Das Team des Handzentrums des Waadtländischen Universitären Spitalzentrums (CHUV) in Lausanne kennt sich gut aus mit allen möglichen Handverletzungen. Sich beim Kochen schneiden, mit einem Glas in der Hand stolpern oder von einer Katze gebissen werden. In der Schweiz sind solche Fälle besonders häufig. Der Leiter des Handzentrums erklärt, welche vier Arten von Verletzungen an den Händen besonders gefährlich sind.
«Wer zu spät zum Arzt geht oder eine Wunde schlecht reinigt, riskiert eine verminderte Sensibilität, einen Verlust der Beweglichkeit in der Hand oder im schlimmsten Fall die Amputation eines seit langem infizierten Fingers», erklärt Dr. Laurent Wehrli, Leiter des Handzentrums.
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Man muss nicht bei jeder Verletzung der Hand in Panik geraten, aber es ist wichtig, zu wissen, welche Massnahmen die Hand schützen können. Eine Verletzung sollte so schnell wie möglich behandelt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Folgende vier Arten von Verletzungen sind besonders gefährlich. Bei diesen solltest du deshalb am meisten aufpassen:
Katzenbisse
«Katzenbisse können schwere Infektionen verursachen, da die Zähne der Tiere lang genug sind, um unter die Haut zu dringen und Keime tief in die Haut zu setzen», erklärt Dr. Wehrli. Besonders wenn der Biss einer Katze zu schmerzen beginnt, sollte schnell ein Spezialist aufgesucht werden, der die Wunde gründlich desinfiziert. «Um solche Verletzungen zu vermeiden, wird allgemein empfohlen, niemals kämpfende Katzen voneinander zu trennen oder ein Tier zu berühren, das man nicht kennt», rät der Experte.
Schnitte beim Kochen
Laut Dr. Wehrli sind Verletzungen bei der Zubereitung von Avocados besonders häufig und oft sehr tief. Deshalb ist dabei besondere Vorsicht geboten.
Wer sich doch schneidet, sollte die Hand sofort unter den Wasserhahn halten und die Wunde mit lauwarmem Wasser ausspülen. Keine Sorge, wenn dabei Blut fliesst: «Solange die Wunde danach schnell gerinnt, ist es kein Problem, die Wunde unter Wasser zu halten», erklärt Dr. Wehrli. Die Blutung sollte nicht durch eine Blutsperre gestoppt werden. Es reicht, wenn man einige Minuten lang mit dem Daumen fest auf die Wunde drückt. Danach sollte sie mit einem desinfizierenden Spray wie Merfen gesäubert werden.
Dr. Wehrli weist darauf hin, dass jede Wunde an der Hand, die tiefer als ein oberflächlicher Kratzer ist, von einem Arzt untersucht werden sollte. Es sei besser, umsonst zum Arzt zu gehen, als ernsthafte Konsequenzen einer Handverletzung zu riskieren.
Infektionen am Nagelrand
Wer sich gewohnt ist, an den kleinen Häutchen um die Nägel herum zu knabbern, kennt diese schmerzhafte und irritierende Infektion wahrscheinlich. Zu einer solchen Infektion kann es auch nach einer Maniküre kommen, welche die kleine Hautschicht am unteren Nagelrand schwächen kann.
Glücklicherweise reicht es in den meisten Fällen, den betroffenen Finger mehrmals täglich für einige Minuten in ein Bad mit Desinfektionsmittel zu tauchen. Erst, wenn sich die Wunde nicht bessert, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Durch Haushaltsgeräte verursachte Wunden
Oft werden die Gefahren, die von Haushaltsgeräten ausgehen können, unterschätzt. «Am häufigsten werden Personen behandelt, die sich verletzt haben, weil sie mit einem noch eingesteckten Mixer, einem scharfen Gegenstand oder Glasscherben hantiert haben, oder die gestürzt sind, während sie ein Glas in der Hand hielten», erzählt Dr. Wehrli. Um das Risiko einer Verletzung zu mindern, sollte man stets aufmerksam sein.
Wichtig ist auch, dass die Grösse der Verletzung keine Rolle spielt: «Selbst ein sehr kleiner Schnitt kann tief genug sein, um einen Nerv teilweise zu durchtrennen», betont Dr. Wehrli. Auch ein Finger, der sich weiss verfärbt oder das Gefühl verliert, ist ein medizinischer Notfall.
Wer sich also unsicher ist, ob eine Handverletzung von einem Arzt begutachtet werden sollte, geht besser kein Risiko ein und sucht einen Spezialisten auf.