Lachst du in dich hinein, wenn dein Chef von seinem Chef auf den Deckel kriegt, oder verspürst teuflische Freude, wenn du den Drängler hinter dir an der Ampel abhängst? In beiden Fällen bist du schadenfreudig, aber aus jeweils anderen Beweggründen. Diese lassen sich in drei Kategorien einteilen. Psychologin Lilian Suter (36) von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) plädiert für eine Vierte. Bei welcher erkennst du dich selbst am besten?
Typ Gerechtigkeits-Schadenfreude
Der Rowdy im Strassenverkehr, der für sein Verhalten die Quittung erhält, oder Donald Trump (78), der sich mit Corona infiziert, nachdem er die Existenz des Virus infrage gestellt hat. Falls dir diese Art von Dingen Vergnügen bereiten, verspürst du sogenannte Justice Schadenfreude (der deutsche Begriff «Schadenfreude» wird auch im Englischen verwendet). Du freust dich, dass jemand die – in deinen Augen – gerechte Strafe für sein Verhalten erhält. Man müsse deswegen kein schlechtes Gewissen haben, sagt Psychologin Lilian Suter. «Diese Ausprägung von Schadenfreude beruht schliesslich auf einem starken Bedürfnis nach Gerechtigkeit.»
Typ Gruppen-Schadenfreude
Der Fussballclub, der dein Leben bedeutet, gewinnt gegen die meistgehasste gegnerische Mannschaft. Wenn du dich fast mehr über die Niederlage der anderen freust, als über den Sieg «deiner» Mannschaft, bist du der Gruppen-Schadenfreude zuzuordnen. Du freust dich, wenn die Gruppe, zu der du dich angehörig fühlst, die Oberhand behält und besser dasteht. Neben dem Sport ist diese Ausprägung häufig unter Politikerinnen und Politikern anzutreffen – Kollegialitätsprinzip hin oder her.
Gruppen-Schadenfreude kann auch eine Einzelperson zu spüren bekommen, die offenbar nicht vom selben Schlag ist wie man selbst. Der amerikanische Wahlkampf basiert quasi darauf. Auch dieses Verhalten gilt es gemäss Suter nicht generell zu verurteilen. «Es basiert auf dem Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit und ist wichtig für unsere Identität.»
Typ individuelle Schadenfreude
Diese Art von Schadenfreude lässt dich nicht im besten Licht dastehen, ist aber weit verbreitet. Vielleicht hast du dich zum Beispiel schon dabei erwischt, wie du dich insgeheim darüber freust, wenn einer Kollegin oder einem Kollegen im Büroalltag ein Fehler passiert. Meist sei Neid im Spiel und das Bedürfnis nach einem positiven Selbstwertgefühl, sagt Suter. Peinliche Auftritte bei Castingshows oder tief gefallene Prominente sind eine beliebte Zielscheibe. Im Stil von: Geschieht denen recht. Meinen, sie seien etwas Besseres! Suter: «An einem schlechten Tag kann es guttun, sich mit jemandem zu vergleichen, der offenbar viel mieser daran ist als man selbst.»
Typ Slapstick-Schadenfreude
TV-Shows im Stil von «Pleiten, Pech und Pannen» oder «Upps! – Die Pannenshow» stehen für Homevideos, in denen Kindern das Glace von einer Möwe stibitzt wird. In den sozialen Medien können sich User nonstop neue Videos ansehen von Menschen, denen Streichen gespielt werden, oder die auf irgendeine nur erdenkliche Weise komplett versagen. Suter hat das zum Anlass einer Studie genommen, in der sie den Beweggründen auf den Grund geht, sich solche sogenannten Fail-Clips zu Gemüte zu führen. «Für mich steht hier Humor im Vordergrund, respektive die Lust, sich zu amüsieren.»
Wer dieses Bedürfnis befriedigt, indem er Fail-Clips schaut, der habe neben vielen anderen Persönlichkeitseigenschaften auch eine sadistische Ader, sagt Suter. Das zeichne sich zumindest ab – die Studie sei noch nicht abgeschlossen. Dass andere in den Videos zu Schaden kommen, tun die Slapstick-Schadenfreudigen damit ab, dass es halt einfach lustig anzusehen ist. «Da es sich meistens um harmlose, kleine Missgeschicke handelt, heisst das aber nicht gleich, dass man ein Sadist ist.»
Lilian Suter (36) forscht und doziert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zum Fachgebiet Medienpsychologie. Einer der Themenschwerpunkte der gebürtigen Muotatalerin ist Schadenfreude als Emotion, die verschiedene Beweggründe haben kann. Für eine Studie befragte sie online 845 Personen zur Nutzung sogenannter Fail-Clips. Die Ergebnisse sind noch nicht publiziert, weisen gemäss Suter aber unter anderem darauf hin, dass Schadenfreude auch mit Humor zu tun haben kann.
Lilian Suter (36) forscht und doziert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zum Fachgebiet Medienpsychologie. Einer der Themenschwerpunkte der gebürtigen Muotatalerin ist Schadenfreude als Emotion, die verschiedene Beweggründe haben kann. Für eine Studie befragte sie online 845 Personen zur Nutzung sogenannter Fail-Clips. Die Ergebnisse sind noch nicht publiziert, weisen gemäss Suter aber unter anderem darauf hin, dass Schadenfreude auch mit Humor zu tun haben kann.