Tag 1
Eine Woche lang nur ein Boot, das Meer und ich. Die Aufregung steigt. Ich komme in Split am Hafen an und sehe zum ersten Mal mein temporäres Zuhause, das Segelboot «Naomi II». Es ist geputzt, getankt und mit einem Vorrat an Essen und Getränken ausgerüstet.
Meine Mitsegler treffen nach und nach ein und fiebern genau wie ich dem Segeltörn in der Karibik Europas entgegen, wie das Segelrevier mit seinen mehr als 1000 Inseln vor der Küste Kroatiens auch genannt wird.
Bald legen wir ab. Unser Ziel: die Insel Brac, die grösste Insel Mitteldalmatiens. Im malerischen Städtchen Milna legen wir an, wagen den ersten Sprung von Deck ins glasklare Wasser und geniessen anschliessend ein kroatisches Abendessen.
Tag 2
Bereits am zweiten Tag geschieht das, wovon viele Urlauber träumen: Wir sichten Delphine. Wir warten gerade auf Wind, in dem Moment schwimmen fünf der graziösen Tiere direkt auf unser Boot zu, tauchen unterm Bug durch, und folgen uns eine Weile, bevor sie abdrehen.
Eine wirklich steife Brise weht uns am vierten Tag um die Ohren. Das Schiff neigt sich zur Seite. Wir krallen uns fest; das halbe Deck wird überspült. Wir segeln zum Dorf Vrulje auf Kornat, wo wir am Steg ankern und uns in einem gegenüberliegenden Hafenrestaurant stärken. Am Abend nehmen wir eine Wanderung auf uns, um einen herrlichen Ausblick auf den Sonnenuntergang über den Kornaten-Inseln erhaschen zu können.
Tag 5
So viel Wind wie noch nie! Mit 29 Knoten (55 km/h) geht es an Bord rund. Der Schräglage des Bootes fällt meine Ferienlektüre zum Opfer. Sie landet im Wasser. Macht nichts, Segeln ist sowieso spannender als Lesen. Im Etappenziel Skradin angekommen, besuche ich den Nationalpark Krk, der als Schauplatz für die «Winnetou»-Filme diente. Einige Stellen erkenne ich sofort aus den Filmen wieder.
Die Segeltörn-Woche geht viel zu schnell um. Zu Hause in Zürich muss ich mich daran gewöhnen, dass mich meine Wohnung nicht jeden Tag an einen neuen Ort bringt und ich nicht jeden Tag eine neue Bucht entdecken kann.
