Verjüngender Wirkstoff THC
Cannabis lässt das Hirn langsamer altern

Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns ab. Schon lange suchen Wissenschaftler nach einer Möglichkeit, diesen Prozess zu verlangsamen oder gar umzukehren. Einer neuen Studie mit Mäusen zufolge könnte die Hanfpflanze das Potenzial dazu besitzen.
Publiziert: 16.05.2017 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:25 Uhr
Der im Cannabis enthaltene Wirkstoff THC soll laut einer Studie den Alterungsprozess des Hirns verlangsamen.
Foto: Thinkstock Images

Das ewige Leben ist ein alter Menschheitstraum. Noch sind wir zwar weit davon entfernt, jedoch macht sich Forschung und Wissenschaft seit jeher zum Ziel, den Alterungsprozess zu verlangsamen und damit das Leben zu verlängern. Auf diesem Weg tauchen immer wieder Wirkstoffe auf, die dem Körper dabei helfen, langsamer zu altern. Eine Studie israelischer und deutscher Forscher bringt nun einen altbekannten Wirkstoff ins Spiel.

Im Rahmen der Studie gaben die Forscher zwölf und 18 Monate alten Mäusen den Wirkstoff Tetrahydrocannbinol (THC),den aktiven Inhaltsstoff der Cannabis-Pflanze. Hatten die Mäuse über vier Wochen eine geringe Dosierung erhalten, hatten sie genauso gute geistige Funktionen wie zwei Monate alte Kontrolltiere.

THC schaltet kognitive Defizite aus

«Die Behandlung kehrte den Leistungsverlust der Tiere wieder komplett um», sagt Prof. Dr. Andreas Zimmer vom «Institut für Molekulare Psychiatrie» der Universität Bonn. Mäuse, die nur ein Placebo erhalten hatten, zeigten dagegen natürliche altersabhängige Lern- und Gedächtnisverluste. In der Natur haben die Tiere nur eine sehr kurze Lebenszeit und zeigen bereits im Alter von zwölf Monaten starke kognitive Defizite. Damit konnten die Forscher beweisen, dass das THC einen Einfluss auf den Alterungsprozess des Mäusehirns nimmt.

Wie sich bei Untersuchungen von Gehirngewebe und Genaktivität der behandelten Mäuse zeigte, wurden die Effekte von Veränderungen im Gehirn begleitet. So fanden die Forscher heraus, dass das Hirngewebe bei diesen Mäusen nicht mehr dem von alten Tieren entsprach, sondern vielmehr dem von jungen Tieren sehr ähnlich war. Auch die Zahl der Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn nahm wieder zu, was eine wichtige Voraussetzung für das Lernvermögen ist.

Versuche an Menschen geplant

«Es sah so aus, als hätte die THC-Behandlung die molekulare Uhr wieder zurückgesetzt», sagt Zimmer. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher in einer klinischen Studie untersuchen, ob THC auch beim Menschen Alterungsprozesse im Gehirn umkehren und die kognitive Leistungsfähigkeit wieder steigern kann. Aus ihrer Sicht könnte THC darüber hinaus möglicherweise das Potenzial zur Behandlung von Demenz haben.

Die Studie von Forschern der Universität Bonn und der Hebrew University in Israel ist in der Fachzeitschrift «Nature Medicine» erschienen. (aponet)

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