Jedes Jahr erhalten die eindrücklichsten und spektakulärsten Fotografien von wilden Tieren beim «Wildlife Photographer of the Year»-Award eine Auszeichnung. Der Wettbewerb wird vom Natural History Museum in London durchgeführt. Dieses Mal bewertete die Jury 38'575 Bilder aus 93 Ländern – so viele wie noch nie zuvor. Sie zeichneten diverse Fotos aus. Den Hauptpreis gewann die amerikanische Fotografin Karine Aigner. Ihr gelang es, männliche Kaktusbienen einzufangen, die darum kämpfen, ein Weibchen zu befruchten.
The big buzz
Für die Nahaufnahme näherte sich Aigner auf einer texanischen Ranch mit einem Makroobjektiv einem Schwarm Kaktusbienen. Sie entdeckte die Tiere wegen der vulkanartigen Türmchen im Sand. Denn sobald die Kakteen im Frühling zu blühen beginnen, versammeln sich die gepaarten Weibchen auf einer flachen Sandfläche, um Höhlen für die Eier zu graben.
Wie die meisten Bienenarten sind auch die Kaktusbienen durch den Verlust ihres Lebensraums, durch Pestizide und den Klimawandel bedroht. Wildtierfilmer und Jurymitglied Sugandhi Gadadhar sagte über das Gewinner-Bild: «Es trägt dazu bei, das Rampenlicht auf eines der wichtigsten Lebewesen der Natur zu lenken – die Bienen.»
The beauty of baleen
Den Hauptpreis für junge Fotografinnen und Fotografen zwischen 15 und 17 Jahren holte Katanyou Wuttichaitanakorn (16) aus Thailand. Er fotografierte einen Brydewal im Golf von Thailand, der dabei war, einen kleinen Fisch zu essen. Mit den 370 haarigen Fasern aus Keratin, den sogenannten Bartenplatten, filtert der Wal kleine Beutetiere. Wuttichaitanakorn fuhr mit einem Boot aufs Meer hinaus und musste seine Hände ganz ruhig halten, um diese Detailaufnahme zu machen.
The bat-snatcher
Diese Aufnahme gelang Fernando Constantino Martínez Belmar aus Mexiko: Eine Yucatan-Rattenschlange schnappt nach einer Fledermaus. Mithilfe eines roten Lichts, auf das sowohl Fledermäuse als auch Schlangen weniger empfindlich reagieren, behielt der Fotograf die Schlange im Auge, die aus einer Ritze hervorlugte. Er hatte nur wenige Sekunden Zeit für die Aufnahme und knipste genau in dem Moment, als sich die Schlange auf die Fledermaus in der Luft stürzte.
House of bears
Dmitry Kokh aus Russland schoss dieses Foto von Eisbären, die in der längst verlassenen Siedlung auf der russischen Insel Koljutschin zwischen den Gebäuden herumstreiften. Er entdeckte die Tiere, als er auf einer Yacht unterwegs war, die Schutz vor einem Sturm suchte. Während die Bären Fenster und Türen erkundeten, machte Kokh mit einer Drohne dieses postapokalyptische Bild.
Shooting Star
Was aussieht wie ein Seemonster in einem Science-Fiction-Film, ist ein riesiger Seestern beim Paarungstanz. Festgehalten von Tony Wu, der auf der Suche nach seltenen Meerestieren mehr Zeit im Wasser als an Land verbringt. Der Fotograf war in der Kagoshima-Bucht an der Küste Japans, als er den Seestern entdeckte. Die tanzenden Bewegungen der weiblichen und männlichen Seesterne sorgen dafür, dass die Eier und Spermien in die Strömung treiben, wo sie befruchtet werden.
Nadaksi's passing
Fotograf Brent Stirton aus Südafrika fotografierte 2007 bereits die Rettung von Gorillaweibchen Ndakasi, als ihre Artgenossen von einer mächtigen Holzkohle-Mafia getötet wurden. Auf diesem Bild hält er ihre letzten Stunden vor dem Tod fest, während sie in den Armen ihres Retters und Pflegers, Ranger Andre Bauma, liegt.
Puff perfect
Die Aufnahme eines Kanarischen Houbaras beim Balztanz auf Fuerteventura schoss José Juan Hernández Martínez aus Spanien. Der Fotograf suchte sich in der Nacht ein Versteck. Von dort aus konnte er bei Tageslicht das volle, aufgeblasene Profil des Vogels einfangen.