Sind Ihnen in letzter Zeit Velofahrer mit einer Halskrause aufgefallen? Diese ist kein neues Mode-Accessoire – es ist ein Airbag für Fahrradfahrer. Das Produkt ist bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt, doch erst jetzt beginnt es in der Schweiz zu boomen. Online-Händler verzeichnen hohe Absatzzahlen: Bei Galaxus sind die Verkäufe in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 100 Prozent gestiegen; bei Brack.ch wird der Airbag erst seit wenigen Monaten angeboten, er verkaufe sich aber «sehr gut».
Fehlalarm möglich
Doch wie funktioniert der «Helm» überhaupt? Ganz einfach: Mit Sensoren registriert er einen Sturz, löst sich in 0,1 Sekunden und stülpt ein Luftkissen um Kopf und Nacken. Genutzt werden kann der Airbag nur in der Stadt. Experten kritisieren, dass zum Beispiel auf Biketrails durch Erschütterungen Fehlauslösungen verursacht werden könnten.
Weiterer Nachteil: Der Helm-Ersatz kostet 300 bis 360 Franken. Sobald der Airbag ausgelöst wurde, muss dieser eingeschickt und kostenaufwendig repariert werden, denn ein zweites Mal funktioniert er nicht. Zum Vergleich: Einen guten Helm gibt es bereits für 100 Franken.
Sichere Alternative?
Doch ist Velo-Airbag wenigstens sicher? Philippe Schucht, stellvertretender Chefarzt Neurochirurgie im Inselspital Bern, sagt: «Der Hals-Airbag ist für die meisten Unfälle sehr sicher; tatsächlich hat er in sämtlichen Tests den Kopf besser als herkömmliche Helme geschützt.» Weiter schütze er neben dem Kopf auch den Nacken, was einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Helmen ist. Schucht sagt aber auch, dass es Unfälle gibt, in denen der Airbag zu wenig Zeit hat, sich zu entfalten. Trotzdem: «Für die meisten Unfälle ist er sicherer als herkömmliche Helme.»