Auf einen Blick
Stell dir vor, du hast einen Langstreckenflug gebucht und erhältst am Check-in-Schalter ein Upgrade in die Businessclass, weil du genau weisst, wie du danach fragen musst. Nicht mit Worten, sondern mit der richtigen Körpersprache.
Wie das geht, weiss die Schweizer Expertin für Körpersprache und Mimik Denise von Moos (54). «Wenn ich den Kopf leicht schräg halte, lächle und meine Handinnenflächen zeige, nimmt mich mein Gegenüber als vertrauensvolle Person wahr und ist eher gewillt, meinen Wünschen nachzukommen», so die ehemalige Fahnderin. «Ich habe das selbst schon getestet und tatsächlich auf einem Flug von Miami zurück in die Schweiz ein Upgrade erhalten.»
Das funktioniert aber nur, wenn das Gegenüber die Taktik nicht durchschaut. «Wenn ich bei meinem Mann oder meinem Sohn versuche, mit der richtigen Körpersprache meinen Willen durchzusetzen, müssen sie lachen. Sie kennen diese Tricks und durchschauen mich sofort.»
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Sprache vs. nonverbale Kommunikation – was zählt?
Körpersprache macht einen erheblichen Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation aus. Wie viel genau, lässt sich nicht festlegen. Hartnäckig hält sich der Glaube an die Mehrabian-Regel, der zufolge in der Kommunikation Worte zu 7 Prozent, die Stimme zu 38 Prozent und die Mimik zu 55 Prozent wirken.
Doch handle es sich hier um eine oft falsch interpretierte Studie, erklärt Denise von Moos. Grundsätzlich sei es so, dass sich diese drei Faktoren ergänzen. Aber nur wenn Worte und Körpersprache sich widersprechen, wird die Kommunikation zu 93 Prozent von Stimme und Mimik bestimmt und nur zu 7 Prozent durch das Gesagte, so die Expertin. Wenn das Gesagte und das Gezeigte nicht übereinstimmen, wirds spannend. «Dann sprechen wir von einer Inkongruenz, also einer Unstimmigkeit zwischen Wort und Körpersprache. Das verrät uns.» Denn während wir mit Worten auch Unwahres sagen können, lügt der Körper nie.
Die eigene Körpersprache kann man nur bedingt kontrollieren
Nur zu einem bestimmten Grad kann man die eigene Körpersprache manipulativ einsetzen. Das tun wir alle und sogar sehr häufig, sagt von Moos. «Schon Kinder, die von ihren Eltern etwas wollen, wissen genau, wie sie lieb schauen können, um erfolgreich zu sein.» Diese Fähigkeit entwickeln Kinder bereits ab dem zweiten Lebensjahr.
Steuern lassen sich jedoch nur die Makroexpressionen der Körpersprache. Die Mikroexpressionen, auf deren Entschlüsselung Denise von Moos spezialisiert ist, können wir nicht bewusst kontrollieren. «Mikroexpressionen zeigen sich in unserem Gesicht als direkte Reaktion auf etwas. Sie finden unbewusst statt und dauern maximal eine halbe Sekunde.»
Als ehemalige Fachexpertin der Fahndung und Strafverfolgung und zertifizierte Kriminologin ist Denise von Moos spezialisiert auf die Themen Körpersprache & Mimik sowie Profiling & Lügen-Erkennung. Sie bietet Profiling-Kurse für Privatpersonen in Zürich-Oerlikon und Workshops für Firmen an.
Als ehemalige Fachexpertin der Fahndung und Strafverfolgung und zertifizierte Kriminologin ist Denise von Moos spezialisiert auf die Themen Körpersprache & Mimik sowie Profiling & Lügen-Erkennung. Sie bietet Profiling-Kurse für Privatpersonen in Zürich-Oerlikon und Workshops für Firmen an.
Mikroexpressionen sind bei allen Menschen gleich
Wenn man also im richtigen Augenblick hinschaut, lässt sich am Gesicht des Gegenübers die Wahrheit ablesen – unabhängig davon, was gesagt wird. «Grundsätzlich zeigen sich in den Mikroexpressionen sieben primäre Emotionen: Angst, Freude, Verachtung, Ärger, Ekel, Überraschung und Trauer.» Dazu kommen weitere Gefühle, die sich aus einem Zusammenspiel von Mimik und Kopfhaltung entlarven lassen: Liebe, Interesse, Stolz, Schuld und Scham.
Das gilt für Menschen rund um den Globus. «Wer sich schämt, senkt oder dreht häufig den Kopf und wendet den Blick zur Seite ab – meist nach links. Wer stolz ist, hebt das Kinn, verbunden mit einem Lachen. Das ist kulturübergreifend bei allen Menschen gleich. Wir erkennen Angst in einem asiatischen Gesicht genau gleich wie in einem südamerikanischen.»
So entlarvt unser Körper unsere Gefühle
Unsere Körpersprache verrät uns also, selbst wenn wir unsere Gefühle lieber nicht offen zeigen möchten. Wie andere erkennen können, ob man negative Emotionen empfindet, selbst wenn man sie zu überspielen versucht, erklärt Denise von Moos an sechs Beispielen:
Lüge: «Eine Lüge erkennt man an drei typischen Ausdrücken: Freude über das Gelingen der Lüge, Angst davor, ertappt zu werden, und Schuldgefühle. Schuld zeigt sich besonders durch die Kopfhaltung und die Mimik für Trauer, wenn wir nach unten schauen und Blickkontakt vermeiden, jedoch immer wieder mit einem Kontrollblick überprüfen, ob das Gegenüber misstrauisch reagiert. Oft begleiten wir Lügen durch verbale Ablenkungsmanöver. Wir verwenden Aussagen wie ‹ungelogen› oder ‹ehrlich gesagt›. Zudem distanzieren wir uns durch die Verwendung einer allgemeinen Sprache, und wir vermeiden beim Lügen häufig Ich-Formulierungen.»
Neid: «Neid lässt sich gut an der Mikroexpression von Ärger erkennen. Wenn wir neidisch und somit verärgert sind, zum Beispiel über den Erfolg des Arbeitskollegen, zeigt sich das durch Lippenpressen und einen stechenden Blick, bei dem sich die Augen verkleinern. Man muss im richtigen Moment hinsehen, damit man dies erkennen kann.»
Scham: «Scham zeigt sich auf besonders spannende Weise: Der Mensch spricht leiser, dreht oder senkt den Kopf und wendet den Blick ab nach seitlich unten, meist links. Oft führt er auch die Hand zur Stirn.»
Unsicherheit: «Unsicherheit erkennt man auf jeder Ebene: an der Kopfhaltung, der Gestik und der Sprache. Stottern, Wortwiederholungen und eine eingefallene Körperhaltung sind typische Anzeichen. Aber auch übertriebene Reaktionen können uns unsicher wirken lassen. So wurde das berühmte Lachen von US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auch schon als Anzeichen für Unsicherheit interpretiert, während man bei ihrem Kontrahenten Donald Trump deutlich sehen kann, dass er durch und durch selbstsicher agiert. Typisch für Stress sind auch Selbstberuhigungsgesten, wie etwa das Berühren des Gesichts oder der Haare oder Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl.»
Bluff: «Übertreiben ist ja auch eine Form des Lügens, deswegen zeigt es sich ähnlich. Extrovertierte Menschen bluffen – um besser dazustehen – häufiger als Introvertierte. Bei introvertierten Menschen sieht man zudem häufig mehr Stresssignale, wie das Berühren des Gesichts oder das Vermeiden von Blickkontakt. Wenn ein Bluff gelingt, zeigt sich in der Körpersprache ein gewisser Stolz durch das Anheben des Kinns und ein Lächeln.»
Verachtung: «Verachtung zeigt sich durch ein einseitiges Einpressen des Mundwinkels, oft verbunden mit Augenrollen. Diese Expression ist oft klar zu erkennen. Jedoch kann man aus dieser Mikroexpression nicht schliessen, wogegen sich die empfundene Verachtung richtet: gegen das Gegenüber, eine Drittperson oder gegen sich selbst. Der Kontext ist somit wichtig.»