Masken bebildern und beschriften
Witz statt Windeln

Möchten Sie in strahlende Augen schauen, wenn Sie Ihren Mund-Nasen-Schutz anziehen? Dann gestalten Sie Ihre Maske kreativ und lassen Sie sie von einem Internetanbieter auf Stoff drucken. Wir haben da mal ein paar Ideen.
Publiziert: 15.05.2021 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2021 um 11:09 Uhr
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Der Schweizer Skifahrer Justin Murisier überraschte diese Saison mit einer Maske, die ihn wie ein Alpöhi aussehen liess.
Foto: Sven Thomann
Daniel Arnet

Hannibal Lecter trägt sie in «Das Schweigen der Lämmer» (1991) und V in «V wie Vendetta» (2005): eine Maske. Selbst Darth Vader aus «Krieg der Sterne» (1977) und Spider-Man (2002) sind maskiert. Gesichtsbedeckungen in Spielfilmen sind furchteinflössend, fröhlich, verführerisch zuweilen – nur eines sind sie nie: langweilig.

Ganz anders im Alltag. Der meist hellblaue Mund-Nasen-Schutz aus Papier wirkt wie eine Windel im Gesicht. Nun mögen Witzbolde einwenden, dass dieser eh häufig ein A…-Gesicht bedeckt. Aber das macht den Anblick dieser öden Flächen nicht erquicklicher. Dort, wo sich Frauen früher adrett schminkten und Männer akurat rasierten, prangt nun Leere.

«Keine Panik, Heuschnupfen!»

Eigentlich erstaunlich: Menschen, die sonst jede freie Fläche bemalen, bebildern oder beschriften, nutzen die 10 mal 17 Zentimeter kaum je für Botschaften ans Gegenüber. Gut, es sind Wegwerfprodukte. Aber ist denn eine kreative Kritzelei auf einem Notizblock während eines Telefongesprächs für die Ewigkeit gedacht? Nutzen wir also die 170 Quadratzentimeter, um anderen eine Freude zu bereiten!

Werbefritzen entdeckten die Fläche bereits für ihre Zwecke. Und im Internet gibt es schon diverse Angebote mit beschrifteten Stoffmasken: «Zum Glück lenkt diese Maske von meiner Frisur ab», steht da etwa zu lesen. Oder: «Keine Panik, Heuschnupfen!» Und macht der Spruch «If you can read this, you are standing too close» nicht charmant auf die Abstandsregel aufmerksam?

«Billige Spontisprüche!», ruft nun die eine oder der andere und gemahnt an die beschrifteten Teenager-T-Shirts, die sich grenzwertig über Bierbäuche von 50-Jährigen wölben. Das ist nicht lustig! Aber Gesichtsmasken sind etwas anderes, zumal wir sie vermutlich nicht so schnell losbekommen und sie uns wohl auch in zukünftigen Grippewellen hilfreich begleiten werden.

Ist es angesichts solcher praktischer Virenabwehr nicht sinnvoll, das Nützliche mit dem Witzigen zu verbinden? Wenn uns der Anblick einer kreativ gestalteten Maske ein Lächeln abringt, ist das wie eine bittere Tablette zur Fiebersenkung, die sich gleichzeitig als Glückspille entpuppt. Wow, das fährt ein!

Justin Murisier als betagter Alpöhi

Der Schweizer Skirennfahrer Justin Murisier (29) liess uns in der letzten Saison schmunzeln, wenn er nach dem Abschwung im Zielraum jeweils seinen Mund-Nasen-Schutz mit dem Abbild eines breit grinsenden, zahnlosen Bartli überstülpte – ein richtiger Hingucker. Dadurch wirkte der beschwingte Walliser wie ein betagter Alpöhi.

Doch er gestaltete die Abdeckung nicht selber und kaufte sie auch nicht in einem schweizerischen Höhenkurort. «Ein Kumpel von mir hat diese Maske während der Ferien in Bali entdeckt», sagte Murisier letzten Oktober dem Blick. So weit muss man allerdings nicht reisen, um an eine derart originelle Maske zu kommen: Im Internet gibt es diverse Anbieter, die einem ein gewünschtes Sujet auf Stoffmasken drucken.

Vielleicht möchten Sie auch so eine starke Optik wie Murisier. Wie wäre es da mit dem «Tongue and lips»-Design des englischen Grafikers John Pasche (76), dem berühmten Logo der britischen Rockband Rolling Stones mit der rausgestreckten Zunge? 2008 obsiegte es in einer Umfrage immerhin als bestes Band-Logo.

Sie mögen die Rolling Stones nicht besonders? Kein Problem. Wie wäre es dann mit dem belgischen Künstler René Magritte (1898–1967) und seinem surrealistischen Gemälde von 1929, auf dem eine Tabakpfeife zu sehen ist, darunter die ironische Zeile «Ceci n’est pas une pipe»? Na ja, es ist eben wirklich keine Pfeife – mit der Maske könnte man sie eh nicht rauchen –, sondern nur das realistische Abbild einer solchen.

Ah, Sie sind Nichtraucher. Dann vielleicht ein Klassiker aus der Kunstwelt: «Die Geburt der Venus» (1486) von Sandro Botticelli (1445–1510). Wenn man hier die linke Bildseite ins Zentrum rückt, bekommt der Atemschutz seinen Sinn. Dort sieht man, wie der Windgott Zephyr zusammen mit seiner Frau Chloris die Venus anbläst. Puh, da kommt man nur schon beim Betrachten ausser Atem!

Film- und Musiktitel eignen sich bestens

«Atemlos durch die Nacht» nach dem Lied der deutschen Schlagersängerin Helene Fischer (36) wäre eine passende Antwort und Aufschrift – aber das ist zynisch und zeugt nicht von bestem Musikgeschmack. Wenn es das Thema sein soll, dann besser «A bout de souffle» («Ausser Atem», 1960) nach dem Filmklassiker des französisch-schweizerischen Regisseurs Jean-Luc Godard (90).

Film- und Musiktitel eignen sich übrigens hervorragend als Maskenaufschriften, denn beim geneigten Betrachter läuft so sofort eine Bild- oder Tonspur ab. «Every Breath You Take» (1983) von The Police klingt jedem im Ohr, und Billy Idols (65) Hit-Song «Eyes Without a Face» (1983) bringt auf den Punkt, dass der Mund-Nasen-Schutz nur noch die Augenpartie frei lässt.

Angesichts dieser Tatsache eignet sich für Machos das Filmzitat aus «Casablanca» (1942): «Schau mir in die Augen, Kleines.» Aber wieso nicht gleich Literatur zitieren, etwa diese schönen Verse von Heinrich Heine (1797–1856): «Einmal kam das Glück mir nah – / Schon konnt ich den Atem spüren – / Doch es flog vorüber – ohne / Mir die Lippen zu berühren.» Ist mit Maske eben schwierig.

Da wir unter der Maske eh meist still sind, wäre das konkrete Gedicht «Schweigen» (1953) des Schweizer Poeten Eugen Gomringer (96) ein optischer Reiz. 14-mal den Titel neben- und untereinander – nur in der Mitte ist das Wort ausgespart und hinterlässt neckisch eine Leerstelle. Ohne Worte, aber mit Maske können wir auch das Virus bekämpfen und zitieren darauf den römischen Herrscher Julius Caesar (100–44 v. Chr.): «Veni, vidi, vici» – ich kam, sah und siegte.

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