Unterwegs in Mexiko
Spektakuläre Bike-Tour durch Yucatan

Mexikos Halbinsel Yucatán ist ein Magnet für Badenixen und Sonnenanbeter. Das flache Land ist aber auch ein Veloparadies. Wir haben uns in den Sattel geschwungen!
Publiziert: 19.06.2018 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:05 Uhr
Wer mit dem Bike in Yucatan unterwegs ist, erlebt Land und Leute intensiver.
Foto: Christian Bauer
Christian Bauer

Der Schamane hat für die Geisterzeremonie sein bestes Hemd angezogen und den Urwald-Altar mit Plastik-Rosen geschmückt – auch Geisterbeschwörer müssen mit der Zeit gehen. In alle Himmelsrichtungen schwenkt er eine rauchende Schale und rezitiert Sprüche in altem Maya-Singsang. Befremdlich wirkt das. Aber es ist zu unserem Besten: Wir wollen uns in den Urwald von Yucatán wagen, und da müssen uns die Geister gewogen sein – zum Schutz vor Spinnen, Giftschlangen, Pumas und Jaguaren, die hier noch durchs Gestrüpp schleichen.

Yucatan auf dem Bike erkunden

Die Halbinsel im Südosten Mexikos ist vor allem für seine Sandstrände bekannt. Kilometer um Kilometer reiht sich hier ein Hochglanz-Setting an das nächste. Allen voran die Badehochburg Cancún – sie zieht jährlich Millionen Touristen auf der Suche nach Beach und Party an. Wir wollen allerdings die ausgetretenen Touristenpfade verlassen und den Landstrich mit dem Velo erkunden.

Zu sehen gibt es nebst Natur und jahrtausendealter Geschichte auch einen faszinierenden Kulturenmix. Yucatán ist das angestammte Gebiet der Maya, jener Volksgruppe, die für ihre einstige Hochkultur mit tollkühnen Pyramiden bekannt ist. Doch vor ziemlich genau 500 Jahren kamen die Spanier übers Meer und zwangen dem Kontinent ihre Kultur und Religion auf. Ganz konnten die Eroberer das Maya-Weltbild allerdings nicht ausmerzen. Der Glaube an Naturgeister ist immer noch lebendig.

Der Schamane besänftigt die Geister.
Foto: Christian Bauer

Zum Abschluss seiner Zeremonie reicht uns der Schamane einen Trunk, der ebenso erdig und rauchig schmeckt wie das Land. Nun sind wir bereit, Klammeraffen zu suchen. Leider hilft der Zauber nicht wirklich: Die putzigen Tierchen mit den langen Armen, die wir beim Mittagsschlaf stören, pinkeln vergnügt auf die neugierigen Touristen mit ihren klickenden Kameras. Dass die bedrohten Affen sich hier noch durch den Urwald hangeln, ist eine kleine Sensation. Der steinige Boden Yucatáns eignet sich nicht für intensive Landwirtschaft. Vielerorts ist die Natur deshalb noch intakt, so wie hier im Naturreservat Punta Laguna, das die Mayas poetisch Ma’ax Yetel Kooh nennen, das Haus des Klammeraffen und des Jaguars.

Abkühlung gibts in einer Zenote, einem unteridrischen See

Eine Zenote mit offenem «Dach». Manchmal befinden sich die Seen in einer Höhle.
Foto: Christian Bauer

Yucatán ist flach wie eine Tortilla. Ideales Veloland möchte man meinen, doch das Biken verlangt uns alles ab. Täglich radeln wir 40 bis 70 Kilometer auf teilweise schnurgeraden Strassen. Und spätestens ab elf Uhr hat die erbarmungslose Sonne das Tropenland wie ein Dampfbad aufgeheizt – das schlägt auf die Motivation. Doch ist,  den Maya-Göttern sei Dank, die nächste Abkühlung nie weit. Das Zauberwort heisst Cenote – unterirdische Seen, die erfrischender sind als jede Badi.

Die Halbinsel, in die der Komet eingeschlagen haben soll, welcher die Dinosaurier auslöschte, ist durchlöchert wie Emmentaler. In dem porösen Kalkstein haben sich riesige Höhlensysteme gebildet, die nur wenige Meter unterhalb der Oberfläche liegen. Heute tummeln sich hier Touristen und Einheimische gleichermassen.

Reiche Maya-Kultur

Diese Struktur ist eine Wegkreuzung der Mayas.
Foto: Christian Bauer

Zu Zeiten der Maya waren die Cenotes allerdings heilige Tore zu den Göttern der Unterwelt und den Priestern vorbehalten. Noch heute findet man in den Tiefen Opfergaben und menschliche Skelette – die Maya hatten eine Vorliebe für Menschenopfer. Entweder wurden Kriegsgefangene geopfert oder noble Maya-Söhne, die durch ein Ballspiel auserkoren wurden.

In Yucatan leben noch viele Angehörige der Mayas.
Foto: Christian Bauer

Auf einem Spielfeld, von denen es in jeder Stadt mehrere gab, musste ein Kautschukball mit Hüft-und Schulterkicks durch einen senkrecht angebrachten Steinring bugsiert werden. Den Gewinnern wurde die ultimative Ehre zuteil: Sie gaben ihr Leben zu Ehren der Götter hin. Oder waren es die Verlierer? So genau weiss man das nicht. Was man weiss: Die abgetrennten Schädel der Opfer wurden nach dem Spiel dem Volk präsentiert.

Gleich mehrere Maya-Stätten stehen auf dem Programm unserer Tour. Die eindrücklichste ist Chichén Itzá mit ihrer 30 Meter hohen Tempelpyramide. Zudem schlendern wir durch Kolonialstädtchen, schlürfen Corona in Strassenbeizen, besuchen Tequila-Destillen, schauen Flamingos beim Stolzieren zu oder schwatzen mit den Menschen auf den Dorfplätzen.

Verdiente Erholung ...
Foto: Christian Bauer

Nach zehn ereignisreichen Tagen sind wir wieder zurück am Meer und lassen uns von einer Masseurin die sauren Waden durchkneten, während ein Barmann den nächsten Mojito mixt. Traumjob Reisejournalismus? Nein: die verdiente Erholung nach Tropenhitze und Dschungelfeuchte.

Informationen

Flüge: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich nach Cancún. www.flyedelweiss.com

Bike-Reise: Die beschriebene Veloreise durch Yucatán wird vom Schweizer Reiseveranstalter Bike Adventure Tours angeboten. Mit An- und Abreise dauert die Tour 16 Tage. Mit dabei sind eine Schweizer und eine lokale Reiseleitung. Ein Begleitbus transportiert das Gepäck und hilft, längere Strecken zu überbrücken. Insgesamt bietet Bike Adventure Tours in 10 Ländern Mittel- und Südamerikas Reisen an, abgestuften auf jegliches Können.  Kuba steht ebenso auf dem Programm, wie Costa Rica, Bolivien oder Patagonien. www.bike-adventure-tours.ch

Einreise: Zur Einreise nach Mexiko genügt ein Reisepass.

Geld: In den touristischen Orten kann mit Mexikanischen Pesos und US-Dollars bezahlt werden. Letztere allerdings zu einem schlechteren Wechselkurs. Bargeld gibts einfach am EC-Automaten. Zum Geldwechseln eignen sich Euro und US-Dollar.

Gesundheit: Yucatán liegt in den Tropen. Etwa sechs Wochen vor der Reise sollte man seinen Hausarzt kontaktieren, eventuell sind Impfungen nötig. Auf Mückenschutz achten! www.safetravel.ch

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