Bewegung, gesunde Ernährung oder eine Verjüngungskur. Es gibt viele Wege, die ein langes Leben versprechen. Ein Forscherteam um die Psychologin Dolores Merino an der Universität Complutense in Madrid veröffentlichten im November eine Studie im «Journal of Happiness Studies», in der sie acht Persönlichkeitseigenschaften von über 100-Jährigen präsentierten. Dazu führten sie ausführliche Interviews mit 19 Menschen zwischen 100 und 107 Jahren. Die Auswertung zeigt: Oft braucht es nicht viel, um im hohen Alter fit zu bleiben.
Vitalität im Alltag
Die interviewten Ü100-Jährigen, lebten bis ins hohe Alter ein aktives Leben und zeigten einen Willen, intensiv am Alltag teilzuhaben. Die Forschenden schreiben: «Sie waren eng mit dem Leben verbunden.» Die Ü100-Jährigen arbeiteten etwa lange nach der Pension weiter und bewegten sich regelmässig. Eine 100-jährige Frau gab an, hinunter immer den Lift, hinauf aber stets die Treppe zu nehmen. «Um die Beine fit zu halten.» Und alle Befragten betätigten sich geistig: Sie lösten Kreuzworträtsel, spielten Karten, waren in Lesegruppen aktiv oder strickten.
Freude am menschlichen Austausch
Ein Austausch mit Mitmenschen ist ein zweiter Faktor für ein langes Leben. Laut Forschenden spielt es keine Rolle, ob der Austausch mit Freunden oder mit der Familie stattfindet – solange die Interaktion auf Gegenseitigkeit beruht. Menschen mit solidem sozialem Umfeld erhalten schneller Hilfe, wenn sie Probleme haben und sind eher bereit zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. So, wie ein 101-jähriger Mann, der sagte: «Ich habe im Dorf immer mitgeholfen. Einmal bot ich an, nach einer Kuh zu suchen. Dafür musste ich alleine kilometerweit in die Berge gehen.»
Hingabe
Wer seine Aufgaben mit Hingabe erledigt – bei der Arbeit, beim Hobby oder bei der Kinderbetreuung – altert besser. Laut den Forschenden spielt es keine Rolle, ob die Menschen als Putzkraft, als Professorin oder als Schafhirt gearbeitet haben. Wichtig sei, dass sie ein Gefühl von Verantwortung und Pflicht verspürten. Eine befragte 107-jährige Frau sagte es so: «Ich war immer diejenige, die arbeitete, um die Familie über Wasser zu halten.»
Nebst der Befragung der Ü100-Jährigen führten die spanischen Forschenden eine Befragung der Angehörigen durch. Dies, um die Selbsteinschätzung der Ü100-Jährigen zu spiegeln. Die Erkenntnisse aus diesen Befragungen sind laut Merino deckungsgleich mit denjenigen aus den Interviews mit den Ü100-Jährigen.
Die Forschenden sind überzeugt: Die Resultate der Studie können als Vorbild für alle Menschen dienen, um ein langes und gesundes Leben wahrscheinlicher zu machen. Dazu sei es allerdings wichtig, dass die acht in der Studie beschriebenen Persönlichkeitseigenschaften und Gewohnheiten nicht erst im Alter, sondern bereits in jungen Jahren als Massstab dienen.
Hier geht es zur Originalpublikation.
Nebst der Befragung der Ü100-Jährigen führten die spanischen Forschenden eine Befragung der Angehörigen durch. Dies, um die Selbsteinschätzung der Ü100-Jährigen zu spiegeln. Die Erkenntnisse aus diesen Befragungen sind laut Merino deckungsgleich mit denjenigen aus den Interviews mit den Ü100-Jährigen.
Die Forschenden sind überzeugt: Die Resultate der Studie können als Vorbild für alle Menschen dienen, um ein langes und gesundes Leben wahrscheinlicher zu machen. Dazu sei es allerdings wichtig, dass die acht in der Studie beschriebenen Persönlichkeitseigenschaften und Gewohnheiten nicht erst im Alter, sondern bereits in jungen Jahren als Massstab dienen.
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Kontrolle über das Leben
Ein Gefühl von Kontrolle hält laut Forschenden ebenfalls jung. Die befragten Ü100-Jährigen «waren der Überzeugung, dass sie den Lauf der Dinge zu ihren Gunsten beeinflussen konnten» – trotz teils widriger Umstände. Sie handelten autonom und sahen, wie ihre Entscheidungen einen Einfluss auf ihr Leben hatten. Das geht mit Pragmatismus einher. Wer sich den Umständen anpasst und den bestmöglichen Weg sucht, altert besser.
Neugier
Neugierig zu bleiben, stärkt den Geist im Alter. Die befragten Ü100-Jährigen zeigten alle den Willen, ihr Gehirn fit zu halten. Die Forschenden sprechen von einer «Freude, immer Neues zu lernen». In der Studie zeigte sich, dass viele der Ü100-Jährigen täglich lasen. Andere spielten täglich Karten, lösten Kreuzworträtsel, informierten sich aktiv über das politische Geschehen oder reisten noch regelmässig. So wie eine 100-jährige Frau, die sagte, sie habe erst mit 80 begonnen, jedes Jahr an neue Orte zu reisen – erst nach Paris, später nach Rom, Berlin, Brüssel, Warschau, Jerusalem und in die Türkei.
Positivität
Als sechste Eigenschaft machten die Forschenden eine positive Lebenseinstellung aus. «Nicht zwingend in Form von Optimismus und Lebensfreude», wie Merino und Co. schreiben. Sondern in Form von Dankbarkeit über das eigene Leben, die geschlossenen Bekannt- und Freundschaften sowie das Erreichte – trotz allfälligen und wiederkehrenden Schwierigkeiten im Leben.
Resilienz
Weiter hilft es, mit schwierigen Situationen richtig umzugehen und dabei robust und widerstandsfähig zu bleiben. «Die befragten Personen waren allesamt bemerkenswert resilient», schreiben die Forschenden. Die Ü100-Jährigen sahen in schwierigen Situationen einen Weg zur Besserung: während des spanischen Bürgerkriegs, in Zeiten der Covid-Isolation, aber auch in missbräuchlichen Partnerschaften oder nach dem Tod Angehöriger. Eine 100-jährige Frau sagte: «Ich lernte mit allem, was mir in den Weg kam, umzugehen, und schaffte es so aus jeder Situation.»
Intelligenz
Geistige Leistungsfähigkeit ist laut Forscherteam einer der besten Indikatoren für ein langes Leben. Die Ü100-Jährigen konnten etwa abstrakt denken, schlussfolgern und planen. Sie versuchten, die Probleme in ihrem langen Leben zu lösen, und lernten dazu. Wichtige Eigenschaften, die für ihre Intelligenz sprachen, waren Neugier, Positivität und Pragmatismus. Sie packten an und blieben bis ins hohe Alter agil und flexibel.