Dein «Schatz» lässt sich gehen
Darf ich dem Partner sagen, dass er dick geworden ist?

Wenn man sich äusserlich gehen lässt, kann dies das Beziehungsleben negativ beeinflussen. Man müsse das Problem unbedingt ansprechen, sagt Paartherapeutin Johanna Friedli (58). Die Wortwahl sei dabei zentral.
Publiziert: 15.11.2023 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2023 um 17:38 Uhr
Wenn jemand in einer Beziehung sein Äusseres vernachlässigt, müssen laut Expertin beide Seiten handeln.
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Jana GigerRedaktorin Service

Gibt sich jemand keine Mühe mehr, für die Partnerin oder den Partner gut auszusehen – oder lässt sich auf andere Art gehen, zeugt das im ersten Moment von fehlender Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Oft liege ein Dilemma dahinter, sagt Johanna Friedli (58), Paartherapeutin aus Zürich. «Wir wollen Sicherheit, wollen sein dürfen, wie wir sind, und uns gleichzeitig uneingeschränkt begehrt und geliebt fühlen.» Die Expertin rät Paaren, immer im Dialog zu bleiben und nicht schweigend zuzusehen, wenn der Partner zugenommen hat, nur noch in Jogginghosen herumläuft oder seine Hobbys mit Fernsehschauen ersetzt. So geht man am besten vor: 

Die richtigen Worte wählen

Formulierungen wie «du lässt dich gehen» oder «du bist für mich zu dick geworden» seien verletzend und würden den Partner in den Gegenangriff oder Rückzug zwingen, sagt Friedli. «Am besten beginnt man das Gespräch mit einer Bitte oder einer Beobachtung.» Ein Satz wie «mir ist aufgefallen, dass du dich verändert hast, und ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit» ist weder vorwurfsvoll noch aggressiv. Um erfolgreich zu kommunizieren, gelte die 5:1-Regel, fügt die Expertin an. «Wenn man etwas Negatives anspricht, sollte man im Gegenzug fünf positive Dinge betonen.» 

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Der Ursache auf den Grund gehen

Gemäss Friedli müsse der Betreffende anschliessend selber herausfinden, weshalb er sich gehen lässt. Folgende Fragen, die er sich selbst stellen kann, können ihm dabei helfen:

  • Stimmt etwas nicht in meinem Leben?
  • Bin ich überarbeitet?
  • Lasse ich nur dort nach, wo ich mich am sichersten fühle – nämlich in der Beziehung?
  • Wann habe ich mich verändert?
  • Handelt es sich um eine Reaktion auf meinen Partner?
  • Fühle ich mich gekränkt oder ungeliebt und räche mich durch mein nachlässiges Äusseres?
  • Will ich meinen Partner sogar so weit provozieren, dass er sich von mir trennt?
  • Habe ich die Einstellung, meinen Partner auf sicher zu haben und finde, ich müsste nichts mehr für die Beziehung tun?

Das eigene Verhalten reflektieren

Oft würden beide Personen am Gegenüber ein Sich-gehen-lassen erkennen, aber jeder an einer anderen Stelle, sagt Friedli. «Ich fühle mich vielleicht durch die Gewichtszunahme meines Partners zu wenig wertgeschätzt. Er ist womöglich gekränkt, weil ich jeden Abend stundenlang Serien schaue.» Die Expertin rät, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und im Gespräch herausfinden, ob den Partner auch etwas an einem selbst stört. 

Date-Nights tragen laut der Expertin dazu bei, dass die Wertschätzung füreinander erhalten bleibt.
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Date-Nights einführen

Friedli empfiehlt Paaren, regelmässige Date-Nights einzuführen, zu denen abwechselnd ein Partner einlädt. Das kann ein Picknick sein oder ein Abendessen mit anschliessendem Kinobesuch. Es sei wichtig, sagt die Expertin, dass man einen regelmässigen, verbindlichen Termin fixiere. Zum Beispiel jeden ersten Freitag im Monat. «Dann wissen beide im Voraus, dass dieser Abend reserviert ist für den Partner.» Solche Date-Nights benötigen ein wenig Fantasie bei der Planung und man müsse sich überlegen, wie man sich kleide, sagt Friedli. «Aber genau darauf kommt es in einer Beziehung an. Man muss etwas investieren, damit die Wertschätzung für die andere Person zum Ausdruck kommt.»

Expertin für schwierige Lebenssituationen

Johanna Friedli (58) ist Psychotherapeutin und Paartherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Zu ihrem Fachgebiet gehören unter anderem Beziehungsprobleme, familiäre Schwierigkeiten und Lebenskrisen. Sie gibt Vorträge zu gesundheitlichen und psychologischen Themen und bietet Beratungen an für Spitäler, Verbände oder Behörden.

zVg

Johanna Friedli (58) ist Psychotherapeutin und Paartherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Zu ihrem Fachgebiet gehören unter anderem Beziehungsprobleme, familiäre Schwierigkeiten und Lebenskrisen. Sie gibt Vorträge zu gesundheitlichen und psychologischen Themen und bietet Beratungen an für Spitäler, Verbände oder Behörden.

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