Sie produziert einen Teil der Samenflüssigkeit, die die Spermien transportiert, und ist normalerweise so gross wie eine Kastanie. Die Rede ist von der Prostata, einem männlichen Sexualorgan, das unterhalb der Harnblase sitzt. Unabhängig von ihren Funktionen für die Fortpflanzung kann die Prostata häufig Beschwerden verursachen.
Thomas Hermanns (50), Facharzt für Urologie am Zentrum für Urologie der Hirslanden Kliniken in Zürich, sagt: «Praktisch jeder Mann leidet in seinem Leben einmal unter Problemen im Zusammenhang mit der Prostata.» Ein aktuelles Beispiel ist König Charles III (75). Er muss im Spital seine vergrösserte Prostata operativ behandeln lassen. Hermanns erklärt, was es mit dieser Erkrankung auf sich hat.
Wie häufig ist eine Prostatavergrösserung?
Gemäss Hermanns ist jeder zweite Mann von einer Prostatavergrösserung betroffen. Meist beginne das Sexualorgan ab dem 40. oder 45. Lebensjahr zu wachsen. Warum das passiert, sei in der Medizin noch nicht geklärt. Eine vergrösserte Prostata könne die Harnröhre einengen. «Manche Männer müssen mehrmals in der Nacht auf die Toilette», sagt der Experte. Andere hätten einen abgeschwächten Harnstrahl oder das Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung. Entzündungen könnten eine weitere Folge der Prostatavergrösserung sein, sagt der Experte. Insbesondere, wenn sich die Blase beim Wasserlassen nicht mehr komplett entleert.
Wann stellt eine vergrösserte Prostata ein Risiko dar?
Es sei nicht alleine die Grösse der Prostata, die ausschlaggebend für die Beschwerden sei, sondern die Art und Weise, wie die Prostata zum Beispiel in die Harnblase wächst, sagt Hermanns. «In der Regel lässt sie sich mit Medikamenten gut behandeln.» Eine Operation sei oft erst notwendig, wenn die medikamentöse Behandlung nicht erfolgreich sei oder wenn ein Mann gar nicht mehr urinieren könne und es einen Rückstau von Urin in der Blase gibt.
Welche anderen Krankheiten können auftreten?
Neben einer vergrösserten Prostata ist Prostatakrebs die häufigste Erkrankung des Sexualorgans. Sie gilt als häufigste Krebsart bei Männern. Laut der Krebsliga gibt es jährlich über 7100 Neuerkrankungen. «Die meisten Männer sind zum Zeitpunkt der Erkrankung über 50 Jahre alt», sagt Hermanns. Da Prostatakrebs im frühen Stadium mehrheitlich keine Symptome verursacht, werde die Krankheit – ohne Vorsorgemassnahmen – oft erst spät entdeckt, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben. Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko.
Wie oft sollte ein Mann zum Urologen?
«Wenn es in der engen Familie Prostatakrebs gab, sollte man sich ab 45 Jahren regelmässig vorsorglich untersuchen lassen», sagt Hermanns. Die Häufigkeit der Kontrollen bespricht man dann mit dem Arzt. Bestehe keine genetische Veranlagung, sei ein Check-up ab 50 Jahren empfohlen. «Es gibt kein Wundermittel, das man zu sich nehmen kann, um die Prostata zu schützen», sagt der Experte. Wie so oft mit Krankheiten, helfe aber ein aktiver, gesunder Lebensstil.
Warum müssen sich junge Männer nicht untersuchen lassen?
Für junge Männer unter 50 Jahren, die keine familiäre Vorbelastung haben, gibt es keine Empfehlung zur präventiven Prostata-Untersuchung, weil das Risiko für Prostatakrebs sehr klein ist. Hermann: «Ein Check-up kann junge Männer auch unnötig verunsichern und Stress bedeuten, aber es ist wichtig, dass sie ihre Risiken kennen.» Wichtig sei, dass Männer bei Beschwerden nicht zögern, zum Arzt zu gehen.
Welche Warnzeichen darf man nicht ignorieren?
Der Experte rät, bei folgenden Symptomen ärztlichen Rat einzuholen:
- Bei Prostataerkrankungen in der Familie (Bruder, Vater)
- Bei sämtlichen Problemen mit dem Wasserlassen
- Bei Blut im Urin