Auf einen Blick
- Paracetamol kann gefährliche Stoffwechselstörung hervorrufen. Swissmedic prüft Anpassung der Arzneimittelinformationen
- Metabolische Azidose besonders gefährlich für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen
- Erste Anzeichen: Schwindel, Übelkeit und tiefes, beschleunigtes Atmen
Paracetamol ist in der Schweiz rezeptfrei erhältlich. Das heisst aber nicht, dass man bei der Einnahme des Schmerzmittels nicht mit Nebenwirkungen rechnen muss.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und ihr Ausschuss für Risikobewertung im Bereich Pharmakovigilanz (PRAC) nehmen nun ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Risiko in die Fachinformationen von paracetamolhaltigen Medikamenten auf. Die Nebenwirkung war bisher kaum bekannt.
Swissmedic prüft Anpassung
Das Analgetikum kann bei einer Überdosierung oder bei Einnahme über längere Zeiträume eine gefährliche Stoffwechselstörung hervorrufen, eine sogenannte metabolische Azidose mit vergrösserter Anionenlücke. Die Störung ist insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen wie schweren Nierenfunktionsstörungen, Sepsis oder Glutathionmangel gefährlich. Glutathionmangel kann durch krankhaften Alkoholkonsum oder eine Mangelernährung entstehen.
Wie das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic) auf Anfrage von Blick erklärt, sollen die Arzneimittelinformationen paracetamolhaltiger Arzneimittel auch hierzulande angepasst werden. «Die entsprechende Überprüfung läuft bereits», so Mediensprecher Lukas Jaggi.
«Zustand kann lebensbedrohlich sein»
Bei vorschriftsmässiger Anwendung gilt Paracetamol als sicher. Oft tritt die metabolische Azidose auf, wenn Paracetamol mit dem Antibiotikum Flucloxacillin zusammen genommen wurde. «Wenn Paracetamol gleichzeitig mit Flucloxacillin angewendet wird, ist besondere Vorsicht geboten», mahnt Jaggi. «Erste Anzeichen einer unerwünschten Wirkung können Schwindel, Übelkeit und tiefes, beschleunigtes Atmen sein.»
Wer bei sich Symptome einer Azidose bemerkt, sollte schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. «Zur Behandlung einer Azidose ist eine schnelle ärztliche Behandlung erforderlich, da der Zustand lebensbedrohlich sein kann», erläutert Jaggi. Bestätigt sich der Verdacht, wird das Paracetamol sofort abgesetzt und der Patient engmaschig überwacht.