Fux über Sex
«Ich möchte mehrmals am Tag können»

Publiziert: 30.03.2021 um 13:47 Uhr
Caroline Fux, Psychologin und Sexologin.
Foto: Aissa Tripodi
Caroline Fux

Ich kann nur einmal am Tag Sex haben. Es ist nicht fatal für die Beziehung zu meiner Freundin, aber trotzdem wäre es gut, wenn es zwei- oder dreimal gehen würde. Ich werde einfach nicht mehr richtig erregt, und wenn überhaupt noch eine Erektion kommt, geht sie schnell wieder weg. N. (19, m)

Lieber N.

Die Phase, in der ein Mann nach einem Orgasmus keine Erektion mehr bekommen kann, nennt sich Refraktärzeit. Diese Zeit ist von Mann zu Mann sehr verschieden. Sie kann von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Tagen dauern.

Tendenziell ist es so, dass jüngere Männer eher schneller wieder können. Die Zeitspanne verlängert sich dann meistens im Laufe des Lebens, es gibt jedoch auch junge Männer, die von Anfang an längere Pausen brauchen und ältere Männer, die schneller wieder können. Und als ob das noch nicht genug der Varianz wäre, so gibt es auch noch viele situative Faktoren, die die Refraktärzeit beeinflussen.

Ein Patentrezept, wie sich die Refraktärzeit verkürzen lässt, gibt es nicht. Was möglich ist und viel bringt, ist, wenn man den Umgang mit dem eigenen sexuellen Rhythmus hinterfragt. Viel Sex zu haben, mag eine Art sein, wie man diesen Lebensbereich geniessen kann. Es ist aber definitiv nur eine von vielen.

Versuche, ein möglichst breites Bild von Sexualität zu bekommen: Nutzt ihr alle Möglichkeiten der Stimulation? Könnt ihr mit Erregung und Genuss spielen oder geht es eher um einen direkten Weg zum Höhepunkt? Kannst du Sexualität auch dann geniessen, wenn keine Erektion möglich ist oder wenn sie nicht im Zentrum steht? Solche Fragen können dir helfen, dich von einer «Mehr ist besser»-Mentalität in Bezug auf Sex zu lösen. Denn die ist oft mit einem Leistungsdenken verbunden und das kann auf Dauer lustfeindlich sein und Distanz zwischen die Partner bringen.

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Weiss, was die Menschen bewegt: Caroline Fux.
Aissa Tripodi

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