Tierärztin klärt auf
Sind Winterjacken für Hunde übertrieben oder notwendig?

Eigentlich haben Hunde ein wärmendes Fell. Dennoch sieht man viele Vierbeiner, die beim Gassigehen einen Mantel tragen. Die Basler Tierärztin Gabrielle Brunner sagt, ob Winterkleider für Hunde mehr sind als ein Trend.
Publiziert: 12.02.2024 um 17:04 Uhr
|
Aktualisiert: 20.02.2024 um 13:35 Uhr
Ein Hund, der zum Schutz vor Kälte eine Jacke trägt, spaltet die Gemüter.
Foto: Shutterstock
RMS_Portrait_AUTOR_445.JPG
Jana GigerRedaktorin Service

Farbig, mit Fellkragen, gemustert oder gefüttert: Hundejacken gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Manche belächeln einen Vierbeiner, der mit Daunenmantel durch die Stadt spaziert. Aber gerade in den Bergen, wenn man selbst warm eingepackt ist, stellt sich die Frage, ob Hunde ebenfalls einen Schutz brauchen. Tierärztin und Hundebesitzerin Gabrielle Brunner (50) aus Basel kennt die Antwort.

Oft heisst es, dass die Tiere aufgrund des Fells keine Jacke brauchen. Das sei nicht ganz korrekt, sagt Brunner. «Die Kälte kann manchen Hunden genauso zusetzen wie uns Menschen.» Wenn ein Hund dauernd friere, könne sein Immunsystem schwächer werden, was ihn unter anderem anfälliger mache für Infektionen wie eine Blasen- oder Lungenentzündung.

Wann Winterjacken sinnvoll sind

Ob ein Hund im Winter eine Jacke braucht beim Spazieren, hängt gemäss Brunner von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Beschaffenheit des Fells. «Hunde mit kurzen Haaren, die keine Unterwolle haben, frieren schnell.» Dazu gehören Dackel, Windhunde, Dalmatiner und English Pointer. Labradore, Huskys oder Schäferhunde, die ein dickes Fell mit viel Unterwolle haben, sind hingegen gut isoliert.

Ob ein Hund eine Jacke braucht, kann auch davon abhängen, wie viel er sich bewegt.
Foto: Shutterstock

Ausserdem kommt es darauf an, in welcher Umgebung der Vierbeiner lebt. Die Expertin sagt: «Ein Hofhund, der ständig draussen ist und sich viel bewegt, baut mehr Unterwolle auf als ein Hund, der in der Stadt lebt und sich meist in einer beheizten Wohnung aufhält.» Auch das Alter spiele eine Rolle. «Sehr junge Hunde kühlen rasch ab, weil ihr Fell noch sehr dünn ist.» Alte Hunde seien wiederum anfällig für Kälte, weil die Durchblutung weniger gut funktioniere, das Immunsystem weniger stark sei und die Muskelmasse abnehme.

Ein weiterer Aspekt sind die Wetterverhältnisse. Gemäss Brunner können Hunde trockene Kälte besser wegstecken als feuchte. «Manchmal sind null Grad weniger schlimm als fünf Grad in Kombination mit Wind.» Ausserdem sei entscheidend, ob ein Hund kürzlich einen Infekt hatte oder an einer chronischen Erkrankung der Nieren oder Gelenke leide. Hunde mit Arthrose hätten bei Kälte stärkere Schmerzen. Es kann also sein, dass ein Hund nur in bestimmten Lebensphasen eine Jacke benötigt im Winter.

Die Pfoten nicht vergessen

Streusalz und vereister Schnee können an den Pfotenballen kleine Risse und Verletzungen verursachen. Vor dem Spaziergang helfe eine Schicht Vaseline oder Pfotencreme als Schutz, sagt Tierärztin Gabrielle Brunner. «Wenn es auf der Strasse Streusalz hat, muss man die Pfoten zu Hause mit lauwarmem Wasser abspülen.» Sonst trockne das Salz die feine Haut aus und verursache Reizungen.

Getty Images/EyeEm

Streusalz und vereister Schnee können an den Pfotenballen kleine Risse und Verletzungen verursachen. Vor dem Spaziergang helfe eine Schicht Vaseline oder Pfotencreme als Schutz, sagt Tierärztin Gabrielle Brunner. «Wenn es auf der Strasse Streusalz hat, muss man die Pfoten zu Hause mit lauwarmem Wasser abspülen.» Sonst trockne das Salz die feine Haut aus und verursache Reizungen.

Der Ohren-Test

Brunner sagt: «Ob ein Hund friert, lässt sich am ehesten an seinen Ohren erkennen.» Diese sind – neben den Pfoten und dem Schwanz – die ersten Körperteile, die abkühlen. Du kannst also von Hand nachfühlen, ob es deinem Tier zu kalt ist.

Zum Schutz vor Kälte und Regen empfiehlt die Expertin ein Zwiebelschalen-Prinzip. «Ich ziehe meinen Hunden drei Schichten an.» Die unterste Schicht sei eine Art Thermomantel, die zweite sei ein dünner, eng anliegender Pullover und die dritte Schicht bestehe entweder aus einem Regenmantel oder einer dickeren Jacke, die wärmt und wasserdicht sei.

Brunners Mischlings-Senior Peanut, der an einem kalten Morgen einen Thermomantel trägt.
Foto: zVg

«Ich finde dieses Prinzip ideal, weil man eine Schicht reduzieren kann, sobald der Hund nach etwa 15 Minuten warmgelaufen ist», sagt Brunner. Für Hundebesitzer, denen drei Schichten zu kompliziert sind, gibt es auch Jacken, die wärmen und gleichzeitig vor Regen schützen. 

Tierärztin mit Fokus Sport- und Schmerzmedizin

Gabrielle Brunner (50) arbeitet seit über 25 Jahren als Tierärztin und leitet in Basel eine Kleintierpraxis. Bei der Tierarzt-Gruppe Vettrust, die über 40 Standorte in der Schweiz hat, verantwortet sie die Abteilung für Rehabilitation. Brunner gilt als eine der führenden Spezialistinnen in den Bereichen Schmerz- und Sportmedizin sowie Palliativpflege bei Sport- und Diensthunden.

zVg

Gabrielle Brunner (50) arbeitet seit über 25 Jahren als Tierärztin und leitet in Basel eine Kleintierpraxis. Bei der Tierarzt-Gruppe Vettrust, die über 40 Standorte in der Schweiz hat, verantwortet sie die Abteilung für Rehabilitation. Brunner gilt als eine der führenden Spezialistinnen in den Bereichen Schmerz- und Sportmedizin sowie Palliativpflege bei Sport- und Diensthunden.

Kriterien beim Kauf

Bei der Wahl der Jacke empfiehlt die Expertin, darauf zu achten, dass sie sich problemlos an- und ausziehen lässt. «Am besten sind Modelle, die man bei den Vorderbeinen wie einen Latz überstreifen und zuknöpfen kann.» Ausserdem sollte eine Jacke gut sitzen und keinen Körperteil einschnüren. Brunner sagt: «Es lohnt sich, die Jacke im Inneren nach abstehenden Nylonfäden oder harten, schürenden Kanten abzutasten.»

Bei einem kleinen Hund, wie einem Dackel, komme noch ein weiterer Aspekt hinzu. «Da sie sehr kurze Beine haben, ist es hier besonders wichtig, dass die Jacke den Bauch vor der abstrahlenden Kälte des Bodens schützt.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?