Auf einen Blick
- Frauen übernehmen meist mehr Hausarbeit als Männer
- Unterschiedliche Sauberkeitsempfindungen führen oft zu Konflikten
- Ämtliplan kann helfen, Streitigkeiten zu vermeiden
Der Haushalt macht sich nicht von allein – und doch bleibt die Arbeit oft an einer Person hängen. Meistens sind es Frauen, die das Putzen übernehmen, wie eine neue Umfrage mit 5000 Teilnehmenden im Auftrag von Galaxus zeigt. Auch das Bundesamt für Statistik zeigte 2020 die Aufteilung zwischen den Geschlechtern: Frauen leisten 50 Prozent mehr Haus- und Familienarbeit als Männer.
Doch wie spricht man die Aufgabenteilung im Haushalt an, ohne gleich zu streiten? Das weiss Paartherapeut Viktor Arheit (65). Er berät Paare bei Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich.
Es liegt nicht nur am Patriarchat
Dass Frauen im Haushalt im Schnitt mehr putzen als Männer, überrascht ihn nicht: «Zwischen Männern und Frauen gibt es gravierende Unterschiede.» Dafür nennt er zwei Gründe: natürliche und kulturelle.
Zwar gebe es Ausnahmen, doch tendenziell hätten Männer ein anderes Gefühl für Sauberkeit als Frauen. Was für einen Mann schon sauber ist, kann für eine Frau noch schmutzig sein.
Das liege auch am Geruchssinn, sagt Arheit: «Viele Frauen haben ein differenzierteres Geruchsorgan als Männer. Was der Frau auffällt, nimmt der Mann vielleicht gar nicht erst wahr.»
Zudem spielen kulturelle Aspekte eine Rolle: «Die Gleichstellung ist ein sehr junges Thema und noch in der Entwicklung.» Die Arbeitsteilung geht bis in die Zeiten der Jäger- und Sammlergemeinschaften zurück: «Die Männer gingen jagen, die Frauen blieben in den Höhlen. Diese Arbeitsteilung prägt uns bis heute.»
Ein weiterer Faktor sind Kinder. Viele Frauen, die Mutter werden, verspüren ein grosses Bedürfnis, sich um ihre Kinder zu kümmern. Dadurch sind sie mehr zu Hause. «Es ist naheliegend, dass die Frauen gleich den Haushalt übernehmen», so Arheit.
Das Gespräch suchen, hilft
Daher sei es grundsätzlich nicht problematisch, wenn die Frau mehr Hausarbeit übernimmt als der Mann. Solange es für das Paar funktioniert.
Was aber, wenn ein Partner mit der Arbeitsteilung im Haushalt unzufrieden ist? «Das muss jedes Paar für sich selbst herausfinden. Das Gespräch suchen, ist der erste Schritt», sagt Arheit.
Dabei sollte man den Partner nicht mit Vorwürfen angreifen, sondern auf das eigene Sauberkeitsempfinden hinweisen und um eine Änderung bitten. Im besten Fall mit einem Lösungsvorschlag.
«Für manche Paare kann ein Ämtliplan hilfreich sein», sagt Arheit. Aber man müsse aufpassen: Viele Streitigkeiten entstehen, wenn sich die Partner im Haushalt in die Quere kommen oder unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit haben. So kann es sinnvoll sein, dass nicht beide die Wäsche waschen und den Boden saugen, sondern diese Aufgaben strikt aufzuteilen.
Anpassungsfähigkeit ist gefragt
Die Partner haben miteinander geredet, Lösungsvorschläge ausprobiert und dennoch geht der Streit weiter. Dann könnte sich etwas anderes dahinter verbergen: «Vielleicht ist der Haushalt nur der Vorwand und es geht um andere Hintergrundthemen», sagt Arheit.
Generell gilt: Paare, die zusammenleben, sollten sich ihre eigenen Sauberkeitsbedürfnisse und die des Partners bewusstmachen: «Nur so können sich die Partner aneinander anpassen und eine Lösung für sich finden.»