven.

Einchecken und Passkontrolle - so wirklich weg fällt das allerdings auch beim Eurostar nicht. Wer den Zug nimmt, muss auch zeitiger kommen - zwischen 45 und 60 Minuten vorher werden empfohlen. Der Check-in am Pariser Gare du Nord ist bekannt für lange Schlangen. Ohne Personalausweis oder Pass geht nichts - Grossbritannien gehört nicht zum Schengen-Raum. Den langen Weg zu den Pariser Flughäfen kann man sich immerhin sparen.

Zugfahrt ist deutlich umweltfreundlicher

Ein weiterer Vorteil: Der Zug ist deutlich umweltfreundlicher als das Flugzeug. Statt eines ökologischen Fussabdrucks von 64,2 Kilogramm Kohlendioxid für den Flug von London nach Paris belastet die Zugreise die Umwelt nach Angaben von Eurostar nur mit 4,1 Kilogramm CO2 pro Person. Ähnlich sieht es bei den Strecken London-Brüssel oder London-Amsterdam aus.

Die französische Staatsbahn SNCF hatte jüngst angekündigt, dass sie eine Fusion ihrer Tochtergesellschaften Eurostar und Thalys plant. Thalys verbindet etwa Frankreich, Belgien, die Niederlande und Nordrhein-Westfalen. Durch die Kombination der Netze sollen noch mehr Menschen vom Flieger auf den Zug wechseln. Tourismus-Experte Kirstges hofft, dass - unabhängig vom Tunnel - künftig in Europa verstärkt auf den Zug gesetzt wird. «Da ist doch der Geburtstag des Eurostar auch ein Denkanstoss - gerade wenn das Fliegen auf kurzer Strecke immer mehr unter Beschuss gerät.»

Eurostar ist auch für «Schreckliche» Uniformen bekannt

Seit der ersten Fahrt des Eurostars hat sich viel getan. So wurde das Streckennetz erweitert, aber auch in puncto Design ist vieles anders. Der damalige Schaffner Tom Wolfe erinnert sich im «Guardian» an die ersten Uniformen: Sie wurden von Designer Pierre Balmain entworfen und waren kanariengelb.

«Schrecklich!», so das Urteil von Wolfe. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Eurostar setzte der damalige Kreativdirektor Christopher Jenner auf Retro. Die neue Londoner Schalterhalle in St. Pancras kombiniert Jugendstil und viktorianische Gotik und soll an das «goldene Zeitalter des Reisens» erinnern.

Wegen Brexit Chaos befürchtet

Die Zukunft hält nun eine grosse Herausforderung bereit - den Brexit. Sollte Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen, rechnen die Autoren eines Regierungsberichts mit «Chaos» am Londoner Eurostar Terminal, wie die «Financial Times» berichtete.

Im schlimmsten Fall müssten täglich bis zu 15'000 Passagiere anderthalb Kilometer lang Schlange stehen. Dazu käme es, wenn Frankreich britische und Nicht-EU-Reisende strengen Passkontrollen unterziehe. Möglicherweise würde auch die Zahl der Geschäftsreisen sinken. Derzeit sind 60 Prozent aller Reisenden wochentags geschäftlich unterwegs.

Auf der Schiene rollen aber nicht nur Passagierzüge, sondern auch Güter- und Autozüge. 2018 transportierte der Autozug Le Shuttle 2,7 Millionen Fahrzeuge, 1,7 Millionen Laster waren auf Lkw-Shuttles unterwegs. Seit Eröffnung des Tunnels haben fast 410 Millionen Tonnen Waren die Röhre passiert - die meisten auf Lkw-Shuttles. Bei einem Brexit ohne Vertrag drohen Zollkontrollen - und kilometerlange Staus. (sda)

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