Optische Kontrolle
Nach dem Winter gehe es zuerst darum, sich dem Velo wieder anzunähern, sagt Christian Berra (50), Velomechaniker und Inhaber des Shops Chez Velo in Basel. «Im Gegensatz zum Auto hat das Velo keine Warnleuchten.» Als erstes schaut man sich das Velo an und entfernt groben Dreck. Oft merkt man schon dann, wenn etwas kaputt ist. Am besten, man hebt das Velo dabei an und schaut es sich auch von unten an. Berra: «So lässt sich einfacher prüfen, ob die Kette, das Tretlager und die Schaltung noch funktionieren.»
Reinigung
Berra rät von aggressiven Reinigungsmitteln ab und empfiehlt Wasser mit einer Allzweck-Flüssigseife, um groben Dreck zu beseitigen. Meist reicht dazu ein nasser Schwamm. Die Kette sowie das Steuer- und Tretlager sollte man aussparen. «Dort muss es schmierig sein, damit das Velo läuft.» Einen Punkt gilt es im Frühjahr immer zu beachten: Um Korrosion am Velo zu verhindern, müssen allfällige Reste von Streusalz im Winter mit Wasser abgespült werden. Alternativ könne man auch einmal mit dem Velo im Regen fahren, sagt Berra.
Christian Berra (51) ist Inhaber des Shops Chez Velo in Basel. Er fährt seit seiner Jugend begeistert Velo und spielt in seiner Freizeit Bikepolo.
Christian Berra (51) ist Inhaber des Shops Chez Velo in Basel. Er fährt seit seiner Jugend begeistert Velo und spielt in seiner Freizeit Bikepolo.
Kontrolle von Pneus und Schläuchen
Um Pneus und Schläuche zu kontrollieren, muss der Pneu aufgepumpt werden. «Ist der Gummi spröde, sieht man das im platten Zustand oft nicht», sagt Berra. Ob ein Pneu spröde ist, findet man durch optische Kontrolle und Ertasten heraus. Ein harter Pneu, der sich wie Plastik anfühlt oder Risse hat, muss ausgetauscht werden. «Das ist wichtig für die Sicherheit. Ein harter Pneu hat weniger Haftung auf der Strasse.» Ausserdem sollte man jährlich die Pneus und Schläuche vom Rad entfernen, sie voneinander trennen und wieder montieren. «Sonst verkleben sie miteinander. Das Velo wird dann anfälliger für Platten oder Schäden am Ventil, und die Wartung wird mühsamer.»
Prüfung der Bremsen
Viele Velos haben mittlerweile Scheibenbremsen. Diese müssen mit der Zeit manuell nachgezogen werden. Meistens kann man das mit einem Sechskantschlüssel tun. Hydraulische Bremsen gleichen sich in der Regel von alleine aus. Das sei ein Vorteil, sagt Berra. Dafür können diese Art von Bremsen Flüssigkeit verlieren und müssen dann in eine Werkstatt gebracht werden. Scheibenbremsen beginnen bei längerem Bremsen zu klingen, weil sie sich erhitzen. In kühlem Zustand sollten sie aber keine anhaltenden Geräusche machen. «Wenn man ein permanentes Schleifen hört, kann es sein, dass die Beläge ausgetauscht werden müssen», sagt Berra.
Kontrolle der Kette
«Ketten können im Laufe ihres Lebenszyklus bis zu fünf Zentimeter länger werden», sagt Berra. Das führe dazu, dass man schlechter schalten könne oder die Kette schneller herausfalle. Von Auge ist es schwierig, eine ausgeleierte Kette zu erkennen. Daher legt Berra allen regelmässigen Velofahrern eine halbjährliche Kontrolle mit einer Kettenlehre nahe. «Dabei drückt man den Zahn der Lehre zwischen die Kettenglieder. Passt er ganz in die Lücke, ist der Abstand zu gross und die Kette sollte ausgetauscht werden.»
Schrauben anziehen
Es empfiehlt sich, alle Schrauben und Halterungen am Velo zu kontrollieren und gegebenenfalls anzuziehen. Für die meisten Teile braucht es dafür nur einen kleinen Sechskantschlüssel. Die Sattel- und Lenkerstellung kann sich im Winter verschieben, wenn das Velo in einem Gemeinschaftsraum mit anderen Velos steht und mehrere Male umfällt. «Je grösser die Belastung, desto schneller werden die Schrauben locker», sagt Berra. Kritische Stellen sind Lenker, Sattel, Pedale und Gepäckträger.