Praktisch jedes Textil, das du am Körper trägst, wurde gefärbt und so behandelt, dass es schöner aussieht, sich länger tragen lässt und Wasser abweist.
Die Bandbreite der verwendeten Stoffe sei riesig, sagt Umweltnaturwissenschaftlerin Nina Bachmann (41) vom Textilverband Swiss Textiles. Einigen davon gelten als krebserregend oder auf andere Art gesundheitsschädlich. Ihre Verwendung ist in der Schweiz und der EU nur teilweise geregelt. Konsumentinnen und Konsumenten müssen sich selbst schützen.
Bei Kleidung kommen häufig Fette, Öle, Wachse, Säuren und Kunstharze zum Einsatz. Oder Paraffin – ein Abfallprodukt aus der Erdölindustrie. Der Fachbegriff für die Veredlung von Textilien ist Ausrüstung oder Appretur.
Diese sei in der Schweiz und der EU streng geregelt, sagt Bachmann. In Ländern ausserhalb Europas würden allerdings nicht überall die gleich strengen Gesetze gelten. Das treffe auch auf synthetische Stoffe zu, die fürs Färben verwendet werden. «Es kann zum Beispiel passieren, dass ein Kleidungsstück bei uns im Verkauf landet, das in seiner Färbung Schwermetalle in Konzentrationen enthält, die bei uns verboten sind.»
Achtung, Azofarbstoffe!
Beim Färben setzt die Textilindustrie am häufigsten Azofarbstoffe ein. Sie können durch Bakterien oder Enzyme in sogenannt aromatische Amine gespalten werden und in den Körper gelangen – unter anderem beim Schwitzen. Gemäss einer Studie des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieses beim Menschen krebserzeugend wirken.
Die Verwendung von aromatischen Aminen in den Azofarbstoffen ist in der Schweiz und der EU nur teilweise geregelt. Eine Deklarationspflicht besteht nicht, die Lebensmittel-Inspektorate der Kantone müssen den Markt überwachen und dafür sorgen dafür, dass die Gesetzte eingehalten werden.
Das BLV empfiehlt, Kleider mit Körperkontakt konsequent vor dem ersten Tragen zu waschen. So werden Chemikalien und freie Farbstoffe aus dem Textil herausgewaschen und kommen nicht in Kontakt mit der Haut.
Das T-Shirt für 4 Franken verspricht nichts Gutes
Doch wie kann ich erkennen, welchen Chemikalien ein Kleidungsstück enthält? Dafür gebe es zahlreiche private Gütesiegel, sagt Bachmann. Eines der bekanntesten ist der Oekotex 100 Standard. Das Gütesiegel erhalten Kleider, die von externen Labors schadstoffgeprüft werden. Und zwar im Zustand, in dem sie in den Laden kommen. Das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) zeichnet Textilprodukte aus, die mindestens zu 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen und vom Rohstoff bis zum Endprodukt frei von schädlichen Stoffen sind.
Generell lohnt es sich gemäss Bachmann, zu prüfen, ob Kleidermarken eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. «Bei einem Brand, der T-Shirts für einen Neupreis von weniger als 4 Franken verkauft, ist das eher unwahrscheinlich.»
In der Schweiz sind Textilien als Gegenstände mit Hautkontakt im Lebensmittelrecht geregelt. Dort wird die Verwendung bestimmter Chemikalien verboten oder eingeschränkt. Die Schweiz stimme die Verbotslisten mit der EU ab, sagt Bachmann. Auch hier gebe es keine Deklarationspflicht, auch hier liege die Kontrollpflicht bei den Kantonen.
Nina Bachmann (41) ist Mitglied der Geschäftsleitung des Textilverbands Swiss Textiles, der unter anderem Textilproduzenten und -händler vertritt. Sie ist beim Verband verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit und Technologie und hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert.
Nina Bachmann (41) ist Mitglied der Geschäftsleitung des Textilverbands Swiss Textiles, der unter anderem Textilproduzenten und -händler vertritt. Sie ist beim Verband verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit und Technologie und hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert.
Auch natürliche Inhaltsstoffe seien nicht immer unbedenklich, sagt Bachmann. Das Protein Serizin (Seidenleim), das in Rohseide vorkommt, könne zum Beispiel starke allergische Reaktion auslösen.
Hauptfeind Etikette
Die häufigsten negativen Reaktionen haben laut Bachmann jedoch physikalische Gründe. Eine sogenannte Textildermatitis kann sich an Stellen entwickeln, an denen der Kontakt mit den Textilien besonders intensiv ist: In den Armbeugen, Kniekehlen, Achseln, Leisten oder im Halsbereich. «Etiketten oder die Beschaffenheit von Wolle können empfindliche Haut so reizen, dass im schlimmsten Fall Ekzeme entstehen.»