Original-Zellen sind über 35 Jahre alt
Dieses Klon-Frettchen soll die ganze Art retten

In weiser Voraussicht froren US-Forscher vor rund 40 Jahren Zellen diverser Tierarten ein. Jetzt könnte ihre Arbeit zum ersten Mal eine aussterbende Art retten.
Publiziert: 20.01.2022 um 10:33 Uhr
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Inzuchtkrankheiten wie verformte Brustkörbe und Schwänze sind ein grosses Problem. Klon Elizabeth Ann solls richten.
Silvia Tschui

Man hat sich schon fast an die Hiobsbotschaften gewöhnt: Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat aktuell fast 37'500 Tier- und Pflanzenarten als bedroht erfasst, mehr als je zuvor. Dieser Verlust von genetischer Vielfalt bedroht unser ganzes Ökosystem und unsere Nahrungsketten. Jede Tierart, die gerettet werden kann, ist deshalb ein Triumph.

Hoffnung gibt es nun dank eines kleinen, schwarzfüssigen Frettchens namens Elizabeth Ann, das zurzeit freudig in einem Naturschutzzentrum in Fort Collins, Colorado (USA), herumwuselt und sich gern an getrockneten Mäusen, Hackfleisch und Trockenfutter gütlich tut. Nordamerikanische Schwarzfussfrettchen sind stark bedroht – ihre natürlichen Habitate sind so zerstückelt, dass die genetische Vielfalt leidet und es in den einzelnen Populationen zu Inzucht kommt.

Aktuell gibt es zwar dank diversen Zuchtbemühungen wieder rund 10'000 Tiere, allerdings stammen die allesamt von nur sieben Individuen aus den 1980er-Jahren in Naturschutzreservaten ab. Diese genetische Vielfalt ist zu klein, als dass die Tierart langfristig überleben könnte. Bereits jetzt zeichnen sich inzuchtbedingte Erbkrankheiten wie deformierte Brustkörbe oder missgebildete Schwänze ab.

Ihre Originalzellen sind über 35 Jahre alt

Elizabeth Ann könnte ihre Art nun vor Inzuchtkrankheiten retten und ihr langfristiges Überleben sichern. Respektive die Technologie, der die einjährige Frettchendame ihr Leben verdankt: Das Raubtierweibchen ist geklont, und zwar aus Zellen eines Frettchens, das vor 35 Jahren lebte und dessen Zellen Zoologen des San-Diego-Zoos in weiser Voraussicht tiefgefroren hatten – in der Hoffnung, dass zukünftige Technologie das erfolgreiche Klonen ermöglichen würde.

Diese Hoffnung hat sich nun bestätigt. Geht alles nach Plan, wird Elizabeth Ann diesen Frühling erstmalig Mama – und wird so nicht nur «frische» alte Gene in den Genpool einbringen, sondern auch das erste geklonte Lebewesen sein, das es ermöglicht, Klon-Technologie zur Rettung der genetischen Vielfalt einer Spezies zu nutzen.

An der jungen Frettchendame hängen deshalb viele Hoffnungen. Gelingt die Fortpflanzung, könnten auch andere Tierarten, die vor dem Aussterben stehen, sozusagen wiederbelebt werden. Aktuell gibt es entsprechende Programme zur Rettung der Przewalski-Wildpferde und der fast schon ausgestorbenen Weissen Nashörner. Was aber bei allen Erfolgsmeldungen betreffend Klonen leider Realität bleibt: Gibt es keine natürlichen Habitate für die Tierarten mehr, nützt auch die höchstentwickelte Technologie nichts.

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