Er war lange nur als «Düsseldorfer Patient» bekannt. Jetzt ist klar, wer sich hinter der medizinischen Sensation verbirgt. Marc Franke ist einer von fünf Patienten weltweit, die vollständig von HIV geheilt wurden.
Nicht nur das: Seine zusätzliche Leukämie-Erkrankung besiegte er dank einer Stammzellentherapie. Eine Frau rettete damit sein Leben. Sie und Marc Franke erzählten nun bei «Stern TV» seine Geschichte.
«Ganze Welt bricht zusammen»
Vor 15 Jahren fühlte er sich wochenlang unwohl, liess sich schliesslich im Spital untersuchen und kriegte die niederschmetternde Gewissheit: Er war HIV-positiv. «Da bricht erstmal die ganze Welt zusammen», erzählt der 54-Jährige.
«Man weiss ja nicht, wie man damit umgehen soll, weil man sich ja vorher auch nicht so intensiv damit beschäftigt. Da kommt ja wie ein Wasserfall alles auf einen nieder.» Schon damals machte ihm aber sein Hausarzt Hoffnung. Er habe zu ihm gesagt: «Herr Franke, nehmen Sie es nicht so schwer. Wir beide werden noch erleben, dass HIV geheilt wird.»
Nicht nur seine Krankheit, auch die Frage, wo er das Virus aufgelesen hat, beschäftigte ihn. Er hatte damals seine Homosexualität noch vor seiner Familie geheim gehalten, traute sich nicht, über seine Krankheit mit ihnen zu sprechen.
2010 folgt der nächste Schicksalsschlag: Marc Franke litt an einer Lungenentzündung und kriegte die Diagnose akute Leukämie. «Im ersten Augenblick hatte ich gedacht: Oh! Todesurteil.»
Dank Gen-Defekt von beiden Krankheiten geheilt
Er machte eine Chemotherapie, doch diese schlug nicht an. Seine einzige Hoffnung: eine Stammzellenspende. Seine Lebensretterin: Anja Prause. «Es war wirklich überwältigend», sagt sie über den Moment, als sie hörte, dass es Franke gut geht.
Was sie nicht wusste: Die Ärzte hatten gezielt nach einer Genmutation in ihren Stammzellen gesucht, um zusätzlich auch das HI-Virus zu bekämpfen. Diese ist sehr selten – doch Prause trug die Mutation in sich. Und rettete Franke damit das Leben.
Franke: «Es war ein Riesenglück, einmal einen Spender zu finden, der passt, und dann noch jemanden mit dem Gendefekt.»
Ein Jahr nach der Stammzellspende nehmen Franke und Prause das erste Mal Kontakt miteinander auf, werden Freunde. «Nach der ganzen Zeit fühlt sich die Anja für mich auch wie eine zweite Mutter an, weil ich habe ja auch ihre Gene in mir.» (neo)