«Mädchen nutzen soziale Netzwerke früher als Jungen»
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Medienpsychologin Lilian Suter:«Mädchen nutzen soziale Netzwerke früher als Jungen»

Jugendliche gaben Auskunft über ihre Mediennutzung
Datenschutz? Egal. Nur 3 von 5 Teenies achten darauf

Jugendliche werden beim Datenschutz nachlässiger, sexuelle Belästigung im Internet hat zugenommen, und Gratis-Games sind besonders beliebt: Die nationale James-Studie 2022 zeigt, wie Jugendliche Medien nutzen und welche Erfahrungen sie damit machen.
Publiziert: 24.11.2022 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2023 um 17:14 Uhr
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Chatten, surfen, gamen, posten. Die Online-Welt hat aber auch dunkle Seiten, von denen viele Jugendliche betroffen sind: 60 Prozent der Mädchen und 33 der Jungen haben sexuelle Belästigungen im Internet erlebt.
Foto: Keystone
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Eine repräsentative Studie zeigt alle zwei Jahre, wie Jugendliche in der Schweiz Medien nutzen und was sie in der Freizeit machen.

Nun ist die sogenannte James-Studie 2022 da – und darin lässt folgender Befund aufhorchen: Beim Schutz der Privatsphäre im Internet werden Jugendliche nachlässiger. Nur noch 60 Prozent der befragten 12- bis 19-Jährigen haben Datenschutzeinstellungen in sozialen Netzwerken aktiviert. Zehn Jahre zuvor waren es noch 84 Prozent.

James-Studie 2022: Mädchen setzen Trends bei sozialen Netzwerken

Die James-Studie 2022 untersucht das Medien- und Freizeitverhalten von 12- bis 19-Jährigen in allen Landesteilen. Hier in aller Kürze spannende Entwicklungen:

  • Mädchen als Trendsetterinnen: Auf neuen Netzwerken steigen Mädchen früher ein als Jungen. Aktuell nutzen sie TikTok und Pinterest stärker als Jungen.
  • Facebook ist out: Nur noch 5 Prozent der 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz nutzen das Netzwerk täglich oder mehrmals pro Woche. 2014 waren es noch 79 Prozent.
  • Tiktok hebt ab: Vor vier Jahren nutzten nur 8 Prozent der Jugendlichen das soziale Netzwerk Tiktok. Heute sind es 67 Prozent.
  • Wenig aktiv auf sozialen Netzwerken: 2022 posteten 23 Prozent der Jugendlichen Beiträge; vier Jahre zuvor waren es 29 Prozent.
  • Games werden bei Mädchen beliebter: 2022 spielen 65 Prozent der 12- bis 19-Jährigen Video-Spiele. Vier Jahre zuvor waren es 48 Prozent.
  • Smartphones überall: 99 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben ein Smartphone. Von den 12-/13-Jährigen sind es 96 Prozent.
  • Mehr Ausgaben für Spielinhalte: 8 Prozent bezahlen für Spielinhalte in (Gratis-)Games. Zwei Jahre zuvor waren es erst 3 Prozent.
  • Cybermobbing ist alltäglich: 38 Prozent erlebten schon mal, dass Beleidigendes oder Unwahres in Chats über sie verbreitet wurde. 29 Prozent erlebten, dass sie jemand im Internet fertigmachen wollte.
  • Sexuelle Belästigung kommt häufig vor: Ein Drittel der Jugendlichen wurde schon von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich zu verschicken. Fast die Hälfte wurde online von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten angesprochen.
Mädchen nutzen neue soziale Netzwerke früher als Jungen.
Keystone/Petra Orosz

Die James-Studie 2022 untersucht das Medien- und Freizeitverhalten von 12- bis 19-Jährigen in allen Landesteilen. Hier in aller Kürze spannende Entwicklungen:

  • Mädchen als Trendsetterinnen: Auf neuen Netzwerken steigen Mädchen früher ein als Jungen. Aktuell nutzen sie TikTok und Pinterest stärker als Jungen.
  • Facebook ist out: Nur noch 5 Prozent der 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz nutzen das Netzwerk täglich oder mehrmals pro Woche. 2014 waren es noch 79 Prozent.
  • Tiktok hebt ab: Vor vier Jahren nutzten nur 8 Prozent der Jugendlichen das soziale Netzwerk Tiktok. Heute sind es 67 Prozent.
  • Wenig aktiv auf sozialen Netzwerken: 2022 posteten 23 Prozent der Jugendlichen Beiträge; vier Jahre zuvor waren es 29 Prozent.
  • Games werden bei Mädchen beliebter: 2022 spielen 65 Prozent der 12- bis 19-Jährigen Video-Spiele. Vier Jahre zuvor waren es 48 Prozent.
  • Smartphones überall: 99 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben ein Smartphone. Von den 12-/13-Jährigen sind es 96 Prozent.
  • Mehr Ausgaben für Spielinhalte: 8 Prozent bezahlen für Spielinhalte in (Gratis-)Games. Zwei Jahre zuvor waren es erst 3 Prozent.
  • Cybermobbing ist alltäglich: 38 Prozent erlebten schon mal, dass Beleidigendes oder Unwahres in Chats über sie verbreitet wurde. 29 Prozent erlebten, dass sie jemand im Internet fertigmachen wollte.
  • Sexuelle Belästigung kommt häufig vor: Ein Drittel der Jugendlichen wurde schon von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich zu verschicken. Fast die Hälfte wurde online von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten angesprochen.

Gratis sind Gratis-Games nicht

Heikel erscheint dies, wenn man sich zum Beispiel die Beliebtheit von Gratis-Games vor Augen führt: 93 Prozent der Knaben, 65 Prozent der Mädchen gamen zumindest ab und zu, jüngere öfter als ältere. Gratis-Games werden am häufigsten gespielt.

Das Problem dabei: Die Nutzerinnen und Nutzer bezahlen im vermeintlich kostenlosen Video-Spiel mit der Preisgabe von persönlichen Daten, die zum Beispiel für Werbezwecke an Dritte weitergegeben werden. Privatsphäre-Einstellungen können zumindest verhindern, dass Unbekannte im Game Kontakt aufnehmen.

Sexuelle Belästigung weit verbreitet

Auch die Zunahme an sexuellen Belästigungen im Internet lässt sich in den Kontext von vernachlässigtem Datenschutz setzen. Fast die Hälfte der befragten rund 1000 Jugendlichen aus allen Landesteilen wurde online bereits mindestens einmal sexuell belästigt. Im Jahr 2014 war es erst ein knappes Fünftel.

«Das Risiko für sexuelle Belästigung im Netz reduziert sich, je weniger man von sich preisgibt», sagt Lilian Suter, Mitautorin der James-Studie 2022, und schiebt nach, es handle sich um eine Vermutung. Umgekehrt formuliert: Je offener man ist mit Informationen über sich in sozialen Netzwerken, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass einen Unbekannte auffordern, erotische Fotos von sich selbst zu schicken.

Beiträge verschwinden wieder

Die Studie zeigt, dass Jugendliche in sozialen Netzwerken häufiger Beiträge anderer anschauen, liken und kommentieren, als selbst Beiträge zu veröffentlichen. Tun sie es doch, dann sind es eher zeitlich limitierte Stories, die zum Beispiel auf Instagram nach 24 Stunden verschwinden, oder Snaps, die auf Snapchat nach dem ersten Anschauen nicht mehr aufrufbar sind.

Ein Hinweis, dass Jugendliche doch sensibilisiert sind und nicht zu viele Spuren im Netz hinterlassen wollen? «Das kann eine Rolle spielen», sagt Medienpsychologin Suter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die die Studie jeweils im Auftrag der Swisscom erstellt.

Im Flüchtigen liegt ein Mehrwert

Der einzige Grund für die Beliebtheit von zeitlich limitierten Beiträgen sei es aber nicht. «Es liegt ein Mehrwert darin, dass es vergänglich ist», sagt die Forscherin. Wer es nicht gesehen habe, habe es verpasst.

Sieben Tipps für Datenschutz im Netz

Folgende Ratschläge helfen Eltern dabei, ein sicheres Umfeld für die Online-Aktivitäten ihres Kindes zu schaffen. Sei dies beim Spielen von Games oder in sozialen Netzwerken:

  1. Game-Registrierung: Der Nickname soll keine Informationen zum Alter oder Wohnort enthalten. Bei E-Mail-Adresse Pseudonym verwenden.
  2. Sicherheitseinstellungen prüfen, Standards dem Alter entsprechend erhöhen.
  3. Profil auf sozialen Medien auf Privat setzen. Anfragen von Unbekannten nicht akzeptieren.
  4. Regeln vereinbaren: Was darf gepostet werden, was nicht?
  5. Bewusst machen: Die Informationen von verschiedenen Beiträgen auf dem Profil können verknüpft werden zu einem Gesamtbild.
  6. Profil regelmässig aufräumen. Beispiel: Was älter ist als zwei Monate, kann weg.
  7. Automatismus einüben: Bei neuen Apps immer sofort Datenschutzeinstellungen prüfen, Berechtigungen entfernen.

Eltern müssen sich mit Jugendmedienschutz auseinandersetzen. «Wie sie ihr Kind im Strassenverkehr begleiten, müssen sie ihre Fürsorgepflicht auch im Internet wahrnehmen», sagt Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, Kooperationspartnerin der ZHAW bei der James-Studie.

Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, was auf sozialen Netzwerken veröffentlicht werden sollte und was nicht.
Getty Images/Westend61

Folgende Ratschläge helfen Eltern dabei, ein sicheres Umfeld für die Online-Aktivitäten ihres Kindes zu schaffen. Sei dies beim Spielen von Games oder in sozialen Netzwerken:

  1. Game-Registrierung: Der Nickname soll keine Informationen zum Alter oder Wohnort enthalten. Bei E-Mail-Adresse Pseudonym verwenden.
  2. Sicherheitseinstellungen prüfen, Standards dem Alter entsprechend erhöhen.
  3. Profil auf sozialen Medien auf Privat setzen. Anfragen von Unbekannten nicht akzeptieren.
  4. Regeln vereinbaren: Was darf gepostet werden, was nicht?
  5. Bewusst machen: Die Informationen von verschiedenen Beiträgen auf dem Profil können verknüpft werden zu einem Gesamtbild.
  6. Profil regelmässig aufräumen. Beispiel: Was älter ist als zwei Monate, kann weg.
  7. Automatismus einüben: Bei neuen Apps immer sofort Datenschutzeinstellungen prüfen, Berechtigungen entfernen.

Eltern müssen sich mit Jugendmedienschutz auseinandersetzen. «Wie sie ihr Kind im Strassenverkehr begleiten, müssen sie ihre Fürsorgepflicht auch im Internet wahrnehmen», sagt Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, Kooperationspartnerin der ZHAW bei der James-Studie.

Datenschutz im Netz sei in den vergangenen Jahren ein komplizierteres Thema geworden. Stichworte sind Cookies, Algorithmen oder Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. «Es ist komplexer geworden abzuschätzen, wer am Ende einen Beitrag sieht und welche Reichweite er haben könnte.»

Datenschutz zur Gewohnheit machen

Suter hält es für nachvollziehbar, dass Jugendliche – wie auch Erwachsene – Datenschutz vernachlässigen. Helfen könnte die Gewohnheit, sagt Suter: «Wenn ich eine App herunterlade, optimiere ich direkt die Datenschutzeinstellungen, dann muss ich später nicht mehr darüber nachdenken.»


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