Ratgeber-Autor Michael Nast (43) spricht von der «Generation Beziehungsunfähig». Nun folgt die Antwort. Stefanie Stahl (56) behauptet: «Jeder ist beziehungsfähig» – jeder Mensch sei fähig, eine harmonische Beziehung einzugehen. Im Interview mit BLICK erklärt die Psychotherapeutin, wie sich die Rolle des Mannes in einer Partnerschaft verändert hat und warum unsere Zeit ideal für die Schaffung einer festen Beziehung ist. Ausserdem ist sich Stahl sicher, dass Internetbekanntschaften haltbarer sind als die Liebe von Paaren, die sich konventionell kennengelernt haben. Die gebürtige Hamburgerin wurde 2015 mit dem Ratgeber «Das Kind in dir muss Heimat finden» bekannt, der Lesern bei der Bewältigung psychischer Probleme sowie bei der Überwindung von Beziehungskrisen hilft.
In Ihrem Buch «Jeder ist beziehungsfähig» schreiben Sie über die Balance zwischen Autonomie und Anpassung in einer Beziehung. Wie findet man die richtige Balance?
Für viele Menschen heisst eine Beziehung, kein freier Mensch zu sein. Sobald der Partner den Raum betritt, versucht man, ihn zufriedenzustellen, und passt sich an. Man stellt sich selbst zurück. Erst wenn man wieder Zeit für sich hat und der Partner nicht dabei ist, gelingt es, sich selbst wieder in den Vordergrund zu holen. Genau da liegt auch die Lösung des Problems: Man muss lernen, dass man mit seinem Partner auf Augenhöhe ist und dass die eigenen Bedürfnisse oder Wünsche genauso wichtig sind wie die des Partners.
Wie sind Sie zu dieser Einschätzung gekommen?
Ich habe diese Idee nicht erfunden, aber innovativ weiterentwickelt. Um eine Beziehung zu führen, muss man einerseits anpassungsfähig sein, andererseits erkennen, worin man sich vom Gegenüber unterscheidet. Wichtig ist die Frage, wie ich meine individuellen Bedürfnisse vertreten, aber gleichzeitig auch meinen Partner zufriedenstellen kann. Bei vielen Menschen ist diese innere Balance gestört. Sie sind entweder zu überangepasst oder zu autonom.
Stefanie Stahl gibt Seminare im deutschsprachigen Raum – online und auch persönlich. Darin führt sie den Ansatz ihrer Bücher weiter aus und erklärt, wie man die Qualität seiner Beziehung stärken kann. Manchmal sind die Vorträge intimer, manchmal in grösserem Rahmen. Stahl ist auch immer mal wieder in der Schweiz zu Besuch.
Die Autorin wird am 6. und 7. April 2019 die Quelle in Zürich mit einem weiteren Seminar beehren. Mehr Informationen finden Sie auf stefaniestahl.de! Ausserdem wird Stahl hierzulande durch Psychologin Katja Herz Bühler unterstützt.
Stefanie Stahl gibt Seminare im deutschsprachigen Raum – online und auch persönlich. Darin führt sie den Ansatz ihrer Bücher weiter aus und erklärt, wie man die Qualität seiner Beziehung stärken kann. Manchmal sind die Vorträge intimer, manchmal in grösserem Rahmen. Stahl ist auch immer mal wieder in der Schweiz zu Besuch.
Die Autorin wird am 6. und 7. April 2019 die Quelle in Zürich mit einem weiteren Seminar beehren. Mehr Informationen finden Sie auf stefaniestahl.de! Ausserdem wird Stahl hierzulande durch Psychologin Katja Herz Bühler unterstützt.
Woher rühren Beziehungsprobleme?
Alle Beziehungsprobleme gehen auf einen Konflikt zwischen Bindungswünschen und Freiheitsbedürfnissen zurück. Was auf der Oberfläche so kompliziert wirkt, ist also ganz einfach. Denn letztlich liegt immer dieser Autonomie-Bindungs-Konflikt zugrunde.
Fühlen sich viele Menschen in Beziehungen gefangen?
Es sind die Überangepassten, die sich selbst gefangen nehmen, indem sie sich zu sehr zurücknehmen, anstatt ihre Wünsche zu verteidigen. Anstelle innerhalb der Beziehung für Freiraum zu sorgen, schaffen sie Freiraum, indem sie sagen: «Wir können uns nicht sehen.» Damit sperren sie den Partner aus. Nur wenn sie mal wieder Zeit nur für sich haben, fühlen sie sich frei.
Wie unterscheidet sich die Beziehungsfähigkeit der verschiedenen Generationen?
Nast behauptet, die junge Generation sei «beziehungsunfähiger», und jeder schreibt das so ab. Nast darf das behaupten, weil er aus seinem privaten Winkel schreibt. Ich bin Psychologin und habe einen anderen Anspruch – jeder kann eine gesunde Beziehung führen. Und ich sage: Beziehungsfähigkeit entsteht im Elternhaus und nicht im Internet, mit dem die Jungen aufwachsen.
Stichwort Internet. Glauben Sie, dort lässt sich wahre Liebe finden?
Viele glauben, im Internet entstandene Beziehungen hätten keine Zukunft. Ich behaupte das Gegenteil: Sie sind haltbarer und glücklicher als Paare, die sich im echten Leben finden. Im wirklichen Leben verliebt man sich oft Hals über Kopf, zeigt sich von der besten Seite. Erst wenn die Hormone wieder runtergefahren sind, lernt man sich wirklich kennen. Im Internet ist es umgekehrt. Man lernt sich erst richtig kennen – und baut eine gute Basis auf.
Worin unterscheiden sich Mann und Frau in einer Beziehung?
Man geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der Frauen eher zugunsten der Bindung handeln. Sie sind lieb und angepasst. Männer sind eher autonom und zu abgegrenzt.
Wie sieht die Zukunft für Beziehungen aus?
Deren Form hat sich stark verändert. Ich glaube, die Qualität von Beziehungen wird sich weiterhin verbessern!
Inwiefern hat sich die Form verändert?
Frauen sind nicht mehr so abhängig wie früher, brauchen keine Versorgungsehen mehr. So muss man heute nicht mehr heiraten und eine Familie gründen, um ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Auch Scheidungen sind kein Tabu mehr. Und junge Männer sind heute anders erzogen. Sie dürfen mehr fühlen, dürfen neuerdings weinen oder sich hilflos fühlen. Sie haben ein viel breiteres Gefühlsspektrum zur Verfügung, sind dadurch auch viel empathischer. Früher war das «Frauenkram», heute nicht mehr.
Schreiben Sie darüber auch in Ihrem Ratgeber?
In «Jeder ist beziehungsfähig» sollen Leser erkennen, wie sie ihre Beziehungsfähigkeit steigern können. Meine Bücher sind wie eine Therapie zum Selbermachen. Ich sage immer: Für alle Normalgestörten reichts (lacht). Für den normalen Durchschnitts-Neurotiker – wie du und ich.
Stefanie Stahl kam 1963 in Hamburg zur Welt und wuchs dort auf. Von 1984-1990 studierte die heute 56-Jährige Psychologie an der Universität Trier. Aktuell arbeitet Stahl als Psychotherapeutin und Buchautorin in freier Praxis in Trier.
2015 landete sie mit ihrem Ratgeber «Das Kind in dir muss Heimat finden» einen Bestseller. Das Buch ist als Selbsttherapie angelegt und soll Lesern helfen, psychische Probleme sowie Beziehungskrisen zu bewältigen. Zwei Jahre später lieferte die Autorin Nachschub: In «Jeder ist beziehungsfähig» schreibt Stahl darüber, wie Beziehungsprobleme überwunden werden können. Durch eine gute Balance von Autonomie und Angepasstheit lässt sich die Beziehungsfähigkeit steigern, so die Erkenntnis der Psychotherapeutin.
Privat hat Stahl diese Balance gefunden. Seit sieben Jahren ist sie glücklich verheiratet. Auf ihrer Webseite schreibt die gebürtige Norddeutsche: «Ich habe lange gebraucht, um den Richtigen zu finden.» Und im Interview erklärt sie, dass sie früher «nicht immer das richtige Beuteschema» hatte. «Ich kenne die Sache also nicht nur aus der Theorie, sondern auch aus der Praxis.»
Stefanie Stahl kam 1963 in Hamburg zur Welt und wuchs dort auf. Von 1984-1990 studierte die heute 56-Jährige Psychologie an der Universität Trier. Aktuell arbeitet Stahl als Psychotherapeutin und Buchautorin in freier Praxis in Trier.
2015 landete sie mit ihrem Ratgeber «Das Kind in dir muss Heimat finden» einen Bestseller. Das Buch ist als Selbsttherapie angelegt und soll Lesern helfen, psychische Probleme sowie Beziehungskrisen zu bewältigen. Zwei Jahre später lieferte die Autorin Nachschub: In «Jeder ist beziehungsfähig» schreibt Stahl darüber, wie Beziehungsprobleme überwunden werden können. Durch eine gute Balance von Autonomie und Angepasstheit lässt sich die Beziehungsfähigkeit steigern, so die Erkenntnis der Psychotherapeutin.
Privat hat Stahl diese Balance gefunden. Seit sieben Jahren ist sie glücklich verheiratet. Auf ihrer Webseite schreibt die gebürtige Norddeutsche: «Ich habe lange gebraucht, um den Richtigen zu finden.» Und im Interview erklärt sie, dass sie früher «nicht immer das richtige Beuteschema» hatte. «Ich kenne die Sache also nicht nur aus der Theorie, sondern auch aus der Praxis.»