Auf einen Blick
- Fettzellen haben ein «Gedächtnis»
- Übergewicht verändert die Genaktivität dauerhaft
- Wie lange die Veränderungen anhalten, ist unklar
Haben Forscher den Grund für den lästigen Jo-Jo-Effekt gefunden? Eine neue Studie, die im Fachmagazin «Nature» veröffentlicht wurde, zeigt, dass unsere Fettzellen ein «Gedächtnis» haben. Dies könnte erklären, warum es so schwer ist, nach einer Diät das Gewicht zu halten.
Die Forscher wollten molekulare Spuren des Abnehmens finden. Dazu analysierten sie 20 Fettgewebe von übergewichtigen Menschen, vor und zwei Jahre nach einer Magenverkleinerung und verglichen es mit dem von 18 nicht übergewichtigen Personen.
Die Fettzellen «erinnern» sich an das Übergewicht
Das Ergebnis: Bei Übergewichtigen sind Gene, die Entzündungen fördern, aktiver. Gene, die für einen gesunden Stoffwechsel wichtig sind, sind weniger aktiv. Das liegt an chemischen Veränderungen, die bei Übergewicht auftreten und die Genaktivität beeinflussen.
Das Problem: Auch nach einem starken Gewichtsverlust bleiben die Veränderungen bestehen. Unsere Fettzellen «erinnern» sich sozusagen an unser Übergewicht und erschweren so, dass die Kilos auch wegbleiben.
Mehr Unterstützung beim Abnehmen
Bei Mäusen beobachteten die Wissenschaftler ähnliche Ergebnisse. Nachdem die übergewichtigen Mäuse abgenommen hatten, blieben die Veränderungen bestehen, als ob die Zellen sich an das Übergewicht «erinnerten». Diese Mäuse nahmen durch das «Gedächtnis» ihrer Fettzellen schneller wieder zu als die in der Kontrollgruppe.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen, die abnehmen möchten, «möglicherweise mehr Hilfe benötigen», sagt Studienmitautorin Laura Hinte, Biologin an der ETH Zürich. «Es ist nicht Ihre Schuld.»
«Es ist nicht klar, wie lange sich der Körper erinnert»
Was macht diese Entdeckung so bahnbrechend? Der Jo-Jo-Effekt ist seit langem bekannt. Doch warum es Menschen nach einer Diät schwerfällt, ihr Gewicht zu halten, war bislang unklar. «Wie und warum das passiert, war bisher fast wie eine Blackbox», sagt Hyun Cheol Roh, Epigenomspezialist an der Indiana University School of Medicine. Die neuen Ergebnisse zeigen, «was auf molekularer Ebene passiert, und das ist wirklich cool».
Wie lange sich der Körper an das Übergewicht erinnert, ist nicht klar, meint Studienmitautor Ferdinand von Meyenn, Epigenomspezialist an der ETH Zürich. «Es könnte ein Zeitfenster geben, in dem dieses Gedächtnis verloren geht. Aber wir wissen es nicht.»