Es gibt kaum eine treuere Seele als einen Hund. Damit das Zusammenleben für Mensch und Tier angenehm wird, ist es wichtig, dass die Bedürfnisse des Hundes zum eigenen Lifestyle passen. Florine Ermatinger (29), Hundetrainerin und Mitbegründerin der Hundeschule Ohana, rät angehenden Hundehaltern dazu, sich vor der Anschaffung eingehend Gedanken darüber zu machen, welche Charaktereigenschaften man sich von einem Hund wünscht.
Ihr und ihrer Kollegin Xenia Baumann (26), mit der sie die Hundeschule gegründet hat und die ebenfalls dort als Hundetrainerin tätig ist, liege es sehr am Herzen, dass die Tiere nicht aufgrund einer falsch getroffenen Entscheidung später im Tierheim landen. «Jedem Hunde-Neuling empfehlen wir, sich in Bezug auf die Auswahl des Hundes sowie das weitere Zusammenleben an einen Fachmann zu wenden», sagt Ermatinger zu Blick.
Fragen, die vor der Anschaffung wichtig sind
Am besten macht man sich laut den beiden Expertinnen zuvor ein genaues Bild seines Traumhundes und überlegt sich eingehend, was man sich vom Leben mit dem Tier wünscht. Die folgenden Fragen sollte man sich stellen und ehrlich beantworten, bevor man sich einen tierischen Begleiter zulegt:
- Wie viel Zeit möchte ich für die Erziehung des Hundes aufbringen?
- Wie viel Zeit habe ich täglich für die Beschäftigung des Tieres?
- Was für Aktivitäten möchte ich mit meinem Hund durchführen?
- Ist es wichtig, dass der Hund menschen- oder kinderfreundlich ist?
- Muss mich der Hund im Alltag überallhin begleiten können?
Arbeits- oder Familienhund
Hat man alle Fragen beantwortet, lässt sich feststellen, welche körperlichen und charakterlichen Eigenschaften des Hundes für ein harmonisches Zusammenleben nötig sind. Einige Hunderassen wurden über Jahre für bestimmte Arbeiten gezüchtet, wie Ermatinger erklärt. Solche Rassen würden daher motiviert hüten, jagen oder bewachen – je nachdem, worauf ihr Stammbaum über viele Generationen hinweg spezialisiert worden ist. «Diese Hunde sind oft sehr anspruchsvoll und ohne die Befriedigung ihrer spezifischen Bedürfnisse entwickeln sie schnell Verhaltensprobleme. Sie gehören nur in die Hände von Menschen, die diese Verantwortung übernehmen wollen und können», gibt die Hundetrainerin zu bedenken.
Auch Baumann rät von Arbeitshunden ab, wenn man sich einen «gemütlichen Familienhund» wünscht, der mit einem weniger aufwendigen Lebensstil zurechtkommt. Beide Trainerinnen raten als Familienhunde zum Beispiel zu Rassen wie Bolonka Zwetna oder Berner Sennenhund. Doch auch viele Mischlingshunde würden sich gut dafür eignen.
Worauf bei Welpen zu achten ist
«Bei einem Welpen sollte man darauf achten, dass die Elterntiere gesund und vom Charakter her ausgeglichen sind. Zudem sollten sie in ihrem ersten zu Hause gut sozialisiert werden», so Ermatinger. «In jedem Wurf kann es die mutigen, aktiven, ruhigen, schüchternen sowie sehr anhängliche Welpen geben. Wir raten zukünftigen Hundehaltern, die Tiere einige Male beim Züchter zu besuchen und sich von diesem beraten zu lassen.»
Jedoch ist das Wesen der Welpen nicht in Stein gemeisselt, fährt die Hundetrainerin fort. «Die Erfahrungen, die der Welpe in seinem neuen zu Hause machen wird und die Erziehung durch den Hundehalter haben einen erheblichen Einfluss auf seine Entwicklung.»
Hunde aus dem Tierheim adoptieren
Ist der Hund schon älter oder erwachsen und wird zum Beispiel aus dem Tierheim übernommen, soll man anhand der bekannten Charaktereigenschaften des Tieres entscheiden, ob der Hund zum eigenen Lebensstil passt, empfiehlt Ermatinger. Das Tierheimpersonal könne in diesem Fall Auskunft geben. «Wenn möglich raten wir, den Hund probeweise zu sich zu nehmen», sagt die Expertin.
Was wäre ein grosser Haustier-Report, ohne die Kosten für unsere Vierbeiner unter die Lupe zu nehmen. Im Gegensatz zu anderen Branchen kennt der Haustierbedarf keine Krise.
Was wäre ein grosser Haustier-Report, ohne die Kosten für unsere Vierbeiner unter die Lupe zu nehmen. Im Gegensatz zu anderen Branchen kennt der Haustierbedarf keine Krise.
Die richtige Erziehung
Theoretisch könne man jeden Hund mit einer guten Sozialisierung und artgerechter Auslastung erziehen. «In der Praxis ist es jedoch oft komplizierter und es ist einigen Hundehaltern aus Zeitgründen oder Wissensmangel nicht möglich, das Training optimal zu gestalten», weiss Ermatinger. Das führe dann zu Problemen.
Auch die Umgebung beim Training sei nur begrenzt kontrollierbar, wodurch es im Training immer wieder zu Rückschlägen kommen könne. Für Anfänger lohne es sich daher, sich bei der Auswahl eines geeigneten Hundes und in Bezug auf das Zusammenleben an einen Experten zu wenden.