Dass man zur Sonnenbrille greift, wenn es einen blendet, scheint nur logisch. Schliesslich will niemand bei strahlend schönem Wetter den ganzen Tag mit zugekniffenen Augen herumlaufen.
Für viele ist die Sonnenbrille längst zum modischen Accessoire geworden. Allerdings erfüllt die Brille – nebst dem stylischen Aussehen, das sie der Trägerin oder dem Träger verleiht –, noch eine andere, schützende Funktion für unsere Augen.
Berliner Augenärztin trägt den ganzen Tag Sonnenbrille
Das menschliche Auge ist nämlich empfindlicher, als manch einer meinen würde. Selbst bei bewölktem Wetter erfüllen die abgedunkelten Gläser eine bedeutende Aufgabe. Nicht wenige Experten raten deshalb, die Sonnenbrille lieber mehr als weniger auf der Nase zu platzieren.
So auch die Berliner Augenärztin Sylvia Paulig. Sie geht sogar so weit, tagsüber das ständige Tragen einer Sonnenbrille zu empfehlen. «Nur wenn es regnet oder der Himmel grau ist, verzichte ich darauf», sagt sie im Gespräch mit «Bild».
Doch warum werden unsere Augen bei Sonnenlicht einem derartigen Stresstest ausgesetzt? Die Antwort: UV-Licht. Sonnenstrahlen bestehen aus verschiedenen Komponenten: aus UV-Licht, sichtbarem Licht und aus Infrarot-Licht. Zwar kann das Auge von allen drei Faktoren negative Folgen davontragen, jedoch sind die für den Menschen unsichtbaren UV-A-Strahlen oder UV-B-Strahlen ein Tick gefährlicher – zumindest, wenn man zu viel davon abbekommt.
Erbgutveränderungen und Hautkrebs als Folge
Denn gleichzeitig ist die UV-Strahlung, die rund vier Prozent der Sonnenstrahlung ausmacht, wichtig, damit der Körper das lebensnotwendige Vitamin D bilden kann, das eine Schlüsselrolle bei der Knochenmineralisierung einnimmt.
Kriegt der Körper aber zu viel UV-Licht ab, kann das teils böse Folgen mit sich bringen. Ohne dass wir dabei ein Hitzegefühl verspüren, können die Strahlen in die Zellen der Augen und Haut eindringen und deren Erbgut beschädigen.
Zu kurzfristigen Schäden, die auf zu intensive UV-Bestrahlung zurückzuführen sind, gehören beispielsweise Sonnenbrand und Bindehautentzündungen.
In aller Regel werden solche Schäden durch Reparatursysteme in den Zellen wieder beseitigt. Wer allerdings einer häufigen, langanhaltenden und intensiven UV-Bestrahlung ausgesetzt ist, kann nicht immer auf diese Reparatursysteme zählen. Zurück bleiben dann nicht fehlerfrei reparierte Erbgutveränderungen, sogenannte Mutationen, die zu Hautkrebs und Krebs in den Augen führen können.
Beim Kauf der Sonnenbrille genau hinschauen
Doch nicht nur dann, wenn die Sonne aus voller Kraft strahlt, ist Vorsicht angesagt. Auch an bewölkten Tagen kann die UV-Intensität hoch sein, wobei gar 95 Prozent der schädlichen UV-Strahlung durch die Wolkendecke dringen und Augen und Haut beschädigen können. Selbst Schatten garantiert keinen Schutz, da die UV-Strahlung durch Reflexion und Streuung dann ebenfalls noch bis zu 50 Prozent beträgt.
Um folgenreiche Augenschäden zu vermeiden, ist ein wirksamer Schutz vor UV-Strahlung also unerlässlich. Bei der Haut übernehmen Kleidung oder Sonnencreme mit einem ausreichenden Lichtschutzfaktor diesen Part. Für die Augen empfehlen Experten Sonnenschutzgläser oder klare Brillengläser mit UV-Schutz.
Beim Kauf einer Brille wird derweil geraten, lieber zweimal hinzuschauen und nicht gleich zum erstbesten Modell zu greifen. Am wichtigsten: Für wirksamen Sonnenschutz sollte eine Sonnenbrille alle UV-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometer herausfiltern können. Solche Brillen sind an der Aufschrift «UV 400» zu erkennen. Zum Teil steht auch «100 Prozent UV-Schutz» drauf. Durch die Kennzeichnung können sich Käufer sicher sein, dass die Brille die Augen vor schädigenden UV-Strahlen schützt.
Entscheidend ist auch die Grösse des Gestells. Die Sonnenbrille sollte ausreichend gross sein und das Sichtfeld zu 100 Prozent abdecken. Ideal ist, wenn die Gläser bis zu den Augenbrauen reichen und kein grösserer Spalt zwischen Augenbrauen und Brille entsteht. Breitere Bügel schützen zudem vor Streulicht von der Seite.
Finger weg von Brillen ohne UV-Schutz!
Besonders wichtig ist auch das CE-Kennzeichen. Die Buchstaben «CE» erscheinen auf vielen Produkten, die in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehandelt werden. Sie bedeuten, dass diese Produkte den hohen Anforderungen an Sicherheit und an Schutz von Gesundheit und Umwelt entsprechen.
Ist das Zeichen auf dem Brillengestell zu finden, bedeutet das also, dass die Sonnenbrille bestimmte Sicherheitsanforderungen, beispielsweise Belastbarkeit und Kratzsicherheit, erfüllt. Von Sonnenbrillen ohne CE-Kennzeichnung sollte man deshalb die Finger lassen. Da die Schweiz allerdings weder Teil der EU noch des EWR ist, wird die CE-Kennzeichnung hierzulande grundsätzlich nicht verlangt.
Gar nicht erst in Betracht ziehen sollte man den Kauf einer billigen Sonnenbrille ohne UV-Schutz. Eine solche richtet sogar mehr Schaden an, als wenn man grundsätzlich auf das Tragen einer Brille verzichtet. Sie gaukelt unseren Augen den Schutz nur vor und reduziert stattdessen den Lichteinfall, wodurch sich die Pupille weitet. Die Folge: Es dringt mehr schädliche Strahlung ins Auge.
Der Kauf der richtigen Sonnenbrille ist also nichts, was man überhastet angehen sollte. Die Augen werden es einem danken. (ced)