BLICK in Bhutan
Das Königreich der Glücklichen

Bhutan? Wo liegt das? Bisher kennen nur Insider das kleine Königreich im Himalaya. BLICK war zu Gast in Bhutan und berichtet vom Glück, das dort zu Hause ist.
Publiziert: 03.05.2016 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2019 um 11:17 Uhr
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Junge Klosterschüler vor Gebetsmühlen.
Foto: Getty Images
Kaye Anthon
Kaye Anthon, Blattmacherin BLICK.

Der erste Atemzug beim Verlassen des Flugzeugs in Paro ist ein Versprechen: Reine Luft und klare Sicht auf die Berge erzählen von der Verheissung, im Himalaya das Glück zu finden. Bei den ersten Schritten auf Bhutans Boden hat die Besucherin schon einen spektakulären Landeanflug hinter sich – an Steilhängen vorbei und über Bergkuppen das enge Parotal hinunter.

Wo liegt Bhutan?

 

Bhutan ist das kleine Königreich auf dem Dach der Erde ohne Verkehrsampeln, aber dafür vielen Klöstern – hier wird Bhuddismus gelebt, die Riten sind Teil des Alltags. Kurz nach der Ankunft segnet ein Lama den Gast, überreicht die Khata, den weissen Begrüssungsschal, bindet einem das Sundgdü-Halsband um. Es folgt der Gang um eine riesige Gebetsmühle, die von Hand angestossen wird. Darin sind, in kleinster Schrift, Tausende Gebete aufgerollt. Eine effiziente Art zu beten: Dreht man einmal daran, zählt das für alle Mantras aufs Mal.

Gebetsmühle im Garten des Taj-Tashi-Hotels in Thimphu.
Foto: Kaye Anthon

Der anschliessende Spaziergang durch die Hauptstadt Thimphu führt am Dzong vorbei. Eine riesige Festung, in der Tempel, Verwaltung und Kloster untergebracht sind. In einer Art Stadion in der Mitte der Anlage tanzen selbstvergessen Mönche. Sie drehen sich im Kreis, springen geschmeidig in die Luft. Eine lose Choreografie – kein Tourist, ausser der Autorin, stört. Ein Zauber liegt in der Luft, hier tanzt das Glück.

Magischer Moment: Mönche tanzen im Innenhof des Dzong in Thimpu.
Foto: Kaye Anthon

 

Das Königreich der Glücklichen

Glück ist sowas wie Bhutans Währung: Das Bruttonationalglück, die «Gross National Happiness», sei wichtiger als das Bruttonationaleinkommen, erklärte der frühere König Jigme Singye Wangchuck (50) einst. Jedes Jahr wird in Bhutan die Bevölkerung nach ihrem Glücksempfinden befragt: Nur 8,8 Prozent gaben letztes Jahr an, unglücklich zu sein. Der Rest? Der ist zumindest partiell glücklich. Seit 2008 ist Glück staatlich verordnet und steht sogar in der Verfassung.

Das Glücksprinzip ruht auf neun Säulen – eine davon ist der Schutz von Kultur und Tradition. Öffentliche Gebäude in Bhutan dürfen nur in traditionellen Kleidern betreten werden, von Männern im Gho, einem mantelartigen Umhang, von Frauen in der Kira, einem bodenlangen Rock. Bhutan will seine Traditionen bewahren und entwickelt sich betont langsam: Bis 1999 gab es kein Fernsehen, Handys funktionieren erst seit 2004. Was unglücklich macht, wird verboten: Zigaretten zum Beispiel. Im ganzen Land gibt es keine zu kaufen. Ausländer dürfen 200 Zigaretten einführen – wenn sie den hohen Zoll bezahlen, um eine Rauchbewilligung zu erhalten.

Bhutans Hauptstadt liegt auf 2334 M.ü.M. - will man nach Punaka muss man über den Dochula-Pass (3116 M.ü.M) und passiert malerische Szenerien.

In Thimphu zu rauchen, verleidet einem aber schnell. Die Hauptstadt liegt auf 2500 Metern über Meer, da wird der Atem schnell flach. Richtig hoch hinaus kann man in Bhutan ohnehin nicht. Weil die Bhutaner glauben, dass in der Höhe Geister wohnen, ist es verboten, auf Berge zu steigen, die höher sind als 6000 Meter. Deshalb liegt der höchste unbestiegene Berg der Welt in Bhutan: der Gangkhar Puensum mit 7570 Metern. Ein Ausverkauf des Himalaya, wie er in Nepal betrieben wird, ist in Bhutan undenkbar. Das Land setzt auf Naturschutz und streng regulierten Fremdenverkehr. Nur rund 30 000 Touristen kamen im letzten Jahr.

Reisterrassen in Phunaka.
Foto: Kaye Anthon

Warum Sie nach Bhutan reisen müssen

Wer durch Bhutan reist, entdeckt neue Pfade. Dafür sind pro Tag mindestens 250 Dollar für das Visa fällig, Übernachtung in einem einfachen Hotel, Fahrer und Guide inklusive. Jeder zusätzliche Luxus kostet: Eine Nacht in einem der exklusivsten Hotels des Landes, dem Amankora in Paro, schlägt mit 1300 Franken zu Buche. Die Premium-Hotelkette des russischen Oligarchen Wladislaw Doronin (53) hat in verschiedenen Regionen des Landes fünf Resorts ­gebaut. Wer hier nächtigt, liebt perfekten Service, puristisches Design und meditative Ruhe.

Trotzdem gilt: Wer in Bhutan das Glück finden will, braucht diesen Luxus nicht. Das beweist ein Besuch in Punakha, rund vier Stunden Fahrt von Thimphu entfernt. Kinder spielen im Garten des Dzong, Jugendliche lauschen den Worten des Lama, im Tempel singen die Mönche ihr Mantra. Der Zauber vom Glück – in Bhutan ist er überall.

Der Dzong in Phunaka - die Brücke wurde von Schweizer Architekten restauriert.

Dennoch darf die Frage gestellt werden, wie glücklich das schweizgrosse Land, eingequetscht zwischen Indien und China wirklich ist. Der grosse Teil der rund 740 000 Einwohner lebt in Armut. Eine schnelle Öffnung Bhutans hält Premierminister Tshering Tobgay (50) für falsch: «Wir treiben eine moderate Modernisierung voran.» Er fürchtet, zu viel Tempo könnte das Land das Glück kosten.

So verschlossen Bhutan für Ausländer manchmal scheint, so unverschämt offen kann es auf Europäer wirken: Manche Häuser sind mit sehr detailliert gestalteten Penissen bemalt. Nicht der Fruchtbarkeit wegen, sondern auch um die Bewohner vor Dämonen zu schützen.

Phallus-Brunnen: Die Darstellung des männlichen Geschlechts soll vor Dämonen schützen.
Foto: Kaye Anthon

Zum perfekten Glück fehlt am Schluss nur noch eines: einen Moment innehalten in Taktshang, dem Tigernest-Kloster. Es klebt an ­einem Felsen hoch über dem Parotal. Knapp zwei Stunden dauert der Fussmarsch zum berühmtesten Kloster Bhutans auf 3120 Metern ü. M. Eine Spende an das Kloster bringe Glück, heisst es.

Das berühmteste Kloster Bhutans: das Tigernest, auch Taktshang , in Paro.
Foto: Kaye Anthon
Weitere Highlights

Reise Die beste Reisezeit ist von März bis Mai und September bis ­November. Druk Air fliegt fast täglich ab Bangkok und Delhi nach Paro.

Sehenswürdigkeiten

  • Bumthang: Hier baute der Schweizer Fritz Maurer in den 70er-Jahren die erste Käserei Bhutans auf. Die ärmliche Region gilt als religiöses Zentrum, hier sind die ältesten buddhistischen Kloster und Tempel.
  • Dzong in Paro: Hier wurde 1993 der Hollywood-Streifen «Little Buddha» mit Keanu Reeves gedreht.
  • Taktsang Gompa: Das Tigernest-Kloster im Paro Tal ist das Wahrzeichen Bhutans.
  • Trekking: Der König machts, der Premierminister machts – und auch die Touristen: Von lokalen Veranstaltern durchgeführte Trekking-Touren in der unberührten Natur sind ein Highlight auf der Reise.

Informationen

Reise Die beste Reisezeit ist von März bis Mai und September bis ­November. Druk Air fliegt fast täglich ab Bangkok und Delhi nach Paro.

Sehenswürdigkeiten

  • Bumthang: Hier baute der Schweizer Fritz Maurer in den 70er-Jahren die erste Käserei Bhutans auf. Die ärmliche Region gilt als religiöses Zentrum, hier sind die ältesten buddhistischen Kloster und Tempel.
  • Dzong in Paro: Hier wurde 1993 der Hollywood-Streifen «Little Buddha» mit Keanu Reeves gedreht.
  • Taktsang Gompa: Das Tigernest-Kloster im Paro Tal ist das Wahrzeichen Bhutans.
  • Trekking: Der König machts, der Premierminister machts – und auch die Touristen: Von lokalen Veranstaltern durchgeführte Trekking-Touren in der unberührten Natur sind ein Highlight auf der Reise.

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