Wandern auf dem Weinweg Weinfelden TG
In Mostindien zählt auch der «Traubensaft»

Wenn im Herbst die Weinbauern ihre Trauben einholen, ist die beste Zeit für eine Wanderung durch die Weinberge. Neu seit diesem Jahr ist der «Weinweg Weinfelden» im Thurgau auf der Sonnenseite des Thurtals. Der besondere Clou: ein Weinsafe.
Publiziert: 06.10.2016 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:03 Uhr
Das Schlossgut Bachtobel gilt als eines der schönsten Weingüter des Kanton Thurgau.
Foto: ZVG
Christian Bauer

Das Erstaunen ist gross, als sich mitten im Weinberg der Weinsafe öffnet. «Das ist ja der Hammer», jauchzt eine Gruppe junger Frauen, als 20 Weinflaschen aus dem Boden auftauchen – genau das Richtige für ihren Geburtstagsausflug. Der Weinsafe ist der pfiffige Clou entlang des neuen «Weinwanderwegs Weinfelden» im Thurgau, der in diesem Sommer eröffnet wurde.

Dank eines Weinsafes kann man mitten im Rebberg Wein degustieren.
Foto: Christian Bauer

In dem kühlen Fach haben die umliegenden Weingüter ihre besten Weine für die Besucher zusammengetragen. Öffnen kann man den Weinsafe mit einem entsprechenden Code, der zusammen mit einem Weinweg-Rucksäckli am Bahnhof Weinfelden erstanden werden kann. Darin findet sich ein Degustationsglas, ein Mineralwasser sowie das typische Rebkernbrot der Region – schliesslich muss man beim Süffeln auch etwas im Magen haben.

Der Weinweg Weinfelden ist eine lehrreiche Wanderung

Die sanft gewellte Landschaft des Thurgauer Hinterlands bietet mit einer Mischung aus Wäldern, Apfelplantagen und mittelalterlichen Dörfchen ideale Wander- und Velobedingungen – gerade auch für Menschen, die sich keine Gebirgstour zutrauen. Mit dem neuen Weinweg will man nicht nur Touristen in die Region locken, sondern auch den Thurgauer Wein einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen.

Blick zurück auf die Stadt Weinfelden.
Foto: Christian Bauer

Auf der neun Kilometer langen Rundwanderung lernt man anhand zahlreicher Infotafeln alles über den Weinanbau, die lokalen Winzer und die typischen Rebsorten – allen voran über den Lokalmatador der Region, den Blauburgunder. Der Weg führt von Weinfelden entlang der Sonnenterrasse des Thurtals, die mit Weinreben übersät ist. Jetzt, im Herbst, herrscht hier Hochbetrieb: Die Lese der Weissweine hat begonnen. Wer den Winzern bei der Arbeit zuschauen möchte, sollte sich bald auf den Weg machen.

Ein Spaziergang auf dem Weinfelder Weinwanderweg ist natürlich nicht komplett ohne einen Stopp bei einem Rebbauern. Wir treffen Johannes Meier (40) vom Schlossgut Bachtobel, der zwischen den Vorbereitungen für die Lese Zeit für ein Schwätzchen findet. Das historische Ensemble des Bachtobels mit Herrenhaus und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden inmitten der Weinberge sucht im Kanton seinesgleichen. Würde nicht ein Schweizer Zug in der Ferne durch das Tal zuckeln, man würde sich unter den 200-jährigen Platanen wie auf einem Wein-Château in Südfrankreich fühlen.

Der Pinot noir vom Schlossgut Bachtobel schmeichelt den Gaumen

Aussergewöhnlich: Seit dem 16. Jahrhundert haben auf dem Weingut zwei Weinpressen erlebt – eine davon ist noch immer in Betrieb. «Die Torggel presst Wein schonender als moderne Geräte », so Meier, der das Familienunternehmen in der achten Generation führt. Wir sitzen in gemütlicher Runde vor dem Herrenhaus. Meier öffnet einen Pinot noir «No. 3» – seinen derzeitigen Spitzentropfen.

Johannes Meier (40) führt das Schlossgut Bachtobel in der achten Generation.
Foto: Christian Bauer

Wir schwenken, schmöckern und schlürfen. Was da die Kehle hinunterläuft ist fruchtigfrisch. Die Weinkenner am Tisch sprechen von Kirscharomen, von einem Hauch Pfefferminze. «Der Wein ist gut», sagt Meier bescheiden. «Noch zwei, drei Jahre in der Flasche, und das ist ein Spitzenwein.» «Ja, das war ein exzellenter Jahrgang», bestätigt die Önologin des Weinguts mit dem passenden Namen Ines Rebentrost.

Spitzenweine vom Ottenberg

Spitzenjahrgänge wird es aufgrund der Klimaerwärmung in Zukunft öfter geben als früher, als ein guter Blauburgunder hier oft Glückssache war. «Während es in anderen Regionen für den Pinot noir teilweise zu warm geworden ist, haben wir hier am Ottenberg derzeit Idealbedingungen», so Meier. Am Ottenberg haben Weinreben sonnentechnisch einen Logenplatz. Alleine drei Winzer aus dem Mini-Weinbaugebiet (56 Hektaren) haben es gemäss Gault Millau unter die besten 100 Winzer der Schweiz geschafft. Eine respektable Leistung.

In vom Rotwein beflügelter Glückseligkeit geht es über das malerische Örtchen Ottenberg langsam zurück nach Weinfelden – inklusive Nickerchen unter einem typischen Thurgauer Apfelbaum. Von der fröhlichen Geburtstagstruppe ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Ob wir nochmals beim Weinsafe vorbeischauen sollten?

Informationen zum Weinweg Weinfelden im Thurgau

Länge

9 Kilometer

Dauer

Etwa 3 Stunden

Anforderungen

Der Weg hat einige Steigungen, ist aber für jedermann machbar.

Weinsafe

Inbegriffen ist ein Probierglas Wein. Wer mehr degustieren möchte, wird um einen Obolus gebeten. Das Weinweg-Säckli gibt es am SBB Schalter in Weinfelden.

Informationen

www.weinweg-weinfelden.ch
www.bachtobel.ch

Länge

9 Kilometer

Dauer

Etwa 3 Stunden

Anforderungen

Der Weg hat einige Steigungen, ist aber für jedermann machbar.

Weinsafe

Inbegriffen ist ein Probierglas Wein. Wer mehr degustieren möchte, wird um einen Obolus gebeten. Das Weinweg-Säckli gibt es am SBB Schalter in Weinfelden.

Informationen

www.weinweg-weinfelden.ch
www.bachtobel.ch

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