Es gibt nichts, das sich auf der Haut so angenehm kühl und glatt anfühlt wie eine Bluse, ein Pyjama oder ein Foulard aus Seide. Dass dieses Textil von Insekten hergestellt wird – dessen sind sich viele nicht bewusst.
Für die Produktion eines Kilogramms braucht es rund 5000 Raupen des Seiden- respektive Maulbeerspinners. Die Raupe ernährt sich von den Blättern einer bestimmten Sorte des Maulbeerbaums und wickelt sich – sobald sie genügend gefressen hat – mit einem 800 Meter langen Seidenfaden ein, den sie mithilfe einer Drüse selbst produziert. Dieser Faden wird für die Seidenproduktion von Menschenhand abgewickelt und weiterverarbeitet.
Der Nachtfalter muss am Schlüpfen gehindert werden
Dass es sich bei Seide um ein von einem Tier produziertes Produkt handle, sei aber nur einer der Gründe, warum Seide nicht vegan sei, sagt Renato Pichler (54) von Swissveg, der grössten Interessenvertretung vegan und vegetarisch lebender Menschen in der Schweiz. Ein weiterer Grund dafür sei das Tierleid, das die Seidenproduktion verursache.
Aus dem Ei des Maulbeerspinners schlüpft eine Raupe, die sich – sobald sie genügend gefressen hat – einspinnt und sich im Kokon zu einer Puppe verwandelt. Die Puppe entwickelt sich zu einem Nachtfalter. Dieser beschädigt beim Ausschlüpfen den Seidenfaden des Kokons, der ihn umgibt. Damit es nicht so weit kommt, gilt es, diesen Prozess schon früh zu unterbrechen. Dazu werden die Kokons heissem Dampf oder heisser Luft ausgesetzt, worauf die Puppen sterben. Veganer sehen darin Tierquälerei. Prozesse, bei denen die Puppen überleben, existieren, sind aber extrem aufwendig.
Viel Arbeit, wenig Ertrag
Damit sich die Raupen zu Faltern entwickeln und danach schlüpfen können, ohne dabei den Kokon zu zerstören, muss für sie ein Schlupfloch gemacht werden. Dazu ritzt jemand jeden einzelnen Kokon von Hand an. In Indien machen das oft Frauen aus Dorfgemeinschaften. Anders als bei der konventionellen Methode liefert der Kokon, da er perforiert ist, relativ kurze Fäden, die vor dem Verweben zuerst versponnen werden müssen.
Tierfreundlich gewonnene Seide sei aus Sicht eines Veganers vergleichbar mit tierfreundlich gewonnener Milch, sagt Pichler. «Es ist das kleinere Übel. Am tierfreundlichsten ist immer noch, gar keine Seide zu produzieren.»
Ob eine vegane Ernährungsweise gesund oder ungesund ist, ist stark von der Menüplanung und des Ernährungswissens der jeweiligen Person abhängig. Doch wie erkennt man vegane Produkte?
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