Kein Sättigungsgefühl
Was steckt hinter ständigem Hunger?

Sie essen genug, sind aber nie wirklich satt? Ein Experte erklärt, was die Ursachen sein können und was man dagegen tun kann.
Publiziert: 20.11.2021 um 12:42 Uhr
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Während der Schwangerschaft ist ein ständiges Hungergefühl völlig normal.
Foto: Shutterstock
Sarah Riberzani

Manche Menschen können nicht genug vom Essen kriegen, andere nehmen nur kleine Portionen zu sich. Für diese Unterschiede gibt es verschiedene Gründe. So kann etwa die genetische Veranlagung ein wichtiger Faktor sein. «Es gibt Menschen, die generell ein stärkeres Hungergefühl haben als andere», erklärt Philipp Gerber (45), leitender Arzt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung am Universitätsspital Zürich. Wenn man ständig auf der Suche nach etwas Essbarem ist, kann das auf Dauer ganz schön anstrengend sein. Häufige Heisshungerattacken machen ausserdem das Abnehmen nicht gerade leicht.

Die Ursachen

Laut Gerber gibt es eine ganze Reihe von Gründen für ständigen Hunger. Unser Essverhalten wird negativ beeinflusst, indem wir schlecht und schnell essen. «Die Zusammensetzung der Nahrung ist sehr wichtig. Kohlenhydrate, die schnell vom Körper aufgenommen werden, sind eher ungünstig», so der Arzt. Isst man zwischen den Mahlzeiten immer mal wieder ungünstig zusammengesetzte Snacks, könne das Sättigungsgefühl für längere Zeit nicht einsetzen.

«Essen hängt auch mit unserem Belohnungssystem im Hirn zusammen. Daher kann es vorkommen, dass man Essen mit einer Belohnung in Verbindung setzt», erläutert der Experte. Das kann zu Frustessen führen. Auch zu wenig Schlaf oder wechselnde Schlafzeiten können das Hungergefühl verstärken. Genauso wie Alkohol, der den Appetit stimuliert. Zusätzlich können Medikamente, vor allem Psychopharmaka, zu Hunger beitragen.

Was kann man dagegen tun?

Um das ständige Verlangen nach Essen loszuwerden, sollte man zuerst die Ursache ausfindig machen. Wenn der Hunger an einem schlechten Essverhalten liegt, sollte man dieses anpassen. Gerber empfiehlt, Mahlzeiten bewusst im üblichen Rhythmus zu essen und nicht noch zwischendurch Snacks zu verzehren. Auch Kohlenhydrate, die der Körper schnell aufnimmt, sollten eher vermieden werden. «Stattdessen sollte man Früchte, Gemüse und Vollkornprodukte zu sich nehmen, da diese besser zum Sättigungsgefühl beitragen», rät Gerber. Falls eine schlechte Schlafhygiene vorliegen sollte, müsse man diese verbessern. Wenn hingegen Alkohol ein Thema sei, sollte der Konsum reduziert werden.«Es gibt auch Medikamente, die das Sättigungsgefühl fördern. Diese wendet man vor allem bei Übergewicht an, wenn die konservativen Massnahmen nichts bringen», fügt der Arzt an.

Wann ist ein Arztbesuch nötig?

Es gibt Erkrankungen, die das Hungergefühl und die Sättigung beeinflussen. «Die Grenze zwischen gesundem und krankhaftem Essverhalten ist oft fliessend. Sobald man merkt, dass etwas mit dem eigenen Essverhalten nicht stimmt, das Sättigungsgefühl fehlt und sich das in Übergewicht zeigt, sollte man dem Arzt einen Besuch abstatten», sagt Philipp Gerber. Es gäbe auch Krankheiten, bei denen man Gewicht verliert, obwohl man viel isst. Wenn diese Symptome vorhanden sind, sollte man ebenfalls einen Arzt aufsuchen.

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