Coach und Unternehmensberater Grigor Nussbaumer (51) erläutert in seinem Buch «Trigger mich, bitte!», wie man mit Beleidigungen und Kränkungen gelassener umgehen kann. Indem man sich zum Beispiel fragt, warum bestimmte Äusserungen bei einem einen wunden Punkt treffen. Das könne dazu führen, dass plötzlich vieles an einem abpralle. Für den Fall, dass man sich trotzdem verteidigen muss, empfiehlt er folgende sechs Standard-Sätze. Denn perfekte Antworten fallen einem selten spontan ein.
Satz 1: «Das ist für meinen eckigen Kopf zu rund»
Beispielsituation: Du arbeitest als IT-Verantwortlicher an einem Projekt mit. Bei einer Sitzung überrumpelt dich jemand aus der HR-Abteilung mit einer Äusserung im Stil von: «Vielleicht denkst du bei deiner Arbeit auch mal an den Soft-Faktor Mensch!» Du konterst mit Satz 1.
Wirkung: «Diese Äusserung ist so seltsam, dass sie das Gegenüber für einen kurzen Moment aus der Bahn werfen kann», sagt Grigor Nussbaumer. Das wirke kompetent und erlaube dem technisch denkenden IT-Spezialist, sich kurz zu überlegen, wie er das «Wischiwaschi» seines Gegenübers mit inhaltlichen Argumenten abwehren kann.
Satz 2. «Ich passe mich halt meinem Gegenüber an.»
Beispielsituation: Im Laufe einer heftigen Diskussion bezeichnet dich jemand als niveaulos. Du konterst mit Satz 2.
Wirkung: Du gibst eine an dich gerichtete Beleidigung zurück, was den Betroffenen wütend macht. Gibt er das zu erkennen, stehst du als schlagfertig da und er als jemand, der sich nicht unter Kontrolle hat. Der Konter sei sehr provokativ, sagt Nussbaumer. «In einer weniger aufgeheizten Situation kann er aber auch humorvoll wirken.»
Satz 3: «Bitte wiederhole das, es ist so unglaublich!»
Beispielsituation: Ein Kollege unterstellt dir in Anwesenheit anderer Mitarbeiter, dass du im Homeoffice nicht arbeitest. Du konterst mit Satz 3.
Wirkung: Dein Konter ist ironisch gemeint. Das zeigt, dass die Anschuldigungen für dich so haltlos sind, dass du es nicht für nötig hältst, ernsthaft zu antworten. Der Kollege könne erschrecken, wenn ihm klar werde, was er da gerade gesagt habe, sagt Nussbaumer. «Er realisiert womöglich, welche Konsequenzen ihm drohen könnten.»
Grigor Nussbaumer (51) absolvierte das Grundstudium für Psychologie und Bauingenieurwesen, bevor er Unternehmensberater und Business-Coach wurde. Er arbeitete für Firmen wie Microsoft und gehörte zu den erfolgreichsten seiner Branche. 2002 stand er kurz vor einem Burnout und gründete deshalb sein eigenes Unternehmen. Heute berät er Unternehmerinnen, Unternehmer und selbständig tätige Berufsmenschen, betreibt einen Podcast und schreibt Sachbücher.
Grigor Nussbaumer (51) absolvierte das Grundstudium für Psychologie und Bauingenieurwesen, bevor er Unternehmensberater und Business-Coach wurde. Er arbeitete für Firmen wie Microsoft und gehörte zu den erfolgreichsten seiner Branche. 2002 stand er kurz vor einem Burnout und gründete deshalb sein eigenes Unternehmen. Heute berät er Unternehmerinnen, Unternehmer und selbständig tätige Berufsmenschen, betreibt einen Podcast und schreibt Sachbücher.
Satz 4: «Man kann nicht nicht kommunizieren.»
Beispielsituation: Jemand beantwortet tagelang eine wichtige Mail nicht, das du ihm geschickt hast. Du fragst nett nach, die Person sagt etwas Schnippisches wie: «Wenn ich noch nicht geantwortet habe, ist das wohl ein Zeichen dafür, dass ich noch keine Zeit dafür hatte.» Du konterst mit dem Zitat von Paul Watzlawick, das in dieser Situation so viel bedeutet wie: Keine Antwort ist auch eine Antwort.
Wirkung: Zitate seien immer ein schönes Instrument, um in verschiedenen Situationen neue Impulse in ein Gespräch zu bringen, sagt Nussbaumer. «Zudem lenken sie von Ihnen als Person ein wenig ab. Schliesslich haben ja nicht Sie die Weisheit von sich gegeben, sondern der Zitatgeber.»
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Satz 5: «Spannende Sichtweise, wie kommst du darauf?»
Beispielsituation: Deine Kollegen essen täglich gemeinsam in der Kantine – du bist nur ab und zu dabei. Jemand sagt im Büro hörbar für alle und «zum Spass»: «Er kommt nie mit uns mit. Er mag uns nicht.» Du konterst mit Satz 5.
Wirkung: Die Person muss sich erklären. «War ja nicht ernst gemeint», reicht in diesen Fall nicht. Schön wäre, wenn der Beschuldigte anschliessend erklären würde, warum er nicht immer dabei ist, sagt Nussbaumer. «Dass er zum Beispiel einen Moment Ruhe braucht, um sich am Nachmittag wieder konzentrieren zu können.»