Es ist ein ganz bestimmtes Aroma, das einem in Vintage-Läden und Brockenhäusern in die Nase fährt: Ein muffiger Geruch, als würde man einen leicht modrigen Keller betreten.
Auch Lucy Prader (42), Co-Gründerin des Secondhandshops The New New, kennt den Mief. «Als Michèle Roten und ich den Laden gegründet haben, waren wir uns einig: Bei uns darf es auf keinen Fall so riechen.» Und tatsächlich: Betritt man ihren Laden für gebrauchte Kleidung in Zürich, fehlt der typisch muffige Geruch.
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Prader erklärt: «Wir kaufen unsere Kleidungsstücke von Privatleuten und prüfen den Geruch der Stücke einzeln.» Das täten die meisten Vintage-Shops nicht. «Die Kleider dort werden oft wild zusammengewürfelt in Containern importiert und nehmen dann Feuchtigkeit auf – in der Folge riecht es schlecht.» Im Klartext: Falsche Lagerung ist oft die Ursache des schlechten Geruchs. «Kleider müssen richtig gepflegt werden. Auch wenn man sie über Jahre im Keller oder Estrich lässt, können im schlimmsten Fall übelriechende Schimmelsporen entstehen», sagt Prader.
Kochtopf statt Waschmaschine
Was kann man gegen den muffigen Geruch tun? Die Ladenbesitzerin setzt je nach Material auf eine besondere Waschtechnik und auf Natron. Seide könne man in einem Kochtopf langsam erhitzen und dann langsam auskühlen lassen, je nach Geruchsintensität auch mehrmals. «Seide läuft nur ein, wenn man sie schnell erhitzt oder abgekühlt. Daher kann man Seide in der Waschmaschine nicht über 30 Grad waschen, da findet der Temperaturwechsel zu schnell statt», sagt die ausgebildete Modedesignerin, die über die Jahre zahlreiche Waschtricks ausprobiert hat.
Einen Waschgang in der Waschmaschine mit Natron empfiehlt die Expertin bei Materialien wie Wolle, Baumwolle und Polyester. Auch bei rauchig riechenden Ledertaschen benutzt sie Natron. Dafür streut sie das Pulver in die Tasche und saugt die Tasche nach einer Woche aus.
Sauna und Sonne
Einen ausgefallenen Trick hat Prader für Lederjacken auf Lager: «Ich habe eine Lederjacke in die Sauna gelegt.» Dank der Temperaturen über 80 Grad habe sie nach dem Saunagang nicht mehr schlecht gerochen. Hitze helfe bei vielen Gerüchen. Kleider auf dem sonnigen Balkon hängenzulassen, eigne sich auch für empfindliche Kleidung wie Daunenjacken.
Secondhand-Mode wird beliebter
Der Markt für Mode aus zweiter Hand boomt. Das Beratungsunternehmen PWC schätzt in einem Bericht von 2023, dass er 2024 weltweit um 16 Prozent wachsen wird. 2022 lag das Volumen des Secondhand-Mode-Markts weltweit bei 107,5 Milliarden Schweizer Franken. Als Gründe für das Wachstum sieht PWC das zunehmende Bedürfnis der Konsumentinnen nach umweltverträglichem Konsum und günstigen Preisen.