Sie stehen vor einer Gruppe Menschen und müssen einen Vortrag halten. Kurz vor Ihrem Auftritt beginnen Sie stark zu schwitzen. Der Schweiss riecht intensiver als sonst. Warum genau jetzt? «Bei Angst werden bestimmte Botenstoffe im Schweiss ausgeschüttet. Diese führen zu einem intensiveren Geruch als der Sportschweiss», erklärt Dr. med. Tatjana Lanaras, Fachärztin FMH für Plastische und Ästhetische Chirurgie in der Skinmed Klinik in Aarau und Lenzburg AG, im Gespräch mit BLICK.
Doch nicht nur bei Angst riecht unser Schweiss anders. Jeder Mensch hat eine individuelle Duftnote, wie Lanaras weiter ausführt. «Die Zusammensetzung des Schweisses trägt den Hauptteil zum Körpergeruch bei. Körpergeruch hängt von verschiedenen Faktoren ab.» Welche das sein können, erfahren Sie folgend.
Männer und Frauen riechen anders
Dass zwischen dem Duft von Männern und Frauen ein Unterschied besteht, bestätigt die Fachärztin: «Grundsätzlich kann man sagen, dass Männer einen intensiveren Körpergeruch entwickeln als Frauen.» Das läge vor allem an der höheren Menge von Androstenon, einem Abbauprodukt des Testosterons, im Schweiss.
Aber auch die Wahrnehmung von Körpergeruch ist ganz individuell. Gemäss Studienlage haben Frauen ein intensiveres Geruchsempfinden als Männer und nehmen mehr Nuancen wahr.
Auch der ethnische Hintergrund eines Menschen könne für Unterschiede beim Körpergeruch sorgen: «Je weniger Schweissdrüsen angelegt sind, was zum Beispiel für Bevölkerungsgruppen im asiatischen Raum gilt, desto geringer ist der entwickelte Körpergeruch», so Lanaras.
Was beeinflusst unseren Körpergeruch im Alltag?
Einerseits kommt es auf die Ernährung an, andererseits kann ein erhöhter Alkoholkonsum dazu führen, dass wir nicht ganz so dufte riechen. Manche Nahrungsmittel werden verstärkt ausgeschwitzt und sorgen so für einen veränderten Duft.
Diese Lebensmittel haben einen Einfluss
«Bei Konsum von zu scharfem, chilihaltigem Essen kann es zum Schwitzen kommen, was unangenehmen Körpergeruch mit sich bringt», sagt Lanaras.
Aber auch bei grösseren Mengen an rotem Fleisch verändert sich laut der Fachärztin der menschliche Duft, da der Körper viel Energie zur Verdauung benötigt. «Dies kann ebenfalls zur vermehrten Schweissproduktion nach der Mahlzeit führen.»
Andere Nahrungsmittel, die verstärkt ausgeschwitzt werden, sind laut Lanaras Curry, Knoblauch oder Zwiebeln. Der Schweiss nehme je nach Ernährung den Geruch an.
So verändert Alkohol unseren Duft
Weil Alkohol verschiedene regulatorische Systeme des Körpers beeinflusst, kommt es bei vermehrtem Alkoholkonsum zu stärkerem Schwitzen. «Einerseits steigen nach Alkoholkonsum Blutdruck und Puls, was Stress oder Aufregung gleichkommt, und so das Schwitzen verstärkt. Andererseits wirkt der Alkohol auch im Gehirn und bringt dabei die Wärmeregulation des Körpers durcheinander», führt Lanaras aus.
Das Schwitzen werde so verstärkt. Durch den Abbau des Alkohols bekomme der Schweiss ausserdem einen säuerlichen Geruch.
Wie verändert sich unser Körpergeruch im Laufe des Tages?
Wenn wir morgens duschen, duften wir gut. Kommen wir abends dann nach Hause, verströmen wir oftmals einen unangenehmen Geruch. Warum das so ist? Lanaras kennt die Antwort: «Frischer Schweiss riecht nicht. Der Geruch entsteht erst, wenn die Bakterien auf der Haut den Schweiss zu zersetzen beginnen.»
Morgens beim Duschen wird laut der Expertin einerseits der Schweiss weggewaschen und andererseits vorübergehend die natürliche bakterielle Hautflora reduziert. Weil es tagsüber dann unter anderem zu Anstrengung, Stress und der natürlichen Thermoregulation komme, würde der Zersetzungsprozesse auf der Haut von Neuem starten und so ein entsprechender Geruch entstehen.
Wenn man unter extremen Schwitzen leidet
Es gibt Menschen, die schwitzen mehr als gewöhnlich. «Sie leiden unter einer Überfunktion der Schweissdrüsen», meint Lanaras. Dies äussere sich vor allem an den Handflächen, an den Fusssohlen oder an den Achseln.
Dies könne die Lebensqualität stark einschränken. Die Fachärztin kennt effektive Methoden, um diese Problematik anzugehen: «Die Schweissdrüsenbehandlung mittels Botulinumtoxin. Es handelt sich dabei um ein in der Medizin etabliertes Nervengift, welches die Schweisssekretion vorübergehend hemmt.»
Er nervt, er stinkt, und für manche Menschen wird er gar zur nassen Höllenqual. Übermässige Schweissproduktion beeinträchtigt den Alltag sowie das psychische Befinden. Die gute Nachricht: Die Medizin kann helfen.
Er nervt, er stinkt, und für manche Menschen wird er gar zur nassen Höllenqual. Übermässige Schweissproduktion beeinträchtigt den Alltag sowie das psychische Befinden. Die gute Nachricht: Die Medizin kann helfen.