Dieses Wochenende tummelt sich wie alle Jahre, was Rang und Namen in der Schweizer Designszene hat, im Zürcher Kongresshaus. An der Blickfang, der grössten Designmesse der Schweiz, ist eine Unmenge an Produkten versammelt, die sonst in Onlineshops der einzelnen Designerinnen und Hersteller oder in einzelnen Läden in der ganzen Schweiz verkauft werden. Und nicht nur das: Auch aus Deutschland und Österreich finden sich Anbieter aus den Bereichen Mode, Keramik, Möbel, Wohnaccessoires, Schmuck und Textildesign – darunter so einige Preisträger unterschiedlicher Designpreise.
Viele darunter sind Einzelkämpfer, die ihre Produkte zumeist lokal und mit Herzblut in kleinsten Mengen herstellen. Das schlägt sich natürlich auf die Preise nieder: Fürs schmale Portemonnaie findet sich an der Blickfang zugegebenermassen nicht vieles. Dafür findet man hier für Weihnachten alles: den schönen Schal für den Vater, die spezielle Vase fürs Mami, die schönsten Holzbrettli aller Zeiten für den kochbegeisterten Onkel und Ohrringe für die Freundin. Oder ganz einfach Praktisches und Schönes für sich selber. Und weil es nicht alle diesen Sonntag an die Blickfang in Zürich schaffen, stellen wir hier eine Auswahl besonders schöner und innovativer Schweizer Designprodukte vor.
Die Kunst des Schneidebrettchens
Manchmal gibt es Alltagsgegenstände, die so schön und kunstvoll geschaffen sind, dass es fast schade ist, sie zu gebrauchen. So geht es einem mit den Schneidebrettchen des Basler Labels Seosa. Dahinter steht Kunstschreiner Fabian Sens, der sich neben den gängigen Schreinerarbeiten wie massgefertigte Möbel, Treppen oder Bar- und Ladeneinrichtungen auch auf Intarsienarbeiten spezialisiert hat. Auf seinen kunstvoll gearbeiteten «Brettchen» schneidet wohl keiner einfach profan Brot oder Gemüse. Aber etwa als Käseplatte sind sie das Prunkstück ein jeder Tafel.
seosa.ch, Intarsien-Schneidebretter, ab 250 Franken
Exzellenz am Hals
Wenn in einzelnen Designdisziplinen Adelstitel vergeben würden, wäre die Zugerin Caroline Flueler unangefochtene Königin oder Fürstin des Textildesigns. Einige ihrer mehrfach preisgekrönten Entwürfe hat das Museum für Gestaltung in Zürich in die Sammlung Schweizer Design aufgenommen. Sie sind auch von Grosskunden für ihre Corporate Identity begehrt. So trugen etwa Mitarbeiter der Basler Kantonalbank lange Fluelers Krawatten, und auf den Sitzen der Fluggesellschaft Swiss sitzt man auf ihrem Textildesign. Aber auch Normalbürger können ihren Alltag mit den aussergewöhnlichen Farbkombinationen Fluelers verschönern. In ihrem Webshop gibt es Tischtücher, Kissenbezüge, Küchentücher und vor allem wunderschöne Schals und Foulards.
caroline-flueler.com, Seidenschal «Wien», 195 Franken
Exzellenz an der Schulter
Über 400'000 Rinder lässt die Schweizer Fleischindustrie hierzulande jährlich schlachten. Davon verwendet das Zürcher Label fin nur die besten Häute: von Biosuisse-zertifizierten Rindern, die zudem in Mutterkuh-Haltung aufwachsen durften. Da es in der Schweiz keine traditionelle Gerberei mit pflanzlichen Gerbeverfahren mehr gibt, gehen die Häute auf Schienen und Lastwagen in die Toskana. Die Taschen, Agenden und Portemonnaies werden so schliesslich aus 100 Prozent naturbelassenem Leder gefertigt, die mit dem Alter immer schöner und weicher werden.
fin-projects.ch, Tasche: «Shopper», 668 Franken
Ein Designklassiker von morgen
Die mehrfach preisgekrönte Lausanner Industrie- und Produktdesignerin Laure Gremion arbeitet an vielfältigsten Projekten und mit unterschiedlichsten Materialien. Ob Pflanzentöpfe aus Stahl für Gartenbauer oder Schaufenster-Displays für Uhrenhersteller wie Hermes, ob Lampen oder Schokoladentafeln – Gremion kann alles. Mit ihrer zweiteiligen Vase «Verso», die man auf zwei verschiedene Arten aufstellen kann, könnte ihr sogar ein zukünftiger Designklassiker gelungen sein.
lauregremion.ch, Vase «Verso», Preis auf Anfrage
Ein Hocker schwingt das Tanzbein
Holz gilt gemeinhin als starres Material. Davon merkt man beim Luzerner Label niuform aber nichts: Die zwei Produktdesignerinnen Simone Hölzl und Christine Urech behandeln es mit einer Leichtigkeit, die gute Laune macht. Ihre Hocker und Tische mit den verdrehten Beinen sehen aus, als ob sie jeden Moment davonhüpfen oder tanzen könnten. Für die erfrischende Form wurden die zwei mit dem renommierten Wood Award für herausragendes Design ausgezeichnet.
niuform.ch, Hocker «niuform», ab 520 Franken, erhältlich in verschiedenen Hölzern
Saubere Jacke, saubere Flüsse
Mit dieser Jacke säubern Sie die Umwelt. Respektive tut das der deutsche, in Zürich lebende Architekt und Designer Peter Hornung (42) für Sie. Beim Limmatschwumm inmitten weggeworfener PET-Flaschen kam ihm vor einigen Jahren die Idee: Dieser Rohstoff, der sich im Wehr sammelt, dort rausgefischt wird und bislang in die Kehrrichtverbrennung gefahren wurde, gehört genutzt! Seither fischt er das PET wöchentlich direkt eigenhändig aus der Limmat. Danach wird das Flussplastik zum Schreddern in den Thurgau geliefert. Im Tessin verwandeln sich die Flocken schliesslich zu einer Art Polyestergarn, das in einem Familienbetrieb im norditalienischen Varese gewoben, geschnitten und zu Jacken genäht wird. Die Füllung besteht aus wiederverwerteten, gewaschenen und sterilisierten Schweizer Daunen. 14 PET-Flaschen stecken im Gewebe jeder Jacke – pures Upcycling.
roundrivers.ch, «Swiss Waste Jacket» unisex, 590 Franken, in vielen Farben erhältlich
Neue Lieblingsteile
Die zwei Zürcher Textildesignerinnen Manuela Helg und Karin Maurer schaffen es mit ihrem Label Beige in jeder Kollektion, mindestens ein Strick-Kleidungsstück zu erschaffen, das man nicht nur sofort kaufen will, sondern von dem man am liebsten noch zehn Farbvariationen mehr im Schrank haben möchte. Paradebeispiel: Pulli «Olga» in Schwarz mit feinen, fast schon glühend smaragdgrünen Streifen. Ausserdem finden sich unter den lokal im Emmental produzierten Strickwaren immer auch wunderschöne Schals und Mützen neben aussergewöhnlichen Textilien fürs Wohnen.
beige.ch, Pullover «Olga» Col 1, 310 Franken