Nach der Schreckensdiagnose
BLICK-Leser erzählen von ihrem Kampf gegen den Krebs

Zum Weltkrebstag möchten wir Betroffenen etwas Hoffnung schenken. Deshalb erzählen hier BLICK-Leserinnen und -Leser von ihrem Weg zurück zur Gesundheit.
Publiziert: 08.02.2021 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 13:01 Uhr
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BLICK-Leser Camillo Furrer litt an Knochenmarkkrebs. Auf den folgenden Slides erzählt er seine Geschichte.
Foto: Zvg
Neil Werndli und Nicole Müller

Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in der Schweiz. Laut Bundesamt für Statistik erkrankt mehr als einer von fünf Menschen vor dem 70. Lebensjahr an Krebs. Weltweit erhalten jedes Jahr rund 14 Millionen Menschen die Schreckensdiagnose.

Seit dem Jahr 2000 findet jeweils am 4. Februar der Weltkrebstag statt. Ziel ist es, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung inst öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Um Betroffene in ihrem Kampf zu motivieren, lassen wir BLICK-Leserinnen und -Leser zu Wort kommen, die an Krebs erkrankt sind, heute aber als geheilt gelten.

Romy Rubin (67): «Mir macht jetzt rein gar nichts mehr Angst»

«Ich erhielt 2008 die Diagnose Darmkrebs. In der gleichen Woche entdeckte man bei meinem Mann Lungenkrebs. Er lehnte die Behandlung ab, weil er sein Leben lang geraucht hatte und fand, das sei nun eben die Quittung und er akzeptiere das. Im Spital auf den Tod zu warten, kam für ihn nicht infrage, und so starb er ein halbes Jahr später. Ich wusste aber, dass ich eine realistische Chance habe, also war für mich klar, dass ich kämpfe.

Mit Chemo und Bestrahlung machten sie den Tumor kleiner, dann wurde er operativ entfernt. Heute gelte ich als geheilt. Trotzdem hinterlässt der Krebs seine Spuren. Bei mir ist es der Harnleiter, der mit einem sogenannten Tumor-Stent offen gehalten wird – ich muss ihn alle vier Monate unter Vollnarkose auswechseln lassen. Damit kann ich aber leben. Es ist ein Teil meines Lebens geworden. Ich kenne das ganze Spital und gehe nun halt ab und zu für mein Mittagsschläfchen vorbei.

Allen Betroffenen kann ich nur sagen, dass sich der Kampf lohnt. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen, und das ist ein total anderes. Mit 60 ging ich noch Fallschirmspringen, und heute reise ich so viel wie möglich – einfach alles, was ich schon immer wollte. Mir macht rein gar nichts mehr Angst. Vorher wäre so ein Leben für mich undenkbar gewesen. Jetzt möchte ich noch einmal die Nordlichter sehen. Das ist mein Traum. Man muss sich solche Ziele setzen – einfach nie die Hoffnung verlieren.»

Nachdem sie geheilt war, hatte BLICK-Leserin Romy Rubin vor nichts mehr Angst – und ging im Alter von 60 Jahren noch Fallschirmspringen.

Patrick Hübscher (45): «Das Mitleid hat mir nichts gebracht»

«Als ich 2004 die Diagnose Hodenkrebs bekam, hat es mir ganz kurz den Boden unter den Füssen weggerissen. Der Arzt tastete mich nur kurz ab und sagte ganz trocken: ‹Der Fall ist klar, Herr Hübscher, das ist ein Tumor.› Das war wie ein ‹Chlapf an Gring›. Obwohl ich innerlich wusste, dass er recht hat, wollte ich es nicht glauben und verlangte eine zweite Meinung. Damit hab ich ihn wohl im Stolz verletzt, aber ich konnte die Diagnose erst akzeptieren, als sie mir ein anderer Arzt bestätigte. Im Nachhinein glaube ich, es war gut, dass man es mir fadengerade ins Gesicht gesagt hat.

Ich war damals frisch verheiratet. Nach nicht einmal einem Jahr wurde unsere Ehe diesem Härtetest unterzogen. Nach der Diagnose hat mich meine Frau einfach nur in den Arm genommen, und ich glaube, ohne sie hätte ich es nie geschafft. Man bekommt in dieser Situation so viele Ratschläge von allen Seiten: ‹Mach das, mach jenes, frag doch ihn hier, rede mit dem ...› Das hat mir nichts genützt – und das Mitleid schon gar nicht. Ich brauchte jemanden, der mir sagt, ich solle mich zusammenreissen und mich verdammt nochmal durchbeissen.

Das hab ich getan. Nach der Operation machte ich zur Sicherheit eine Chemotherapie, auch wenn es keine Ableger gab. Das war hart. Dafür bin ich mittlerweile offiziell geheilt, fühle mich topfit und habe in den letzten Jahren vier Marathons absolviert. Man muss kämpfen. Hart bleiben. Durchziehen. Auch mir hat es keinen Spass gemacht, mich wegen all der Medikamente ständig zu übergeben, aber ich wusste: Irgendwann werde ich morgens aufstehen und die Krankheit besiegt haben. Wenn du diese Hoffnung nicht mehr hast, bist du verloren.»

«Auch mir hat es keinen Spass gemacht», sagt Patrick Hübscher über seine Chemotherapie. Trotzdem sei es wichtig, nie die Hoffnung zu verlieren.

Deborah Zenger (38): «Ich mache nur noch, worauf ich Lust habe»

«Im Sommer 2017 bekam meine Mutter Brustkrebs. Mein Mann und ich waren mitten in der Familienplanung. Ende des siebten Monats spürte ich einen Klumpen in meiner linken Brust. Meinen Mann beruhigte ich, indem ich sagte, das seien bestimmt die Milchdrüsen, aber innerlich wusste ich genau, was los ist. Eine Woche später hatte ich Gewissheit: Auch ich hatte Brustkrebs.

Es zog mir den Boden unter den Füssen weg. Was mache ich jetzt? Was wird aus meinem Baby? Kann ich mich mitten in der Schwangerschaft behandeln lassen? Vor dem Tod hatte ich nie Angst – es ging mir hauptsächlich um mein ungeborenes Kind. In der 28. Schwangerschaftswoche begann ich meine Chemotherapie. Am nächsten Morgen spürte ich mein Kind nicht mehr und bekam Panik. Doch die notfallmässige Untersuchung bestätigte, dass es einfach nur von der Chemo müde und deshalb ruhiger war. Die erste Behandlung ging dann bis kurz nach der Geburt. Ich entschied mich für einen Kaiserschnitt und liess gleichzeitig die Eileiter und Eierstöcke entfernen und einen Port für die Chemo setzen.

Vier Jahre später ist meine Mutter überglückliche Nonna und ich heilfroh, dass meine Tochter noch so klein war und mir Zeit für die Erholung geben konnte. Ich musste mir die Brüste amputieren lassen und gehe jedes Jahr zur Kontrolle, aber die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs ist minimal. Ich mag das Sprichwort, dass man als Mensch ein zweites Leben bekommt. Dieses fängt an, sobald man glaubt, das erste sei vorbei. Heute plane ich nicht mehr langfristig, sondern tue einfach das, worauf ich Lust habe. Ich nehme das Leben nicht mehr für selbstverständlich – das war eine sehr wertvolle Lektion.»

Bei Deborah Zenger wurde mitten in der Schwangerschaft Brustkrebs entdeckte. Sie kämpfte für ihr Kind und ist heute wieder gesund.

Gabriele Walter (57): «Man darf sich von der Diagnose nicht entmutigen lassen»

«Als ich mit 47 die Diagnose Lungenkrebs bekam, hiess es, ich hätte noch sechs Monate zu leben. Der Test zeigte Metastasen im Hirn, und ich klinkte mich emotional völlig aus. Die Hirnoperation konnten sie erst beim dritten Anlauf durchführen, und das war eine emotionale Achterbahnfahrt. Das Schlimmste war, meine Familienangehörigen leiden zu sehen, weil sie dachten, ich würde das nicht überleben. Meine Mutter hat drei Wochen lang geweint.

Kurz darauf wurden mir zwei Drittel des rechten Lungenflügels entfernt. Ich weiss nicht, wie ich die zwei Eingriffe überlebt habe, aber eins habe ich richtig gemacht: Ich habe mich nie fallen lassen und bin – im wörtlichsten Sinne – immer sofort nach der Operation wieder aufgestanden. Während der Bestrahlung hatte ich eine herzige Begegnung mit einem jungen Krebspatienten. Auch das hat mir geholfen. Danach folgte die Chemo, und neun Monate nach der Diagnose nahm ich meine berufliche Tätigkeit wieder auf.

Für die Universitätsklinik bin ich ein kleines Wunder. Die Ärzte gaben mir sechs Monate, zehn Jahre später bin ich aber vollständig geheilt. Es ist wirklich wichtig, sich nicht von einer Diagnose entmutigen zu lassen. Ich habe den Krebs besiegt, und das ist für mich ein völlig neues Lebensgefühl. Mein Motto für alle Betroffenen: Nie aufgeben, Mut haben und kämpfen! Und lass dich nicht fallen, denn: Je schwächer der Körper, desto stärker die Krankheit.»

Die Ärzte gaben ihr noch sechs Monate, doch Gabriele Walter hat den Krebs besiegt. «Für die Universitätsklinik bin ich ein kleines Wunder», sagt die BLICK-Leserin.

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