Für Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge
Ersetzt eine Doula die Hebamme?

Schwangere Frauen lassen sich immer öfter von einer Doula begleiten. Was aber macht diese eigentlich? Die Zürcher Doula Nadja Brenneisen klärt die wichtigsten Fragen, von den Aufgaben bis zu den Kosten.
Publiziert: 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 14:30 Uhr
Immer mehr Frauen setzen auf die Begleitung einer Doula vor, während und nach der Geburt. Diese kann sich mehr Zeit nehmen für die Betreuung als eine Hebamme.
Foto: IMAGO/Shotshop

Auf einen Blick

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Maja ZivadinovicFreie Journalistin Service-Team

Wer den Ausdruck «Doula» googelt, landet rasch beim altgriechischen Ursprung des Wortes: «Dienerin» oder «Magd». Im Zusammenhang mit der heutigen Doula-Tätigkeit passt Begleiterin wohl am besten. Doulas kümmern sich vor, unter und nach der Geburt eines Kindes um die Frau, unterstützen den Partner und helfen der ganzen Familie, emotional in der neuen Konstellation anzukommen. Ob es auf eine solche Begleitung setzen möchte, muss jedes Paar für sich entscheiden. Doula Nadja Brenneisen klärt die wichtigsten Fragen.

Die Zürcherin Nadja Brenneisen arbeitet seit sieben Jahren als Doula.
Foto: zVg

Was ist der Unterschied zwischen einer Doula und einer Hebamme?

Die Hebamme ist eine medizinische Fachperson. Sie ist studiert und hilft Frauen bei einer Geburt. Im Unterschied zu Hebammen sind Doulas aber von den (werdenden) Eltern angestellt. Sie sind nicht krankenkassenanerkannt und haben deswegen viel mehr Zeit, sich im direkten Kontakt um die Frau zu kümmern. «Eigentlich so, wie es eine Hebamme im Idealfall könnte, das System lässt das aber nicht zu», so Nadja Brenneisen. Doulas seien eine Art Coach: «Uns ist wichtig, dass eine Frau selbstbestimmt durch ihre Schwangerschaft und in die Geburt kann. Wir sind der Meinung, dass es mehr braucht als die medizinische Vorsorge. Vor allem auch, weil die ganzen Prozesse rund um Schwangerschaft in den meisten Fällen gar nichts Medizinisches brauchen, sondern ein Teil davon ist, was der weibliche Körper selber zyklisch und natürlich selber schafft.»

Wie viel kostet eine Doula?

«Je nach Region ungefähr zwischen 1200 und 2000 Franken», so Brenneisen. Im Preis inbegriffen sind sicher zwei vorgeburtliche Termine, ein Pikett-Dienst über vier Wochen, die ganze Geburt und mindestens ein Termin nach der Geburt. «Ich persönlich führe gerne vor der Geburt einmal im Monat Coachings durch, um die Frau auf die Geburt vorzubereiten. Je nachdem biete ich ihr dann ein massgeschneidertes Package und Angebot.»

In welchem Stadium der Schwangerschaft soll ich mich an eine Doula wenden?

Das ist individuell. Nadja Brenneisen: «Manche Frauen haben zu Beginn der Schwangerschaft nicht viel Unterstützung und sind unsicher. Wann soll der Arbeitgeber informiert werden? Was kann man gegen Schwangerschaftsübelkeit tun? Ich kann schon dann werdende Eltern unterstützen.» Eine Doula ist auch in schwierigen Situationen zur Stelle, zum Beispiel wenn die werdenden Eltern das Ungeborene verlieren. Natürlich kann man sie auch erst später engagieren, zum Beispiel für die letzten paar Wochen vor der oder einfach für die Geburt. Eine Doula muss auch nicht unbedingt bei einer Geburt dabei sein. Man kann sich auch prä- oder postnatal begleiten lassen.

Wie und wo finde ich die passende Doula?

Am besten im Bekanntenkreis. «Eine persönlich empfohlene Doula ist meist die bessere Variante als wildes Drauflosgoogeln. Wenn man doch auf Google zurückgreifen muss, rate ich, die Doula genau zu prüfen. Am besten in einem persönlichen Gespräch oder in einem Call», rät Nadja Brenneisen.

Ersetzt eine Doula eine Hebamme?

Nein. «Es gibt zwar einen kleinen Trend zu Alleingeburten, ich persönlich rate aber davon ab», sagt Nadja Brenneisen. Sie rät auch bei einer Hausgeburt zu einer Hebamme, die da ist, falls man sie braucht. In den meisten Fällen ist eine Geburt eine sichere Sache, und es wird selten von einem Augenblick auf den anderen dramatisch. «Dennoch halte ich es für sinnvoll und gut, dass eine medizinische Fachperson da ist, wenn es zu Komplikationen kommt.» Im Spital darf eine Doula auch mit in den Kreissaal oder ins Geburtszimmer, da dürfen in der Schweiz auf Wunsch mehrere Begleitpersonen mitgenommen werden. Bei einem Kaiserschnitt sieht es anders aus. Aus Platz- und Hygienegründen darf nur eine Person mit in den Operationssaal. Das kann durchaus eine Doula sein, zum Beispiel wenn der Vater nicht dabei sein möchte. «Primär soll unsere Anwesenheit der Gebärenden einen sicheren Raum bieten. Ich kann aber auch eine Kreuzbandmassage machen, Akupressurpunkte stimulieren oder die Gebärende mittels Hypnose in einen tranceähnlichen Zustand bringen. Und ich kann helfen, wenn unter Geburt unvorhergesehene rasche Entscheidungen getroffen werden müssen. Wichtig ist dabei, dass die Frau ihre Selbstbestimmtheit nie verliert.»

Wie sieht die nachgeburtliche Betreuung durch eine Doula aus?

Im Unterschied zu den normalen Hausbesuchen einer Hebamme, die sich um die körperliche Nachsorge von Baby und Mutter kümmert, ist die Doula dann für die ganze Familie da. Brenneisen: «Doulas helfen auch mal im Haushalt mit oder kochen für die Familie eine Kraftbrühe. Sie begleiten die ganze Familie ins neue Leben mit einem Baby.»

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