Alljährliche Pollenzeit
Das hilft gegen Heuschnupfen

Was Heuschnupfengeplagte gegen ihre Beschwerden tun können.
Publiziert: 30.03.2021 um 16:18 Uhr
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Ist in unseren Breitengraden die häufigste allergische Erkrankung: Heuschnupfen.
Foto: Getty Images
Martin Müller «Beobachter»

Heuschnupfen ist eine Fehlreaktion: Der Organismus reagiert auf einen eigentlich harmlosen Stoff (hier: das Protein der Pollen). Beim Einatmen oder im direkten Kontakt mit Pollen, die in der Luft schweben, schwellen Bindehaut und Nasenschleimhaut an. Die Symptome ähneln einer Erkältung: Juckreiz (in Gaumen, Nase und Ohren), Niesattacken, Fliessschnupfen, verstopfte Nase, juckende oder tränende Augen.

Heuschnupfen, in der Fachsprache Pollinose genannt, ist in unseren Breitengraden die häufigste allergische Erkrankung. In der Schweiz leiden rund 1,2 Millionen Menschen, also etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung, daran. Bei zwei von drei Betroffenen sind Gräserpollen die Auslöser. Davon hats zwar auf dem Land tendenziell mehr – dennoch leben in städtischen Gebieten überdurchschnittlich viele Allergiker.

Ozon verstärkt Pollen-Allergien

Das hängt vermutlich mit der Luftverschmutzung zusammen: Forscher haben belegt, dass Pollenkörner durch Stickoxide und Ozon derart verändert werden, dass sie leichter Allergien auslösen. Gräserpollen kann man nicht ausweichen, und dies während einer langen Zeit: von Mai bis in den Herbst hinein. Deshalb sind Gräser-Allergiker besonders geplagt.

Bester Ausweg ist die Behandlung mit antiallergischen Medikamenten (Antihistaminika). Die Tabletten, Nasensprays und Augentropfen lindern die Symptome ziemlich zuverlässig. Die früher häufigen Nebenwirkungen (vor allem Müdigkeit) sind bei modernen Präparaten kaum mehr ein Thema.

Wenn es schlimm ist, muss man zum Arzt gehen

Doch bei vielen Betroffenen reicht dies nicht. Sie sollten eine spezifische Immuntherapie ins Auge fassen. Bei dieser sogenannten De- oder Hyposensibilisierung spritzt ein Arzt Pollenallergene ins Fettgewebe des Oberarms. Zu Beginn ganz wenig, dann immer mehr, um den Körper langsam an den Stoff zu gewöhnen.

Damit wird die Ursache der Allergie bekämpft, nämlich die Überreaktion des körpereigenen Immunsystems auf die Pollen. Bevor gespritzt wird, ist eine allergologische Abklärung durch einen Facharzt nötig: Mit Haut- und Bluttests wird ermittelt, gegen was man genau allergisch ist. Die Krankenkasse bezahlt dafür.

Eine solche Behandlung dauert drei bis fünf Jahre. Nach jeder der insgesamt bis zu 50 Spritzen muss man eine halbe Stunde unter ärztlicher Kontrolle warten – gerade für Berufstätige eine Belastung. Darum haben nur wirklich Geplagte genug Ausdauer für diese Strapaze. Dafür ist die Immuntherapie erfolgreich: 80 bis 90 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten berichten von einer deutlichen Linderung der Beschwerden.

Pollen-Allergie kann zu Asthma führen

Ebenso gibt es eine Allergie-Impfung in Tablettenform. Auch sie funktioniert nach dem Desensibilisierungs-Prinzip. Die Tablette wird unter die Zunge gelegt, damit die Mundschleimhaut den Wirkstoff aufnehmen kann. Die aufwendigen Arzttermine entfallen damit. Und: Laut Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Tabletten-Therapie in der Lage, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und die Lebensqualität bei Erwachsenen und Kindern zu steigern.

Unbehandelter Heuschnupfen kann nach einigen Jahren zu allergischem Asthma führen. Dieser sogenannte «Etagenwechsel» – das Problem rutscht im Körper ein Stockwerk nach unten – ist viel schwieriger zu behandeln als der ursprüngliche Heuschnupfen.

Verhaltenstipps für Allergiker

Zu Hause

Die meisten Leute duschen am liebsten morgens – Allergiker aber besser abends. Und: Staubsaugen sollen die andern.

Tipp: Beim Duschen am Abend werden die Pollen von der Haut und aus den Haaren gespült, die sonst auf dem Kopfkissen landen und eingeatmet werden. Darum sollte man auch die Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen oder Wäsche im Freien trocknen lassen. In der Pollensaison lüftet man am besten bei Regen oder in den frühesten Morgenstunden. Ventilatoren wirbeln am Boden liegende Pollen immer wieder neu auf. Pollenfilter im Auto und Pollenschutzgitter an Fenstern können Linderung verschaffen. Staubsaugen und Rasenmähen sollte man anderen überlassen.

Doch aufgepasst: Während Regen die Luft von Pollen befreit, hat Starkregen den gegenteiligen Effekt. Die Pollenkörner erleiden dabei einen sogenannten osmotischen Schock. Sie nehmen zu viel Flüssigkeit auf, fallen mit dem Regen zu Boden und platzen dann auf. Dadurch setzen sie die Allergene frei. Bei starkem Regen sollten Sie das Lüften also ebenfalls vermeiden.

Beim Sport

Windige, sonnige Tage sind eine einzige Qual für Heuschnupfenpatienten. Dennoch müssen sie nicht auf Bewegung draussen verzichten.

Tipp: Nach einem Regenschauer ist die Luft sauber; an windstillen Tagen fliegen weniger Pollen. Eine Sonnenbrille mit Seitenschutz hält Pollen von den Augen fern und schützt die bereits irritierte Augenschleimhaut. Vorsicht mit Outdoor-Sport-Aktivitäten: Unter grosser Beanspruchung reagiert der Körper stärker allergisch als sonst. Wer in medikamentöser Behandlung ist, kann auch draussen Sport betreiben. Aber Achtung: Medikamente spätestens eine Stunde vor dem Sport einnehmen. Beim Joggen und Velofahren ist man der grössten Pollenbelastung ausgesetzt.

Beim Essen

Wenn ein Heuschnupfenpatient im Dezember einen Apfel isst und danach einen Juckreiz an Lippen, Rachen oder Gaumen spürt, können daran die Birkenpollen schuld sein.

Tipp: Bis zu zwei Drittel aller Heuschnupfenpatienten neigen zu sogenannten Kreuzallergien, reagieren also auch auf bestimmte Nahrungsmittel empfindlich, deren Eiweisse ähnliche Strukturen aufweisen. Ob eine Kreuzallergie besteht, kann ein Arzt abklären. Besonders häufig sind folgende Kombinationen: Birkenpollen mit Haselnuss, Walnuss, Mandel, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Kiwi, Rüebli oder Sellerie; Gräserpollen mit Melone, Erdnuss oder Tomate. Auch Honig kann, da er Pollen enthält, zu Beschwerden führen. Viele Nahrungsmittel rufen nur roh Symptome hervor, gekocht oder erhitzt hingegen nicht. Eine allergische Reaktion beim Essen von Früchten kann oftmals bereits verhindert werden, wenn man sie vorher schält oder raffelt.

Medikamente

Antihistaminika blockieren im Körper die Bindungsstellen für den Entzündungsstoff Histamin, der bei Allergikern ausgeschüttet wird und die Symptome hervorruft.

Tipp: Viele Patienten nehmen die Mittel nur dann, wenn sie Beschwerden haben. Die Wirkung ist aber besser, wenn man die Tabletten vorbeugend einnimmt. Am besten beginnt man mit der Einnahme kurz vor der Pollensaison. Die gebräuchlichen Präparate sind in Kleinpackungen (reichen für 10 bis 14 Tage) rezeptfrei erhältlich, in grösseren Mengen nur gegen Rezept. Dann werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Reichen die Medikamente nicht, ist eine ärztliche Untersuchung über eine mögliche Desensibilisierung (siehe Haupttext) angezeigt. In leichteren Fällen genügen allgemeine rezeptfreie antiallergische Präparate wie Nasensprays und Augentropfen. Die Nase mit einer Meersalzlösung zu spülen kann ebenfalls hilfreich sein.

In den Ferien

Damit die Ferien wirklich erholsam werden, sollten Allergiker den Zeitpunkt der Ferien gezielt auswählen und sich über die Pollenbelastung am Reiseziel informieren.

Tipp: Dann verreisen, wenn zu Hause am meisten allergieauslösende Pollen fliegen. Und zwar an Orte, wo dies weniger der Fall ist: auf Inseln, ans Meer oder in die Berge. Als Faustregel gilt: Über 2000 Meter ist die Luft nahezu pollenfrei. Allerdings spielen auch Topographie und Vegetation eine wichtige Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Pollenbelastung auf der Alp Grüm (auf dem Berninapass, auf 2100 Metern) deutlich höher ist als im 500 Meter tiefer gelegenen Davos. Der Grund: In Davos hat es wenig Wind und eine relativ karge Flora. Heuschnupfenpatienten sollten sich vorgängig über die Pollenbelastung von Ferienzielen informieren.

Zu Hause

Die meisten Leute duschen am liebsten morgens – Allergiker aber besser abends. Und: Staubsaugen sollen die andern.

Tipp: Beim Duschen am Abend werden die Pollen von der Haut und aus den Haaren gespült, die sonst auf dem Kopfkissen landen und eingeatmet werden. Darum sollte man auch die Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen oder Wäsche im Freien trocknen lassen. In der Pollensaison lüftet man am besten bei Regen oder in den frühesten Morgenstunden. Ventilatoren wirbeln am Boden liegende Pollen immer wieder neu auf. Pollenfilter im Auto und Pollenschutzgitter an Fenstern können Linderung verschaffen. Staubsaugen und Rasenmähen sollte man anderen überlassen.

Doch aufgepasst: Während Regen die Luft von Pollen befreit, hat Starkregen den gegenteiligen Effekt. Die Pollenkörner erleiden dabei einen sogenannten osmotischen Schock. Sie nehmen zu viel Flüssigkeit auf, fallen mit dem Regen zu Boden und platzen dann auf. Dadurch setzen sie die Allergene frei. Bei starkem Regen sollten Sie das Lüften also ebenfalls vermeiden.

Beim Sport

Windige, sonnige Tage sind eine einzige Qual für Heuschnupfenpatienten. Dennoch müssen sie nicht auf Bewegung draussen verzichten.

Tipp: Nach einem Regenschauer ist die Luft sauber; an windstillen Tagen fliegen weniger Pollen. Eine Sonnenbrille mit Seitenschutz hält Pollen von den Augen fern und schützt die bereits irritierte Augenschleimhaut. Vorsicht mit Outdoor-Sport-Aktivitäten: Unter grosser Beanspruchung reagiert der Körper stärker allergisch als sonst. Wer in medikamentöser Behandlung ist, kann auch draussen Sport betreiben. Aber Achtung: Medikamente spätestens eine Stunde vor dem Sport einnehmen. Beim Joggen und Velofahren ist man der grössten Pollenbelastung ausgesetzt.

Beim Essen

Wenn ein Heuschnupfenpatient im Dezember einen Apfel isst und danach einen Juckreiz an Lippen, Rachen oder Gaumen spürt, können daran die Birkenpollen schuld sein.

Tipp: Bis zu zwei Drittel aller Heuschnupfenpatienten neigen zu sogenannten Kreuzallergien, reagieren also auch auf bestimmte Nahrungsmittel empfindlich, deren Eiweisse ähnliche Strukturen aufweisen. Ob eine Kreuzallergie besteht, kann ein Arzt abklären. Besonders häufig sind folgende Kombinationen: Birkenpollen mit Haselnuss, Walnuss, Mandel, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Kiwi, Rüebli oder Sellerie; Gräserpollen mit Melone, Erdnuss oder Tomate. Auch Honig kann, da er Pollen enthält, zu Beschwerden führen. Viele Nahrungsmittel rufen nur roh Symptome hervor, gekocht oder erhitzt hingegen nicht. Eine allergische Reaktion beim Essen von Früchten kann oftmals bereits verhindert werden, wenn man sie vorher schält oder raffelt.

Medikamente

Antihistaminika blockieren im Körper die Bindungsstellen für den Entzündungsstoff Histamin, der bei Allergikern ausgeschüttet wird und die Symptome hervorruft.

Tipp: Viele Patienten nehmen die Mittel nur dann, wenn sie Beschwerden haben. Die Wirkung ist aber besser, wenn man die Tabletten vorbeugend einnimmt. Am besten beginnt man mit der Einnahme kurz vor der Pollensaison. Die gebräuchlichen Präparate sind in Kleinpackungen (reichen für 10 bis 14 Tage) rezeptfrei erhältlich, in grösseren Mengen nur gegen Rezept. Dann werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Reichen die Medikamente nicht, ist eine ärztliche Untersuchung über eine mögliche Desensibilisierung (siehe Haupttext) angezeigt. In leichteren Fällen genügen allgemeine rezeptfreie antiallergische Präparate wie Nasensprays und Augentropfen. Die Nase mit einer Meersalzlösung zu spülen kann ebenfalls hilfreich sein.

In den Ferien

Damit die Ferien wirklich erholsam werden, sollten Allergiker den Zeitpunkt der Ferien gezielt auswählen und sich über die Pollenbelastung am Reiseziel informieren.

Tipp: Dann verreisen, wenn zu Hause am meisten allergieauslösende Pollen fliegen. Und zwar an Orte, wo dies weniger der Fall ist: auf Inseln, ans Meer oder in die Berge. Als Faustregel gilt: Über 2000 Meter ist die Luft nahezu pollenfrei. Allerdings spielen auch Topographie und Vegetation eine wichtige Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Pollenbelastung auf der Alp Grüm (auf dem Berninapass, auf 2100 Metern) deutlich höher ist als im 500 Meter tiefer gelegenen Davos. Der Grund: In Davos hat es wenig Wind und eine relativ karge Flora. Heuschnupfenpatienten sollten sich vorgängig über die Pollenbelastung von Ferienzielen informieren.

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Beobachter

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

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