Das Zeug zur Unternehmerin
Wenn Mama eine Firma gründet

Mütter haben oft ideale Eigenschaften für Unternehmensgründungen. Die Selbständigkeit wiederum bietet ihnen flexible Arbeitszeiten. Expertin Isabelle Siegrist kennt die typischen Hürden des Gründens und gibt Tipps, wie du diese optimal überwindest.
Publiziert: 20.01.2025 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2025 um 12:43 Uhr
Besonders die flexiblen Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Karriere treiben Mütter an, selbständig zu werden.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

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Olivia RuffinerRedaktorin

Müttern werden oft Superkräfte zugeschrieben. Dazu zählen Organisationstalent, Zeiteffizienz und Multitasking. Diese Eigenschaften, kombiniert mit der Fähigkeit, flexibel auf Unerwartetes zu reagieren, machen sie zu idealen Gründerinnen. Isabelle Siegrist (34), Expertin für Unternehmensaufbau, betont: «Für Mütter ist der Zeitpunkt entscheidend. Es ist oft das ‹Wieso nicht jetzt›, das den Anstoss zum Gründen gibt.»

Mütter entscheiden sich häufig für die Selbständigkeit, weil sie sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen. Die flexiblen Arbeitszeiten der Selbständigkeit kommen ihnen dabei gelegen. Doch wie erkennst du, ob du das Zeug zur Firmengründerin hast? 

«Resilienz ist eine der wichtigsten Eigenschaften», sagt Siegrist. «Ein Unternehmen aufzubauen, ist auch mit Rückschlägen verbunden, von denen man sich nicht unterkriegen lassen sollte.» Dazu ist es von Vorteil, Durchhaltevermögen, Optimismus und einen gewissen Hunger zu haben. Mit dem Gründen verlässt man seine gewohnte Umgebung als Arbeitnehmerin mit regelmässigem Lohn und klaren Strukturen. «Das braucht Mut», so Siegrist.

Die erste Hürde ist es, das sogenannte Imposter-Syndrom zu überwinden – die Angst, nicht gut genug zu sein. «Am Anfang ist es wichtig, an dich selbst zu glauben, und dass du es schaffst. Dieses Selbstvertrauen ist entscheidend.» Um das aufzubauen, kennt die Unternehmerin einige Strategien. 

Vision und Zukunft sind das A und O

Eine klare Vision und ein Plan fördern das Selbstvertrauen. «Viele machen den Fehler, einfach loszulegen, ohne zu wissen, wohin sie rennen. Eine klare Vision und Zielsetzung sowie ein Startbudget helfen», erklärt Siegrist, die selbst schon gegründet hat. Sie rät zu einer strukturierten Herangehensweise: «Erstelle einen Budgetplan und setze realistische Ziele, indem du kurzfristige Ziele (1–3 Monate) von einer langfristigen Vision (3–5 Jahre) unterscheidest. Auch kann es ratsam sein, für sich selbst eine Schmerzensgrenze zu evaluieren, ab welchen Moment die Reissleine gezogen wird.»

Die häufigste Frage, die der Unternehmerin gestellt wird, hat aber nichts mit Planung zu tun. Die meisten wollen wissen, ob ihre Idee denn gut sei. «Das ist eigentlich nebensächlich», meint sie. «Es gibt keine guten oder schlechten Ideen, es kommt immer auf die Umsetzung an.» Am Anfang kann es sinnvoll sein, verschiedene Ansätze auszuprobieren, um herauszufinden, was am Markt funktioniert.

Sie rät: «Teste deine Idee, bevor du dich offiziell ins Handelsregister einträgst.» Beispielsweise kannst du als angehende Softwareentwicklerin potenzielle Kunden wie Banken oder Industrieunternehmen kontaktieren. Kommt positives Feedback zurück, kannst du deine Richtung vertiefen. Wenn nicht, verfeinere deine Idee und versuche es erneut. Ein eigenes Unternehmen zu führen, bedeutet auch, konsequent am Angebot und Geschäft zu arbeiten.

Isabelle Siegrist bündelte ihr Wissen aus mehr als zehn Jahren Erfahrung als Investorin, Coach und Förderin von Unternehmen auch im Buch «Leg los».
Foto: Beobachter Edition

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

«Gründerinnen müssen auch Kompromisse in Kauf nehmen», sagt Siegrist. Löse dich von der Illusion, dass du viel weniger arbeiten wirst und das Geld einfach fliesst. Es wird das eine oder andere Mittagessen geben, an dem du vielleicht mehr am Telefon bist als bei den Kindern. «Das ist auch immer eine Frage, die man mit sich selbst und den Umständen entsprechend klären sollte, wann man die Familie und wann das Unternehmen priorisiert.»

Es scheint sich aber zu lohnen: Gemäss einer Studie der Universität St. Gallen zeigen Selbständige ein signifikant höheres Mass an Wohlbefinden und Sinnhaftigkeit auf als Angestellte. Zudem fliesst der Umsatz jeweils direkt wieder in die eigene Kasse.

Finanzwissen aufbauen

Der letzte häufige Stolperstein bei der Gründung sind die Finanzen. Geld ist in der Schweiz noch immer ein Tabuthema, vor allem Frauen weisen teilweise Lücken im Finanzwissen auf. Budgetmässig ist es wichtig, dass sich dein Unternehmen nicht nur knapp rechnet und du auch die Gründungskosten in der Planung berücksichtigst.

Denk daran, dass du deine Zeit und dein Know-how im Preis der Dienstleistung oder dem Produkt mit einkalkulieren solltest. «Wenn du deine Preise festlegst, recherchiere vorher die marktüblichen Preise, sprich mit Leuten aus deinem Tätigkeitsbereich und informiere dich über das Finanzmanagement. Es lohnt sich, eine optimale Preissetzung zu haben und deine Gewinne wieder in dein Unternehmen zu investieren», sagt Siegrist.

Frauen verfügen oft bereits über die notwendigen Fähigkeiten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Gemäss Analysen sind 80 Prozent der Frauen im deutschsprachigen Raum CFO – also Chef-Finanziers – im eigenen Haushalt. «Die Budgetplanung für ein KMU ist nur ein kleiner Schritt davon entfernt», ermutigt Isabelle Siegrist. 

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