Ohrenschmerzen gehören zu diesen kleinen Unannehmlichkeiten, von denen vermutlich jeder Mensch kennt. Viele von uns hatten schon einmal im Leben mit einer Mittelohrentzündung nach einer Erkältung oder einer Gehörgangentzündung zu kämpfen.
Besonders Kinder sind immer mal wieder von Ohrenschmerzen betroffen. Aber auch Erwachsene klagen häufig über Schmerzen in unserem Gehörorgan. «Von Ohrenschmerzen sind wirklich alle betroffen, das ganze Spektrum von Jung bis Alt» erklärt Evi Blaschek, Fachärztin Phoniatrie, von HNO medic in Zürich.
Gehörgang- und Mittelohrentzündungen sind häufig
«Besonders Hörgang- und Mittelohrentzündungen sind sehr häufig und können schmerzhaft sein» so die Expertin. Diese beiden Formen der Ohrenschmerzen unterscheiden sich vor allem in ihren Ursachen.
Bei Hörgangentzündungen sind es typischerweise äussere Einflüsse, die dazu führen, dass wir Schmerzen verspüren. Zum Beispiel durch kleine Verletzungen bei der falschen Anwendung von Wattestäbchen, in die dann Keime eindringen können.
Wasser im Ohr
«Entzündungen des Gehörganges kommen auch sehr oft vor, wenn sich Menschen regelmässig im Wasser aufhalten» führt Blaschek aus, «deswegen treten sie häufig im Sommer auf.» Im kühlen Nass leben viele Keime, die eine Infektion des Gehörgangs auslösen können.
«Manchmal bleibt nach dem Schwimmen ein kleiner Rest Wasser im Ohr zurück – die darin lebenden Keime finden im warmen und feuchten Ohr ideale Bedingungen vor», sagt die Spezialistin.
Dünne Haut – starke Schmerzen
Wasser im Ohr als Auslöser für Ohrschmerzen ist so weit verbreitet, dass er sogar einen eigenen Namen erhalten hat: Badeotitis. So ist es auch wenig verwunderlich, dass vor allem Wassersportler, Hobbytaucher, Surfer etc. besonders gefährdet sind daran zu erkranken.
Das Gemeine an einer Entzündung im Gehörgang ist die Physiologie des Gehörgangs selbst: «Die Haut ist dort sehr dünn und liegt wie beim Schienbein direkt auf dem Knochen. Das führt zu starken Schmerzen» erklärt Dr. Blaschek.
Keime kommen von Innen
Aber nicht immer sind es äussere Einflüsse, die für die Schmerzen im Ohr sorgen. Eine weitere verbreitete Ursache für Ohrenschmerzen ist die Mittelohrentzündung. Evi Blaschek erklärt: «Im Gegensatz zur Gehörgangentzündung steigen die Keime hier von innen her auf, und zwar durch die Verbindung von Nase und Mittelohr.»
Mittelohrentzündungen kommen aus diesem Grund oft in Zusammenhang mit einer Erkältung vor. Die Keime finden ihren Weg durch diese Verbindung hoch zum Mittelohr und verursachen dort eine Infektion, die wiederum eine Schwellung zur Folge hat, sodass das Mittelohr schlechter belüftet wird. Ein Teufelskreis, denn durch die schlechtere Belüftung fühlen sich die Keime wohler.
Einfach zu behandeln
Die gute Nachricht: «Ohrenschmerzen sind in der Regel leicht behandelbar. Solche Erkrankungen heilen normalerweise ohne Komplikationen ab» so Ohrexpertin Blaschek. «In sehr seltenen Fällen kann eine Mittelohrentzündung dauerhaft das Gehör beschädigen – das sind aber Einzelfälle.»
Typischerweise wird den Keimen in beiden Formen der Ohrentzündungen mit Antibiotika auf die Pelle gerückt. Bei der Gehörgangsentzündung reicht eine lokale Behandlung mit antibiotischen Ohrentropfen meistens aus. Bei der Mittelohrentzündungen kommen ebenfalls Antibiotika zum Einsatz – aber in Tablettenform.
Sie stehen in jedem Badezimmer. Die Stäbchen mit den zwei wattigen Enden. Doch sind sie überhaupt dazu geeignet, die Ohren sauberzumachen?
Sie stehen in jedem Badezimmer. Die Stäbchen mit den zwei wattigen Enden. Doch sind sie überhaupt dazu geeignet, die Ohren sauberzumachen?
Eindringen von Wasser verhindern
Mit ein paar Tricks kann Ohrenschmerzen aber auch vorgebeugt werden. Beispielsweise indem das Eindringen von Wasser mit Ohrstöpseln verhindert wird. Oder indem man die Ohren abends mit sauberem Wasser ausspült oder sogar mit dem Föhn trocknet.
In vielen Apotheken sind ausserdem sogenannte Tauchertropfen erhältlich, die das Ohr desinfizieren und die man nach einem ausgedehnten Baditag anwenden kann.
Bei der Mittelohrentzündung geht es vor allem darum, die Verbindung von Nase zum Mittelohr möglichst gut belüftet und offenzulassen, sodass sich die Keime dort nicht zu wohl fühlen. «Ein abschwellender Nasenspray wenn man erkältet ist kann helfen oder wenn man die Nase mit einer Salzwasserlösung ausspült» erklärt Blaschek.
Wann sollte man zum Arzt?
Oft können altbewährte Hausmittel wie Zwiebelwickel bei Ohrenschmerzen helfen. Blaschek dazu: «Zwiebeln haben einen entzündungshemmenden Effekt. Ausserdem kann Wärme helfen, zum Beispiel, indem man eine Mütze trägt.»
Manchmal reichen aber diese Hausmittel nicht aus und dann sollte der Arzt aufgesucht werden. «Wenn sich das Gehör verschlechtert, wenn man sehr starke Schmerzen hat bei denen herkömmliche Medikamente nicht helfen, wenn man zusätzlich Fieber hat oder Schwindel auftritt oder wenn sich auch die Ohrmuschel entzündet, sollte man den Spezialisten aufsuchen» so die Expertin «und vor allem, wenn Flüssigkeit wie Eiter, Blut oder Sekret aus dem Ohr austritt.»