Obwohl ein Orgasmus meist nur wenige Sekunden dauert, ist es eines der intensivsten Gefühle, zu dem der menschliche Körper fähig ist. Zahlreiche Studien zeigen aber, dass Frauen – wenn sie mit Männern Sex haben – weit weniger oft zum Höhepunkt kommen als Männer. Den Unterschied nennen Forscher «Orgasm Gap», so viel wie Orgasmus-Lücke oder -Unterschied.
Laut einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2017 haben rund 95 Prozent der Männer beim heterosexuellen Sex immer oder meistens einen Orgasmus. Bei den Frauen sind es 65 Prozent. Der Anteil von Frauen, die beim Sex mit Frauen immer oder meistens zum Höhepunkt kommen, lag bei 86 Prozent. Erste Ergebnisse einer laufenden Studie der Universität Basel, über die der «Tages-Anzeiger» berichtete, deuten darauf hin, dass der Orgasmus-Spalt in der Schweiz mit einem Verhältnis 94 zu 56 Prozent noch grösser ist als in den USA. Warum sind die Unterschiede so gross?
Frauen würden grundsätzlich mehr Zeit brauchen als Männer, um erregt zu werden, sagt Sexologin Jana Welch (54) aus Hamburg (D). Deshalb sei für sie zum Beispiel ein genussvolles Vorspiel wichtig für die Luststeigerung.
Klare Anweisungen sind zielführend
Um beim Sex mit einem Mann häufiger einen Höhepunkt zu erleben, brauche die Frau einen gesunden Egoismus, sagt Welch. «Sie muss ihre Wünsche priorisieren und ihrem Partner sagen, wie und wo sie berührt werden will.» Das setze voraus, dass sie ihre Erregungsmuster verstehe, also die Art und Weise, wie sie zum Orgasmus komme.
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Eine Frau, die sich zum Beispiel seit Jahren mit einem Vibrator die Klitoris stimuliert und dadurch einen Orgasmus erlebt, wird laut Welch auch auf diese Weise auch beim Paar-Sex am ehesten zum Höhepunkt kommen. «Das Eindringen des Penis ist dann vielleicht weniger interessant.» In so einem Fall, kann der Mann die Klitoris mit seinem Finger stimulieren. Dabei sei es wichtig, sagt Welch, dass sich beide viel Zeit dafür lassen und der Mann neben der Klitoris auch die Vulvalippe und Vagina miteinbeziehe. «Um die Empfindsamkeit bei der Frau zu verstärken, kann man zusätzlich ein Intimpflege-Öl wie etwa Mandel- oder Rosenöl benutzen.»
Vaginaler Orgasmus ist Übungssache
Frauen, deren Erregungsmuster die klitorale Stimulation ist, könnten lernen, den Innenraum ihrer Vagina durch Berührungen mit dem Finger so zu sensibilisieren, dass auch penetrativen Sex für sie lustvoll sei, fügt Welch an.
Generell können Frauen laut Welch beim Sex ihre Erregung steigern, indem sie in den Bauch atmen und den Rumpf bewegen. «Je mehr das Becken in Bewegung ist, desto stärker wird der Körper durchblutet, desto feuchter wird die Frau und umso intensiver ist die Erregung.» Beim penetrativen Sex gefalle es Frauen am besten, wenn der Mann die Hüfte nicht nur vor- und zurückbewege, sondern kreisende Bewegungen mache, sagt die Sexologin. «Zu heftiges Stossen ohne Gefühl empfinden die meisten Frauen als weniger angenehm.»
Das Ziel sollte laut der Expertin immer sein, einen erotischen und leidenschaftlichen Moment zu kreieren, der beiden Freude bringt und mit dem beide einverstanden sind. Es sei wichtig, dass man im Kontakt miteinander bleibe, indem man sich ansehe und küsse. «Ob der eine oder andere zum Orgasmus kommt, sollte am besten vergessen werden.»
Jana Welch (54), vielzitierte Sexologin und Sexualtherapeutin, betreibt in Hamburg (D) ihre eigene Praxis. Dort berät sie seit sechs Jahren Paare und Einzelpersonen, die ihr Liebesleben verbessern wollen. Welch sagt, dass Sexualität ein lebenslanger Prozess sei, der sich zu jedem Zeitpunkt positiv verändern lasse.
Jana Welch (54), vielzitierte Sexologin und Sexualtherapeutin, betreibt in Hamburg (D) ihre eigene Praxis. Dort berät sie seit sechs Jahren Paare und Einzelpersonen, die ihr Liebesleben verbessern wollen. Welch sagt, dass Sexualität ein lebenslanger Prozess sei, der sich zu jedem Zeitpunkt positiv verändern lasse.