Auf einen Blick
- Gonorrhoe-Fälle in Europa deutlich gestiegen
- Tückischer Infektionsverlauf, oft ohne oder mit milden Symptomen
- Zunahme auch in der Schweiz
Es ist weltweit eine der am häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Symptome treten meist nach zwei bis sieben Tagen auf und führen beim Mann zunächst zu «einer Rötung und einer Schwellung an der Harnröhrenmündung mit Schmerzen beim Urinieren und einem eitrigen Ausfluss», wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt. Daher auch der umgangssprachliche Name Tripper, von «in Tropfen herabfallen» – die Rede ist von Gonorrhoe, ausgelöst durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae.
«Unbehandelt greift die Infektion auf Prostata und Nebenhoden über. Bei der Frau äussert sie sich ebenfalls am ehesten durch vermehrten Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlösen; ohne Behandlung droht die Ausbreitung im Becken.»
Fast 100'000 bestätigte Fälle
Neuste Zahlen, die am Montag vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veröffentlicht wurden, zeigen, dass sich die Gonorrhoe-Fälle deutlich erhöht haben. So gab es im Jahr 2023 in Europa fast 100'000 bestätigte Fälle. Ein Anstieg um 31 Prozent zu 2022 und sogar von mehr als 300 Prozent zu 2014, wie «Politico» berichtet. Ein Rekordwert.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Schweiz. «Bei den gemeldeten Gonorrhoe-Fällen setzt sich der seit Jahren beobachtete Anstieg fort. Im Jahr 2023 lag die Inzidenz bei 68,9 pro 100'000 Einwohnern und damit 19,1 Prozent höher als im Vorjahr», wie das BAG in einem Bericht zu übertragbaren Krankheiten schreibt. Am stärksten betroffen waren demnach Männer, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern hatten, im Alter von 25 bis 34 Jahren.
Tückischer Infektionsverlauf
Neben Tripper haben auch die Syphilis-Fälle zugenommen. Laut ECDC kann ein Teil des Anstiegs durch vermehrte Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten zurückgeführt werden. Hinzu komme eine Veränderung im sexuell riskanten Verhalten – beispielsweise das Weglassen des Kondoms.
Tückisch sei, «dass eine Infektion oft (häufiger bei der Frau als beim Mann) ohne oder mit milderen Symptomen verläuft und deshalb lange nicht bemerkt wird», erläutert das BAG weiter. Zu den Spätfolgen einer unbehandelten Gonorrhoe könne bei beiden Geschlechtern Unfruchtbarkeit zählen. «Seltenere Komplikationen sind Entzündungen an Gelenken, Haut, Herz und Bindehaut, Letzteres zum Beispiel ebenfalls bei der Übertragung während der Geburt.»
Heilung bringt die Behandlung mit Antibiotika. Jedoch beunruhigen Meldungen über Stämme, die eine Resistenz aufweisen.