Seien Sie unzuverlässig
Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit es Menschen bringen, die nicht den höchsten IQ haben, die nicht besonders kreativ sind, die sich nicht geschliffen ausdrücken können, die aber zuverlässig sind. Zuverlässigkeit ist der am meisten unterschätzte Erfolgsfaktor. Ich glaube, es ist sogar der stärkste. Intelligenz, Charisma oder Kreativität wird Sie nicht vor dem Absturz retten. Zuverlässigkeit hingegen schon. Wenn Sie zuverlässig sind, können Sie gar nicht fallen. Man wird immer gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Selbst wenn Sie über einen himmelhohen Intelligenzquotienten verfügen sollten oder über galaktisches Talent – warum nicht ausserdem noch verlässlich sein? Das kostet Sie nämlich nichts. Ja, alle brillanten und kreativen Menschen, die ich kenne – von Stararchitekten bis hin zu Nobelpreisträgern – sind ausgesprochen zuverlässig. Das macht sie nicht weniger «cool» – im Gegenteil. Also, setzen
Sie Unzuverlässigkeit auf Ihre Not-to-do-Liste.
Setzen Sie sich idiotische Ziele
Wenn Sie ein miserables Leben führen möchten, dann empfehle ich Ihnen, sich idiotische Lebensziele zu setzen. Streben Sie beispielsweise danach, ewig jung zu bleiben oder zumindest so auszusehen. Machen Sie es zu Ihrer Mission, dass jüngere Menschen sich auf der Strasse nach Ihnen umdrehen. Kämpfen Sie verbissen gegen das Altern, nutzen Sie das gesamte Spektrum an Kuren und Therapien, die heute verfügbar sind. Beginnen Sie mit Hyaluron, steigern Sie zu Botox, und krönen Sie das Ganze mit einem Anti-Falten-Lifting. Verwandeln Sie Ihre markante Nase in ein perfektes Stupsnäschen, lassen Sie Ihre Lippen aufspritzen, und arbeiten Sie so lange an Ihrem Gesicht, bis Sie wie Hunderte andere aussehen, die ebenfalls nicht damit zufrieden waren, wie sie geschaffen wurden. Ewige Jugend ist aber nur eines von vielen idiotischen Lebenszielen. Auch das Streben nach dem allgegenwärtigen Glück oder nach Prominenz ist vergebens, weil unmöglich und unsinnig. Setzen Sie idiotische Lebensziele auf Ihre Not-to-do-Liste! Fragen Sie sich besser: Zu welcher Art Mensch möchte ich mich im Jahr 2025 entwickeln?
Verbringen Sie Ihre Freizeit in den sozialen Medien
Setzen Sie Facebook, Tiktok, Instagram und alle anderen sozialen Medien auf Ihre Not-to-do-Liste. Alle grossen Denkrichtungen sind sich darin einig, dass der Pfad zu einem guten Leben hauptsächlich ein innerer ist. Ego und Selbstdarstellung sind No-Gos. Aus guten Gründen. Erstens führt der Vergleich mit idealisierten Lebensstilen anderer Menschen nachweislich zu Depression, Unzufriedenheit und Neid. Wie könnte es auch anders sein? Weil nur die vorteilhaftesten Bilder und Videos hochgeladen werden, kommt man sich beim Scrollen unweigerlich minderwertig vor. Man bekommt dort immer die rosige, nie die dreckige Seite des Lebens gezeigt. Social Media sind die perfekte Neid-Maschine. Zweitens stehlen die sozialen Medien uns die Aufmerksamkeit. Unser Hirn verzettelt sich. Die Konzentration sinkt. Die Produktivität fällt in den Keller. Drittens: Die sozialen Medien koppeln Sie von realen Erfahrungen ab, die Sie in derselben Zeit hätten machen können. Sie haben irgendwann alles gesehen – aber nichts erlebt und noch weniger verstanden. Tiktok-Nutzung hat keinen einzigen Vorteil. Selbst die wenigen Stars, die finanziell davon leben, fallen nach kurzer Zeit wie tote Vögel von ihren Stangen. Ich lebe seit zwölf Jahren völlig ohne soziale Medien – und geniesse die dadurch gewonnene Zeit und Seelenruhe.
Hören Sie auf Ihre innere Stimme
Man sagt, der Mensch denkt täglich rund hunderttausend Gedanken – etwa zwei pro Sekunde, abzüglich der Schlafzeit. Eine realistische Zahl, wie man schnell selbst feststellen kann. Doch die meisten dieser Gedanken sind ungewollt, unoriginell und irrelevant. Dieses chaotische Durcheinander lässt sich treffend als «innere Stimme» beschreiben – ein endlos sprudelnder Vulkan aus heissen, schnell erkaltenden Gedankensplittern. Von diesem Chaos Orientierung zu erwarten, ist schlicht absurd. Drei Punkte dazu: Erstens, Sie sind nicht Ihre innere Stimme. Sie sind lediglich ihr Zuhörer. Sie entscheiden, ob Sie überhaupt zuhören wollen. Die innere Stimme sucht ständig Probleme, schlägt Alarm und inszeniert ein Dauerdrama. Da sie oft nur stört, sollten Sie sie weitgehend ignorieren. Setzen Sie sie auf Ihre Not-to-do-Liste. Zweitens: Ihre innere Stimme hat erstaunlich wenig mit der Realität zu tun. Was uns stresst, ist meist nicht die Realität, sondern es sind unsere Gedanken. Bleiben Sie in der Welt da draussen. Packen Sie die echten Probleme an. Konzentrieren Sie sich auf Ihre langfristigen Ziele und die Aufgaben, die heute anstehen. Drittens: Auch wenn es um die Orientierung im grossen Ganzen geht, also um die Frage, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen, hören Sie bewusst nicht auf die innere Stimme. Schauen Sie besser auf Ihre handfesten Fähigkeiten. Worin sind Sie nachweislich überdurchschnittlich gut? Konzentrieren Sie sich darauf. Das gibt Ihnen Orientierung.
Betrachten Sie Geld als unwichtig
Geld ist nicht zum Verbrauchen da. Geld ist zum Sparen da. Nur in gesparter Form entfaltet es seinen wichtigsten Effekt: die Seelenruhe. Gespartes Geld wirkt wie eine Firewall, die Sie vor wirtschaftlichen Katastrophen schützt. Und es schenkt Ihnen pfundweise Freiheit. Tun Sie sich den Gefallen, und werden Sie Geldbesitzer. Kennen Sie den Begriff «Fuck-You-Money»? Ein drastischer Ausdruck, aber wahr. Er bezeichnet die allerletzten Wörter, die Sie Ihrem Chef an den Kopf werfen. Bedeutet, Sie sollten jederzeit die Freiheit haben, Ihren Job an den Nagel zu hängen, um in aller Ruhe eine passendere Stelle zu suchen. Konkret: Sie sollten genügend Ersparnisse haben, um Ihre Familie zwölf – idealerweise vierundzwanzig – Monate ohne Einkommen durchzufinanzieren. Geben Sie niemals mehr Geld im Monat aus, als hereinkommt. Gerade zu Beginn des Berufslebens – wenn man noch keine Familie hat, die Kosten niedrig und die Ansprüche an Komfort noch gering sind –, gerade also in dieser leichten Zeit des Lebens ist es wichtig, seine Finanzen ernst zu nehmen. Jetzt sollten Sie Ihr «Fuck-You-Polster» ansparen – bevor Ihre Lebenskosten explodieren.
Sagen Sie zu allem Ja
Anderen Menschen Zeit zu schenken, Nachbarn zu helfen oder für Freunde da zu sein, ist ehrenwert. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem Sie sich selbst dabei verlieren. Sich mehr aufzubürden, als man bewältigen kann, führt garantiert zu Stress und schadet nicht nur Ihnen, sondern letztlich auch den anderen. Zeit ist unser wertvollstes Gut, doch viele behandeln sie, als wäre sie unbegrenzt verfügbar. Tatsächlich hat jedes Stück Zeit einen Wert: die Opportunitätskosten, also das, was Sie in dieser Zeit stattdessen hätten tun können. Dieser Wert muss nicht in Geld bemessen werden. Es können neue Erfahrungen, tiefere Einsichten, wertvolle Zeit mit der Familie oder einfach eine halbe Stunde Entspannung sein. Überlegen Sie, bevor Sie Ihre Zeit verschenken: Wofür könnten Sie sie alternativ sinnvoll einsetzen? Warren Buffett, einer der reichsten Menschen der Welt, meinte: Der Unterschied zwischen erfolgreichen Menschen und wirklich erfolgreichen Menschen ist, dass wirklich erfolgreiche Menschen zu fast allem Nein sagen. Tipp: Praktizieren Sie das «Fünf-Sekunden-Nein». Schenken Sie jeder Anfrage maximal fünf Sekunden, und antworten Sie nach Ablauf dieser Mini-Bedenkfrist standardmässig mit «Nein», es sei denn, die Anfrage ist offensichtlich wichtig oder aussergewöhnlich. Sagen Sie nicht: «Ich werde darüber nachdenken.» Sagen Sie niemals «Vielleicht», wenn Sie «Nein» sagen möchten.
Versuchen Sie, Menschen zu verändern
Die Persönlichkeit anderer können Sie nicht ändern – weder durch Motivation noch Anreize oder Druck. Vermeiden Sie deshalb Situationen, in denen Sie auf Veränderungen bei anderen angewiesen sind – das führt nur zu Frust. Besser: Distanzieren Sie sich von Menschen, mit denen Sie nicht klarkommen, sei es durch einen Wechsel der Situation oder Ihren eigenen Rückzug. Wer ein garantiert unglückliches Leben will, heiratet mit dem Plan, den Partner zu verändern. Das funktioniert nämlich nie. Sind Sie bereits verheiratet, bleiben Ihnen drei Optionen: Akzeptieren Sie die Eigenheiten Ihres Partners (und erwarten Sie Gleiches zurück), verändern Sie sich selbst (nicht den Partner!) oder trennen Sie sich.
Leben Sie in den Tag hinein
Vor 150 Jahren trat ein Mann an John Pierpont Morgan heran, den damals reichsten Menschen der Welt, hielt einen Umschlag hoch und sagte: «Sir, in meiner Hand halte ich eine garantierte Erfolgsformel, die ich Ihnen gerne für 25’000 Dollar verkaufen würde.» (Etwa eine halbe Million Franken in heutiger Währung.) «Sir», antwortete Morgan, «ich weiss nicht, was in dem Umschlag steckt; wenn Sie es mir jedoch zeigen und es mir gefällt, gebe ich Ihnen mein Wort als Gentleman, dass ich Ihnen das Geforderte bezahlen werde.» Der Mann überreichte ihm den Umschlag. Morgan öffnete ihn, zog ein Blatt Papier heraus und zahlte ihm die vereinbarten 25’000 Dollar. Auf dem Papier stand: «Schreibe jeden Morgen eine Liste mit all den Dingen, die an diesem Tag erledigt werden müssen. Und erledige sie.» Ich kenne keinen erfolgreichen Menschen, der seinen Tag nicht plant – und zwar in Stunden- oder Halbstundenblöcken. To-do-Listen ohne Zeitangabe genügen nicht. Tragen Sie die Tasks in Ihren Tagesablauf ein, als wären es wichtige Meetings – mit sich selbst. Das zwingt Sie dazu, zu schätzen, wie viele Zeitblöcke jede einzelne Arbeit erfordert, wie viele in einen Tag passen und welche Tasks Sie just am Morgen anpacken sollten, wenn das Hirn noch frisch ist – nämlich die anstrengendsten.
Lernen Sie ausschliesslich aus Ihrer eigenen Erfahrung
Aus den eigenen Fehlern zu lernen, ist Silber, aus den Fehlern der anderen zu lernen, ist Gold. Ob Sie nun Amerikanerin, Schweizer, Deutsche, Italienerin, Australier oder Schwedin sind – Ihr Leben verläuft in ähnlichen Bahnen, mit ähnlichen Höhepunkten und ähnlichen Sorgen. Das gilt auch in Bezug auf die Katastrophen. In der Tat, es steckt wenig Originalität in den Dramen unseres Alltags. Selbst verursachte Arten von Lebenskatastrophen gibt es sogar derart wenige, dass Sie sie recht leicht umschiffen können – vorausgesetzt, Sie kennen sie. Hier kommen Bücher ins Spiel. Romane und Biografien sind wahre Fundgruben für Lebensfehler. Also, lesen Sie Bücher, was das Zeug hält. Und vor allem schauen Sie sich in Ihrem Umfeld um. Es bietet genügend Unterricht für all die Idiotien, die es zu vermeiden gilt. Werden Sie zu einem Sammler unerfreulicher Lebenspfade! Nicht, um sich daran zu erfreuen, nein, sondern, um daraus zu lernen.
Hegen Sie hohe Erwartungen
Niedrige Erwartungen sind das Geheimnis einer langen, glücklichen Partnerschaft. Wenn Sie Ihre Beziehung unbedingt ruinieren möchten, setzen Sie auf das Gegenteil: Hegen Sie höchste Erwartungen an Ihren Partner – und stellen Sie sicher, dass er oder sie das Gleiche von Ihnen erwartet. Das garantiert eine kurze Ehe. Was für Beziehungen gilt, trifft auch auf das Leben allgemein zu. Ob es um ein Buch, einen Film, einen Freund, den Bundesrat, Ihre Gesundheit, den Fortschritt oder den heutigen Tag geht: Je höher die Erwartung, desto grösser die Enttäuschung. Mein Tipp: Bewerten Sie Ihre Erwartungen auf einer Skala von 0 (totaler Reinfall) bis 10 (absolute Erfüllung) – und ziehen Sie bewusst drei Punkte ab. So vermeiden Sie viele Enttäuschungen und erleben hin und wieder eine positive Überraschung, wenn die Realität Ihre tief angesetzten Erwartungen übertrifft.
Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf
Gefühlsmanagement ist von jeher eine schwierige Angelegenheit. In den vergangenen Jahrzehnten ist es leider normal geworden, sich den eigenen Emotionen hinzugeben. Man zeigt sie, man lebt sie, trägt sie stolz vor sich her, und man breitet sie überall und immer aus. Neue Untersuchungen zeigen aber, dass Sich-gehen-Lassen und Abreagieren nichts bringt. Verschafft man sich Luft, geht Holz hacken, joggen, boxen oder schmeisst Teller an die Wand, bläst das die negativen Emotionen nur weiter auf. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen aller Altersklassen. Tipp: Halten Sie Ihre Gefühle unter Kontrolle. Betrachten Sie Ihre negativen Gefühle wie das Wetter. Wolken kommen und gehen. So wie Sie das Wetter nicht ausschalten können, können Sie Emotionen nicht ausschalten. Nehmen Sie sie nicht allzu ernst, und identifizieren Sie sich niemals mit ihnen. Erkennen Sie, dass Emotionen vorübergehend sind und nicht Ihre Identität ausmachen. Sie gehören nicht einmal Ihnen. Und falls Sie Gefühle trotzdem spannend finden? Dann bitte interessieren Sie sich mehr für die Emotionen der anderen als für Ihre eigenen.
Kultivieren Sie Ihr Selbstmitleid
Egal, wie intelligent oder erfolgreich Sie sind, Sie werden Rückschläge erleiden. Selbst hinter den Fassaden eines perfekt inszenierten Promi-Lebens fliessen Tränen. Man muss vom Leben ein gewisses Mass an Fehlschlägen erwarten. Falls sie bei Ihnen noch nicht eingetroffen sind, wird es nicht mehr lange dauern. Für ein gutes Leben rate ich Ihnen Folgendes: Erstens, analysieren Sie die Fehlschläge, und lernen Sie daraus. Aus Niederlagen lernt man zehnmal mehr als aus Erfolgen. Zweitens, vermeiden Sie es mit allen Mitteln, ins Selbstmitleid abzurutschen. In dem Moment, in dem Sie sich als Opfer fühlen, haben Sie bereits verloren. Warum? Weil die Opferhaltung Sie davon abhält, die Kontrolle über Ihr Leben zu gewinnen. Sie raubt Ihnen die Handlungsfähigkeit. Sich als Opfer zu fühlen, ist eine komplett unproduktive Lebenseinstellung. Sie gehört ganz zuoberst auf die Not-to-do-Liste. Reissen Sie sich davon los. Der amerikanische Investor Charlie Munger, der in der Armut der Depression des amerikanischen Mittleren Westens aufwuchs, hat sich eine eiserne Regel zugelegt. Am besten, Sie übernehmen sie unverändert: «Wann immer Sie denken, dass eine Situation oder eine Person Ihr Leben ruiniert, sind Sie es, der oder die Ihr Leben ruiniert. Das ist eine so einfache Idee. Sich wie ein Opfer zu fühlen, ist eine absolut katastrophale Art, durchs Leben zu gehen. Nehmen Sie einfach die Haltung ein, dass, wie schlimm es auch sein mag, es immer Ihre Schuld ist und Sie es einfach so gut wie möglich in Ordnung bringen.»
Fazit
Nehmen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Faden auf, und erstellen Sie Ihre persönliche, erweiterte Not-to-do-Liste für das Jahr 2025. Die Methode der Not-to-do-Liste hat mir im Leben sehr viel Nutzen gebracht. Anstatt herauszufinden, was mich gesund macht, konzentriere ich mich darauf, ungesunde Gewohnheiten zu vermeiden. Anstatt zu überlegen, wie ich produktiver sein kann, identifiziere und eliminiere ich Ablenkungen. Anstatt nach Wegen zu suchen, reich zu werden, vermeide ich absehbare Verluste. Anstatt zu analysieren, was Beziehungen gelingen lässt, achte ich darauf, woran sie zerbrechen. Anstatt endlos Gedanken zu wälzen, um zur perfekten Entscheidung zu gelangen, vermeide ich jene Entscheidungsfallen, in die schon so viele vor mir getappt sind. Und anstatt dem Glück hinterherzujagen, beseitige ich die Dinge, die mir den Weg zum Glück verbauen. Es guets Neus!