Wie verbreitet ist Demenz bei Hunden und Katzen?
Statistische Erhebungen dazu gibt es nicht. Studien deuten darauf hin, dass mindestens zwei Drittel aller Hunde und die Hälfte aller Katzen über 15 Jahren dement sind. Gemäss Gabrielle Brunner (49), Tierärztin aus Basel mit Schwerpunkt veterinäre Palliativ-Care, fehlt bei vielen Haltern das Bewusstsein für die Krankheit. Daher sei sie unterdiagnostiziert. «Gerade bei jüngeren Tieren tritt Demenz viel häufiger auf, als man denkt.» Brunner plädiert für einen jährlichen Kontrolltermin. Oft würden Halter erst zum Tierarzt gehen, wenn die Situation für sie kaum mehr erträglich sei. «Dabei ist es wichtig, Demenz zu erkennen, bevor das Tier komplett überfordert ist.»
Was sind die Anzeichen?
Wenn der Hund beim Spazieren den Weg nicht mehr kennt, sich zu Hause nicht mehr zurechtfindet oder sein «Geschäft» auf einmal nicht mehr draussen auf der Wiese, sondern in der Wohnung verrichtet, sind das laut Brunner klassische Anzeichen einer Demenz. Weitere Symptome: ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus und ein veränderter Umgang mit Menschen und anderen Tieren. «Demente Hunde ziehen sich zurück und suchen keinen engen Kontakt mehr zu ihrer Umwelt», sagt Brunner. Ähnlich äussert sich Demenz bei Katzen. Auf ihren Geruchssinn können sie sich nicht mehr verlassen. «Sie miauen und schreien dann in der Nacht, weil sie in der dunklen Wohnung ihre Besitzer suchen.»
Wie kann ich vorbeugen?
Ab einem gewissen Alter sei eine Demenzerkrankung bei Tieren einfach eine Frage der Zeit, sagt Brunner. Bei Hunden beginnt sie meist ab acht, bei Katzen ab zehn Jahren. Damit die Krankheit nicht schon früher eintrifft, sei es wichtig, die Tiere zu aktivieren und ihr Hirn zu stimulieren. Ideal seien Suchspiele, sagt Brunner. «Dabei brauchen Katzen und Hunde all ihre Sinne.» Es gelte, die Tiere nicht zu überfordern. «Es braucht Reize, aber genauso Erholung.» Regelmässige Gewichtskontrollen und eine ausgewogene, leicht verdauliche Ernährung sind weitere Mittel, Demenz und andere Alterserscheinungen hinauszuzögern.
Wie gehe ich damit um?
«Man kann die Katze zum Beispiel bei geschlossener Tür bei sich im Schlafzimmer übernachten lassen», sagt Brunner. «So verirrt sich das Tier nachts nicht mehr im dunklen Haus.» Wenn bei dementen Hunden die Hörleistung abnimmt, müsse man von Rufen auf Handzeichen umstellen. «Man sollte früh damit beginnen, denn die Lernleistung des Hundes nimmt mit zunehmender Demenz ab», sagt Brunner. Auch der direkte Blickkontakt zum Tier sei zentral. Und wenn sich sämtliche Sinne verschlechtern, bleibe nur noch eines: «Den Hund beim Spazieren unbedingt an die Leine nehmen, um Unfälle zu verhindern.» Geduld sei das Allerwichtigste, sagt Brunner. Verliere man sie, verschlimmere das die Situation. «Wenn ein Hund aus Demenzgründen beginnt, ins Haus zu urinieren und dafür bestraft wird, versteht er die Situation nur noch weniger.»
Gabrielle Brunner (49) arbeitet seit über 20 Jahren als Tierärztin und leitet in Basel eine Kleintierpraxis. Bei der Tierarzt-Gruppe Vettrust, die über 30 Standorte in der Schweiz hat, verantwortet sie die Abteilung für Rehabilitation. Brunners Schwerpunkte sind Sport- und Schmerzmedizin sowie Palliativ-Care bei Tieren. Sie lebt in Basel und hat selbst einen 13-jährigen Hund mit Demenz.
Gabrielle Brunner (49) arbeitet seit über 20 Jahren als Tierärztin und leitet in Basel eine Kleintierpraxis. Bei der Tierarzt-Gruppe Vettrust, die über 30 Standorte in der Schweiz hat, verantwortet sie die Abteilung für Rehabilitation. Brunners Schwerpunkte sind Sport- und Schmerzmedizin sowie Palliativ-Care bei Tieren. Sie lebt in Basel und hat selbst einen 13-jährigen Hund mit Demenz.
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