Darum gehts
Er investiert zwei Millionen US-Dollar pro Jahr, um das Rad der Zeit zurückzudrehen. Bryan Johnson (47) ist der Posterboy des Anti-Aging-Trends. Mit Massnahmen wie einer massgeschneiderten Diät, intensivem Training und Schlafoptimierung will der kalifornische Tech-Unternehmer und Multimillionär sein biologisches Alter senken.
«Blueprint» nennt er das Projekt, für das dreissig Mediziner und andere Fachleute arbeiten. Auch Johnsons Penis wird unter die Lupe genommen – unter anderem misst er die Häufigkeit und Dauer seiner nächtlichen Erektionen. Und empfiehlt jedem Mann, es ihm gleichzutun.
Bei einer Arterienverkalkung als Erstes betroffen
Dass die Standhaftigkeit nicht nur für die Sexualität von Bedeutung ist, sondern auch ein wichtiger gesundheitlicher Indikator – darauf machen Urologen immer wieder aufmerksam. Die Blutgefässe des Penis sind deutlich kleiner als die des Herzens.
Bei einer Arterienverkalkung sind sie deshalb als Erste betroffen. Eine erektile Dysfunktion kann ein Warnhinweis für Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Nicht umsonst gilt der Penis bei Medizinern als Antenne des Herzens. Aber was hat eine nächtliche respektive morgendliche Erektion (Morgenlatte) damit zu tun?
In der Nacht, besonders während der Traumschlafphasen, kommt es zu unbewussten Erektionen. Sie sind eine nützliche Körperfunktion, die das Gewebe im Penis mit Sauerstoff versorgt und so die Blutgefässe gesund hält.
André Reitz (54) ist ärztlicher Leiter des Kontinenzzentrums in der Klinik Hirslanden in Zürich und Autor des Sachbuches «Kompass Männergesundheit». Der Urologe mit Spezialgebiet Neuro-Urologie stammt aus Münster (D). Er lebt seit 2000 im Kanton Zürich und ist deutsch-schweizerischer Doppelbürger.
André Reitz (54) ist ärztlicher Leiter des Kontinenzzentrums in der Klinik Hirslanden in Zürich und Autor des Sachbuches «Kompass Männergesundheit». Der Urologe mit Spezialgebiet Neuro-Urologie stammt aus Münster (D). Er lebt seit 2000 im Kanton Zürich und ist deutsch-schweizerischer Doppelbürger.
Bryan Johnson präsentiert in einem Onlinevideo ein im Handel erhältliches Gadget: ein würfelförmiger Sensor, der mit einer Schnur an der Basis des Schaftes befestigt wird und sich bei einer Erektion spannt. Unter Berücksichtigung von Anzahl, Stärke und Dauer habe sein Penis das biologische Alter eines unter 18-Jährigen, sagt Johnson im Video.
Sinnvoll bei psychischen Ursachen
Solche Messungen können sinnvoll sein, um eine Erektionsstörung mit psychischer Ursache auszuschliessen, sagt André Reitz (54), Urologe in der Klinik Hirslanden in Zürich und Autor des Ratgebers «Kompass Männergesundheit». «Da nächtliche Erektionen nicht sexuell bedingt sind, lässt sich so sicherstellen, dass körperlich alles funktioniert.»
Eine kostengünstigere Methode besteht darin, den perforierten Rand eines Briefmarken-Bogens abends wie einen Ring – anliegend, aber nicht zu straff – um den Penis zu binden. Ist am Morgen die Perforierung beschädigt, kann man davon ausgehen, eine nächtliche Erektion gehabt zu haben.
Erektionen im Durchschnitt
Im Alter von 20 bis 30 Jahren haben Männer typischerweise etwa drei bis fünf nächtliche Erektionen, die jeweils rund eine halbe Stunde dauern. Ab 40 sinken Häufigkeit und Dauer, doch viele Männer erleben weiterhin eine bis drei Erektionen pro Nacht, die kürzer ausfallen. Auch im Alter von über 60 Jahren kommen Erektionen in der Nacht noch vor.
Natürlich könne das Ausbleiben oder Abnehmen nächtlicher Erektionen ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein, sagt Reitz. Meist lasse sich das aber nicht isoliert betrachten. Er rät deshalb, sich nicht zu sehr an Richtwerten zu orientieren. «Das Wichtigste ist, dass man überhaupt Erektionen hat.»
Er empfiehlt regelmässige sexuelle Aktivitäten. «Viele Patienten fragen mich, ob Onanieren zu Abnutzungserscheinungen führen kann. Im Gegenteil! Durchblutung kann helfen, Vernarbungen im Schwellkörpergewebe vorzubeugen.»