Zähneputzen gehört zur alltäglichen Routine. Schon von klein auf lernen wir, wie es richtig geht. Wirklich? Denn neue Studien belegen, dass viele die falsche Technik anwenden – obwohl sie fest davon überzeugt sind, ihre Beisserchen gründlich zu putzen.
Zu diesem Ergebnis kamen Forscherinnen und Forscher des Instituts für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Giessen (D). Sie führten zwei unabhängige Studien durch, welche im Fachmagazin «BMC Oral Health» erschienen.
Sauberkeit wird doppelt so hoch eingeschätzt als sie ist
In der ersten Studie erhielten 56 Teilnehmende einen Fragebogen, den sie direkt nach dem Zähneputzen ausfüllen und darauf die Sauberkeit ihrer Zähne einschätzen sollten. Das Ergebnis ist schockierend: Im Schnitt mutmassten die Teilnehmenden, etwa 70 Prozent der Messstellen am Zahnfleischrand gründlich gereinigt zu haben. Tatsächlich waren es aber gerade mal 30 Prozent. Sie beurteilten die eigene Zahnhygiene also deutlich besser, als sie wirklich war.
Ein ähnliches Bild zeichnet die zweite Studie mit 111 Teilnehmenden. Dabei wurden zwei Gruppen miteinander verglichen. Eine sollte ihre Zähne wie immer putzen, die andere «so gründlich wie möglich». Obwohl die Teilnehmenden der zweiten Gruppe deutlich länger putzten und mehr Zahnseide verwendeten, kam heraus: Ihre Zähne waren nicht sauberer als die der Gruppe, die «wie immer» putzte.
Bei beiden Gruppen waren weniger als 40 Prozent der Messstellen am Zahnfleischrand sauber. Zudem konnten keine Unterschiede in der Zahnputztechnik festgestellt werden. Beide Gruppen vernachlässigten ihre Zahninnenflächen.
Länger heisst nicht gründlicher
Doch die Teilnehmenden tappten diesbezüglich komplett im Dunklen. Die Gruppe, welche ihre Zähne «so gründlich wie möglich» putzte, schätze die eigene Zahnhygiene deutlich höher ein. Das verdeutlicht: Viele überschätzen Zahnputz-Fähigkeiten massiv. Zudem putzen viele ihre Zähne falsch. Länger bedeutet nicht gründlicher. Insbesondere die Zahninnenflächen gehen oft vergessen.
Dem «Deutschen Gesundheitsportal», das beide Studien zusammenfasste, erklärt Forscherin Prof. Dr. Renate Deinzer: «Ohne ein Problembewusstsein für die eigenen mangelhaften Fertigkeiten fehlt die Einsicht, dass Zeit und Mühe investiert werden müssen, um das Zähneputzen nochmal neu zu lernen. Ein solches Problembewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, ist die nächste Herausforderung – für das Institut und die Zahnmedizin überhaupt.» (mrs)