Auf einen Blick
Im Bauch kribbelt es und die Gedanken kreisen ununterbrochen um diese eine Person. In der Verliebtheitsphase können die meisten Paare ihre Hände nicht voneinander lassen. «Die Endorphine sorgen dafür, dass man ständig Lust hat, die andere Person zu küssen und mit ihr zu schlafen», sagt Dania Schiftan, Sexologin und Psychotherapeutin aus Zürich zu Blick.
Irgendwann verfliege diese Lust, was bei vielen Paaren zu Zweifeln führe. «Sie befürchten, dass es der Anfang vom Ende ist, wenn sie nicht mehr von einer spontanen Lust auf Sex gepackt werden.»
Dass das sexuelle Verlangen mit den Jahren nachlasse, sei ein ganz normales Phänomen, fügt Schiftan an. Gegen die schwindende oder ausbleibende Lust sei man aber nicht machtlos, wie sie in ihrem neusten Buch «Das Comeback deiner Lust» schreibt.
Die Lust als Garten
«Ich vergleiche die Lust gerne mit einem Garten, der überwuchert, wenn man sich nicht um ihn kümmert», sagt die Expertin. Genauso regelmässig, wie man die Äste schneiden und das Unkraut jäten muss, sollte man sich um die eigene Lust kümmern.
Gemäss Schiftan verstehen viele nicht, dass Lust mehr ist als nur Erregung. Damit man überhaupt Lust auf Sex empfinden könne, müsse sich dieser schön anfühlen und Spass machen. Wenn dem nicht so ist, bleibt das Dopamin aus und somit auch die Lust.
«Häufig berichten Menschen in meiner Praxis, dass sie lange brauchen, um erregt zu werden, oder dass sie sich beim Sex schnell durch ihre Gedanken ablenken lassen.» Der Sex werde dadurch als anstrengend und enttäuschend abgespeichert, was dazu führe, dass man keine Lust mehr verspüre.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Entscheidend sei, die Erregungsfähigkeit zu steigern, so die Expertin. «Wer das erreicht, hat wieder mehr Freude am Sex.» Der Grund sei, dass der Aufwand, erregt zu werden, sinke und die Chance auf Spass steige. «Je mehr positive Erlebnisse sich ansammeln, desto stärker wird die Lust.»
Im Gegensatz zu Männern, die ihre Erregung deutlich an ihrem Penis spüren, sind Frauen laut der Sexologin häufig weniger vertraut mit dem Gefühl der Erregung. Das liege unter anderem daran, dass sie bereits in jungen Jahren negative Erfahrungen mit ihrer Vagina machen würden. «Ihnen wird gesagt, dass es falsch sei, sich dort zu berühren.» Ein Grossteil der Frauen achte deshalb nur beim Sex auf das eigene Geschlecht.
Dania Schiftan arbeitet seit über 16 Jahren als klinische Sexologin und Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Jetzt ist ihr neues Buch «Das Comeback deiner Lust» im Handel, in dem sie beschreibt, wie insbesondere Frauen die Lust auf Sex entfachen können. 2018 veröffentlichte sie den Spiegel-Bestseller «Coming Soon» und drei Jahre später folgte «Keep it coming». Schiftan hält regelmässig Vorträge und Workshops und mit «Release» hat sie ihren eigenen Podcast, in dem sie echte Therapiegespräche mit Klientinnen und Klienten führt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrem Hund in Zürich.
Dania Schiftan arbeitet seit über 16 Jahren als klinische Sexologin und Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Jetzt ist ihr neues Buch «Das Comeback deiner Lust» im Handel, in dem sie beschreibt, wie insbesondere Frauen die Lust auf Sex entfachen können. 2018 veröffentlichte sie den Spiegel-Bestseller «Coming Soon» und drei Jahre später folgte «Keep it coming». Schiftan hält regelmässig Vorträge und Workshops und mit «Release» hat sie ihren eigenen Podcast, in dem sie echte Therapiegespräche mit Klientinnen und Klienten führt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrem Hund in Zürich.
Im Buch beschreibt Schiftan konkrete Übungen, die man in den Alltag integrieren kann und mit denen es gelingt, wieder mehr Lust zu empfinden. Bei der Übung «Die sinnliche Dusche» geht es beispielsweise darum, sich unter der Dusche achtsam und liebevoll zu berühren. Dadurch trainiere man, auch beim Sex auf die Empfindungen der Sinne zu achten und nicht mit den Gedanken abzuschweifen.
Sightseeing-Paradox in Beziehungen
Eine andere Übung, die für Paare gedacht ist, greift den Begriff «Sightseeing-Paradox» auf. Gemäss der Sexologin besagt er, dass man in einer Stadt mit leicht zugänglichen Sehenswürdigkeiten eher dazu neigt, diese nicht zu besuchen. Denn die Möglichkeit, sie später zu sehen, besteht immer.
«Ähnlich verhält es sich in langjährigen Beziehungen mit Sex», sagt Schiftan. Da er theoretisch jederzeit möglich sei, werde er oft vernachlässigt. Der Vergleich zeige, dass man durch einen frischen Blick und bewusste Bemühungen wieder die Lust auf Sex und das Interesse am Partner oder der Partnerin wecken könne.
Gemäss Expertin bedeutet das, den Partner mit neuen Augen sehen, ihn ganz genau erkunden, bewundern und berühren – und dadurch attraktive Charaktereigenschaften und Körperstellen entdecken, auf die man zuvor noch gar nie bewusst geachtet hat.