«Ist die Wohnung oder das Haus der Eltern auf einmal unbewohnt, wenn beide nicht mehr leben, ist das für die Kinder oft ein Schock», sagt Christina Erdmann (58). Sie befasst sich seit Jahren mit Fragen rund um diese Thematik. Man stehe am Ort, an dem Mutter und Vater womöglich Jahrzehnte verbracht hätten und werde von Gefühlen überwältigt. Daneben müsse man eine Beerdigung organisieren und zahlreiche administrative Dinge erledigen. «In einer solchen Situation weiss man oft nicht, wo man mit dem Aufräumen und Aussortieren anfangen soll», sagt Erdmann. In ihrem Buch «Adieu Elternhaus» liefert sie eine Anleitung, wie Betroffene in einer solchen Situation vorgehen können.
Die Berliner Pädagogin Christina Erdmann (58) weiss aus eigener Erfahrung, wie herausfordern das Ausräumen der elterlichen Wohnräume sein kann. Um es anderen leichter zu machen, beschäftigte sie sich eingehender mit dem Thema und veröffentlichte dazu im August 2023 das Buch «Adieu Elternhaus» (Rowohlt).
Die Berliner Pädagogin Christina Erdmann (58) weiss aus eigener Erfahrung, wie herausfordern das Ausräumen der elterlichen Wohnräume sein kann. Um es anderen leichter zu machen, beschäftigte sie sich eingehender mit dem Thema und veröffentlichte dazu im August 2023 das Buch «Adieu Elternhaus» (Rowohlt).
Wie fange ich am besten an?
Am besten, man erstelle erstmals eine Liste mit allem, was ausgeräumt werden muss, sagt Erdmann. «Entscheidend ist, sich zu überlegen, was einem wichtig ist.» Hat diese Vase einen emotionalen Wert für mich? Würde sich meine Cousine über die Schreibmaschine freuen? Sind die alten Winterjacken etwas für ein Hilfswerk? Wichtig sei, die Gegenstände, mit denen viele Erinnerungen verbunden seien, nicht als Erstes in Angriff zu nehmen. «Es fällt leichter, sich von Dingen zu trennen, die niemandem etwas bedeuten.» Dann habe man bereits etwas erreicht und sei motivierter, sich mit Dingen wie dem Fotoalbum, dem Silberbesteck oder der Briefmarkensammlung der Eltern auseinanderzusetzen.
Was tun, wenn ich mich nicht trennen kann?
«Es braucht Zeit, bis man entscheiden kann, was mit gewissen Dingen geschehen soll», sagt Erdmann. Gegenstände impulsiv wegzugeben führe aber oft dazu, dass man ihnen nachtrauere. Alles behalten könne man trotzdem nicht. Erdmann rät, Gegenstände und Zimmer vor dem Ausräumen und bei gutem Licht zu fotografieren. «Sollte man die Gegenstände später nach langem Überlegen weggeben, leben die Erinnerungen auf den Fotos weiter.»
Wie vermeide ich Streit mit meinen Geschwistern?
«Je mehr über den Willen der Eltern bekannt ist, desto einfacher können die Kinder später über ihr Erbe verfügen», sagt Erdmann. Die Erfahrung zeige, dass ein Testament – oder zumindest eine eingehende Rücksprache mit den Eltern – viele Konflikte vermeiden könne. «Uneinigkeiten unter Geschwistern können jeden Auflösungsprozess erschweren.» Gefühle von Neid oder jahrelang empfundener Ungerechtigkeit können dann wieder hochkommen. Im Stil von: «Du warst schon immer Papas Liebling, jetzt will ich wenigstens seine Uhr haben!» Solche Haltungen träten oft unbewusst auf, sagt Erdmann. Sie rät Geschwistern, die ein schwieriges Verhältnis zueinander haben, sich zu Lebzeiten mit den Eltern zusammenzusetzen und über den materiellen Nachlass zu sprechen.
Welche Fehler sollte ich vermeiden?
«Sehr häufig nehmen sich Menschen zu wenig Zeit für einen bewussten Abschied und bereuen es später», sagt Erdmann. Wie ein solcher Abschied genau aussehe, sei sehr individuell. Manchen helfe es, am alten Küchentisch einen letzten Tee oder Kaffee genau aus der Tasse zu trinken, die man im Elternhaus immer verwendet habe, und sich dabei an die Momente am Tisch mit den Eltern zu erinnern.