Hast du dich schon mal gefragt, warum du beim Sex stöhnst oder wieso es sich schön anfühlt, wenn es deine Partnerin oder dein Partner tut? «Zusammen mit den Endorphinen, die das Gehirn beim Sex ausschüttet, können Stöhngeräusche die Erregung steigern und das Lustempfinden intensivieren», sagt Melina Dobroka (37), Sexologin mit eigener Praxis in der Stadt Basel.
Die Schwingungen der Stimmbänder würden angenehme Vibrationen im Körper erzeugen und den Vagusnerv aktivieren, was eine entspannende Wirkung habe. Der Vagusnerv ist unter anderem für die Stressreduktion im Körper zuständig. Er verläuft durch den Hals, erstreckt sich zu den Ohren und führt in den Brustraum bis hin zu den Organen im Bauch.
Stöhnen als Instrument zur Beeinflussung des Partners
Stöhnen habe nicht nur auf physischer Ebene eine positive Wirkung, sagt Dobroka, sondern könne auch die Intimität fördern und eine Verbundenheit zum Gegenüber herstellen. «Man kann der Partnerin oder dem Partner mithilfe von Stöhngeräuschen signalisieren, ob einem eine Berührung oder eine Stellung besonders gut gefällt», sagt Dobroka. Stöhnen ist also eine Art der Kommunikation im Bett, die sich gezielt einsetzen lässt. Untersuchungen zeigen, dass Stöhnen aber nicht immer ein Signal der Leidenschaft oder Lust ist.
Englische Wissenschaftler der University of Central Lancashire und der University of Leeds fanden zum Beispiel heraus, dass viele Frauen ihren eigenen Orgasmus meist leise geniessen und erst dann laut stöhnen, wenn sie ihren Partner schneller zum Höhepunkt bringen und den Sex so beenden wollen. Als Gründe gaben die Befragten Müdigkeit, Unwohlsein oder Zeitmangel an. Viele Frauen sagten bei der Befragung zudem, dass es ihr Ziel sei, mit dem Stöhnen das männliche Selbstwertgefühl zu stärken.
Leiser Sex gleich schlechter Sex?
Stöhngeräusche gezielt dafür einzusetzen, den Partner zum Orgasmus zu bringen oder ihm ein gutes Gefühl zu vermitteln, sei nichts Negatives, sagt Dobroka. «Es ist für viele Menschen ein Instrument, mit dem sie ihre eigene und die Erregung des Sexualpartners steigern können.» Wenn jemand nicht stöhne im Bett, bedeute das aber nicht zwingend, dass der Sex schlecht sei. «Möglicherweise gehören Geräusche nicht zu den Erregungsquellen dieser Person und sie empfindet Stöhnen sogar eher als hemmend.»
Als Erregungsquellen werden in der Sexologie Möglichkeiten bezeichnet, mit denen man sich über die Sinne sexuell erregen kann. Neben Stöhnen gehören visuelle Eindrücke, Berührungen, Gerüche, Fantasien oder Geschmäcker dazu. «Es ist sehr individuell, wie man körperlich erregt wird und auf welche Art man seine Lust zum Ausdruck bringt», sagt Dobroka. Das Wichtigste ist gemäss Expertin immer, die Grenzen und Wünsche des Partners zu respektieren. «Niemand sollte sich dazu gedrängt fühlen, beim Sex Laute von sich zu geben, wenn er oder sie sich dabei unwohl fühlt.»
In ihrer Praxis in Basel berät Melina Dobroka (37) Paare und Einzelpersonen bei Fragen rund um die Sexualität. Als Vorstandsmitglied des Fachverbands Sexologie Schweiz setzt sie sich zudem für die Förderung der sexuellen Gesundheit in der Gesellschaft ein. Bevor sie sich zur Sexologin ausbilden liess, hat Dobroka das Studium zur Primarlehrerin absolviert. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter.
In ihrer Praxis in Basel berät Melina Dobroka (37) Paare und Einzelpersonen bei Fragen rund um die Sexualität. Als Vorstandsmitglied des Fachverbands Sexologie Schweiz setzt sie sich zudem für die Förderung der sexuellen Gesundheit in der Gesellschaft ein. Bevor sie sich zur Sexologin ausbilden liess, hat Dobroka das Studium zur Primarlehrerin absolviert. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter.
Manche Sexologinnen und Sexologen sind der Ansicht, dass Frauen häufiger stöhnen beim Sex als Männer und sprechen sogar von einem «Moaning Gap» – also einer Geschlechterlücke beim Stöhnen. «Ich halte das für ein Klischee aus der Pornoindustrie», sagt Dobroka. Die Darstellungen einer laut kreischenden Frau und einem Mann, der höchstens während des Höhepunkts Geräusche von sich gibt, seien realitätsfremd. Gemäss Expertin ist es nicht abhängig vom Geschlecht, ob und wie häufig jemand stöhnt im Bett, sondern von der einzelnen Person.